Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
dem stand: Das ist es. Das ist dein nächster Schritt. Nur dass er das nicht war. Es ist wirklich gemein, dachte Daisy. Aber außer dem Schicksal und dem Kosmos fiel ihr niemand ein, dem sie dafür die Schuld geben konnte.
Sobald sie an der Galerie vorbei waren, fuhr Chickie wieder schneller. »Wenn du Kunst magst, können wir mal hingehen. Das meiste davon verstehe ich nicht, aber ich mag Bill. Und bei ihm muss ich mir nicht dumm vorkommen, wenn ich nichts verstehe.«
Die Bemerkung riss Daisy augenblicklich aus ihren Träumereien. »Natürlich nicht«, sagte sie. »Warum solltest du?«
»Bei manchen Leuten ist das so«, antwortete Chickie ausweichend. Daisy dachte an den überheblichen Crawford und fragte sich, wie das Leben an der Seite eines so abschätzigen, dominanten Mannes wohl war. Vermutlich trieb es Chickie in den Suff.
Sie legte ihre Hand auf Chickies. »Dann sind es dumme Menschen, und du solltest sie gar nicht beachten.«
»Oh.« Chickie strahlte vor Freude. »Na ja, ich bin nicht so gebildet, weißt du. Ich war nie auf dem College. Ich bin nur eine Ehefrau.«
Daisy runzelte die Stirn. »Wir müssen miteinander reden, Chickie. Du bist nicht nur eine Ehefrau.«
Beschwichtigend tätschelte Chickie Daisys Hand. »Das ist nett von dir, meine Liebe, aber das ist ziemlich genau das, was ich bin.« Dann deutete sie aus dem Fenster und fuhr fort: »Also, dies ist ein hübsches Viertel für den Anfang.« Da merkte Daisy, dass sie aus der Innenstadt herausgefahren und in eine Seitenstraße eingebogen waren, die von alten Häusern verschiedenster Zustände gesäumt wurde. Vor einem hing ein Schild mit der Aufschrift PRESCOTT TIERARZTPRAXIS.
»Hier sind die Häuser bezahlbar, und der Campus ist gut zu Fuß erreichbar«, erklärte Chickie.
Und der Tierarzt auch, ergänzte Daisy im Stillen. Nett und schön nah für Liz und Annie. Nur dass sie nie hier wohnen würden.
Dann bogen sie in die Tacoma Street ein, und sie erblickte das Haus. Es war ein leicht heruntergekommenes viktorianisches Landhäuschen mit einem Buntglasfenster im Eingangsbereich und einer großen Veranda, an der die meisten Holzschindeln fehlten, und einem Holzzaun, der dringend einen neuen Anstrich benötigte, und - das Beste von allem - mit einem ZU-VERKAUFEN-Schild im Vorgarten. »Oh«, stieß sie entzückt aus, und Chickie hielt an.
»Das da?«, fragte sie zweifelnd. »Schätzchen, das ist in einem fürchterlichen Zustand.«
»Ich könnte es renovieren«, erklärte Daisy. »Wenn das Fundament intakt und das Holz nicht voller Termiten ist, kann ich den Rest in Ordnung bringen. Ich bin Künstlerin. Ich kann alles reparieren.«
Chickie fuhr hoch. »Du bist Künstlerin? Das ist ja interessant. Davon hat Linc nichts gesagt. Warte, bis ich das Bill erzähle.«
»Ich würde es gelb anstreichen«, redete Daisy weiter, teils, um Chickie abzulenken, teils, weil die Geschichte ihr zu gefallen begann. »Mit einer blau-weißen Zierkante. Und ich würde die Holzschindeln wieder anbringen. Siehst du, wo an der Seite noch ein paar übrig sind? Die könnte ich als Muster nehmen und mehr davon zurechtschneiden. Es wäre wunderschön.«
Chickie blickte wieder auf das Haus und blinzelte, um es mit Daisys Augen zu sehen. »Möchtest du nicht lieber etwas Neues?«
»Nein«, erwiderte Daisy leidenschaftlich. »Die Menschen schmeißen zu viele Sachen weg, weil sie immer Neues wollen. Aber wenn man die alten Dinge ansieht, haben sie Geschichte und Charakter und Geist. Meine liebsten Sachen sind die, die ich gerettet habe. Sie haben ihre eigenen Geschichten. Und wenn ich sie heil mache, werden sie auch ein Teil meiner Geschichte.« Wieder musterte sie das Haus und seine Proportionen unter der abblätternden gräulichen Farbe. Sicher käme das Sonnenlicht durch die trüben Fenster hereingeflutet, sobald sie sie geputzt hätte. Liz würde ausgestreckt auf den Holzdielen schlafen, von denen Daisy ganz sicher wusste, dass sie da waren. Annie könnte am Verandageländer hochklettern und Menschen wie Vögel anmaunzen. Und Julia käme zu Besuch… »Ich könnte das Haus zu einem wunderbaren Teil meiner Geschichte machen.«
»Das möchte ich sehen«, brachte Chickie leise hervor, während sie weiter das Haus betrachtete. Sie hörte sich wehmütig an. Dann richtete sie den Blick auf Daisy. »Ich würde gern zusehen, wenn du das Haus renovierst. Wäre das in Ordnung?«
Daisy musste schlucken, als sie heraushörte, wie einsam Chickie offensichtlich war. »Klar«,
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