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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Waffenstillstand? Wenigstens vorübergehend. Mal sehen, ob’s klappt. Das mit dem Capisi-Jungen brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären, oder?«
    »Sie wissen doch, dass es nichts zu erklären gibt. Wie kommt es, dass die Polizei den einzigen Augenzeugen von Natalie Keenes Entführung nicht ernst nimmt?« Ich griff zum Stift, um zu zeigen, dass es jetzt offiziell wurde.
    »Wer sagt, dass wir ihn nicht ernst nehmen?«
    »James Capisi.«
    »Eine ausgezeichnete Quelle«, meinte er lachend. »Ich erzähl Ihnen mal was,
Miss
Preaker«, sagte er in einer ziemlich guten Imitation von Vickery, wobei er sogar einen imaginären Ring am kleinen Finger drehte. »Wir pflegen keine neunjährigen Jungen in unsere Ermittlungen einzubeziehen. Und sagen ihnen auch nicht, ob wir ihrer Aussage Glauben schenken.«
    »Und, glauben Sie ihm?«
    »Kein Kommentar.«
    »Wenn Sie die brauchbare Beschreibung einer Mordverdächtigen hätten, würden Sie diese doch publik machen, um die Leute zu warnen, oder? Da dies jedoch nicht der Fall ist, gehe ich davon aus, dass Sie seine Geschichte nicht ernst nehmen.«
    »Wieder kein Kommentar.«
    »Wie ich höre, wurde Ann Nash nicht sexuell missbraucht«, fuhr ich fort. »Gilt das auch für Natalie Keene?«
    »
Ms.
Preaker, ich kann dazu jetzt keinen Kommentar abgeben.«
    »Warum sitzen Sie dann hier und reden mit mir?«
    »Nun ja, erstens weiß ich, dass Sie gestern viel Zeit geopfert haben, um unserem Beamten Ihre Version vom Fund der Leiche zu schildern. Dafür wollte ich mich bedanken.«
    »Meine
Version

    »Jeder erinnert sich anders. Beispielsweise sagten Sie, Natalies Augen seien offen gewesen. Die Broussards behaupten, sie waren geschlossen.«
    »Kein Kommentar«, sagte ich boshaft.
    »Ich neige eher dazu, einer Frau zu glauben, die ihr Geld als Reporterin verdient, als zwei älteren Cafébesitzern«, sagte Willis. »Aber ich wüsste gern, wie sicher Sie sich sind.«
    »Wurde Natalie sexuell missbraucht? Das ist eine private Frage.« Ich legte den Stift weg.
    Er schwieg einen Moment und drehte das Bierglas.
    »Nein.«
    »Ich bin mir sicher, dass sie die Augen offen hatte. Sie waren auch dabei.«
    »Stimmt.«
    »Also brauchen Sie meine Aussage nicht. Und was ist der zweite Grund?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten ›erstens‹ …«
    »Ach ja. Der zweite Grund, weswegen ich mit Ihnen sprechen wollte, ist, ehrlich gesagt – auf Ehrlichkeit scheinen Sie ja Wert zu legen –, dass ich dringend mit jemandem reden muss, der nicht hier wohnt.« Die Zähne blitzten mich an. »Ich weiß, Sie stammen aus Wind Gap. Und ich habe keine Ahnung, wie Sie es so lange hier ausgehalten haben. Ich bin seit letzten August immer wieder hier gewesen und drehe allmählich durch. Nicht, dass Kansas City eine schillernde Metropole wäre, aber es gibt immerhin ein Nachtleben. Ein bisschen Kultur. Menschen.«
    »Sie kriegen das schon hin.«
    »Könnte besser sein. Und es kann noch eine Weile dauern, bis ich hier wieder wegkomme.«
    »Ja.« Ich deutete mit meinem Notizbuch auf ihn. »Also, wie lautet Ihre Theorie, Mr. Willis?«
    »Eigentlich Detective Willis.« Er grinste wieder. Ich trank aus und kaute auf dem krummen Strohhalm. »Darf ich Ihnen einen ausgeben, Camille?«
    Ich nickte und schwenkte das Glas. »Bourbon pur.«
    »Richtig so.«
    Während er an der Theke stand, schrieb ich in schwungvollen Kringeln
Schwanz
auf mein Handgelenk. Er kam mit zwei Gläsern Wild Turkey zurück.
    »So.« Seine Augenbrauen zuckten. »Mein Vorschlag wäre, wir unterhalten uns einfach ein bisschen. Wie zivilisierte Menschen. Bin ganz versessen drauf. Bill Vickery ist nicht gerade scharf auf meine Gesellschaft.«
    »Willkommen im Klub.«
    »Sie sind also aus Wind Gap und arbeiten jetzt für eine Zeitung in Chicago. Die
Tribune

    »
Daily Post
«.
    »Nie gehört.«
    »Kein Wunder.«
    »Was ganz Exklusives?«
    »Sie ist in Ordnung, ehrlich.« Ich war nicht in der Stimmung für charmantes Geplauder, konnte mich nicht mal erinnern, wie so etwas ging. Adora ist die charmante Plaudertasche in der Familie – selbst der Kammerjäger schickt regelmäßig Weihnachtskarten.
    »Sie sind nicht gerade entgegenkommend, Camille. Sagen Sie ruhig, wenn ich gehen soll.«
    Eigentlich sollte er das nicht. Er war nett anzusehen, und seine Stimme hatte eine lindernde Wirkung auf mich. Dass er fremd in der Stadt war, tat ein Übriges.
    »Tut mir leid, dass ich so kurz angebunden bin. War ein hartes Wiederkommen. Und die Story, die ich schreibe, baut

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