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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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ihn klatschen.«
    »Warum können Sie denn nicht den Satz nehmen, den ich möchte?« Ich sah Meredith als Fünfjährige, wie sie im Prinzessinnenkleidchen mit ihrer Lieblingspuppe schimpfte, weil die ihren imaginären Tee verschmähte.
    »Weil er vielem widerspricht, was ich über die Mädchen gehört habe, und weil niemand so redet. Es klingt künstlich.«
    Noch nie hatte ich ein so erbärmliches Duell geführt, es verstieß gegen mein Arbeitsethos, aber ich wollte die verdammte Story. Meredith spielte mit ihrer silbernen Halskette und musterte mich dabei.
    »Sie hätten Model werden können, wissen Sie das?«, meinte sie plötzlich.
    »Das möchte ich bezweifeln.« Wann immer man mich hübsch nannte, dachte ich an die hässlichen Dinge, die unter meinen Kleidern wimmelten.
    »Doch, hätten Sie. Als Kind wollte ich immer wie Sie sein. Immerhin sind unsere Mütter befreundet, daher wusste ich, dass Sie in Chicago leben. Also stellte ich Sie mir in einem riesigen Herrenhaus mit lockenköpfigen Kindern und einem Hengst von Investmentbanker vor. Morgens sitzen Sie alle zusammen in der Küche und trinken Orangensaft, dann steigt er in seinen Jaguar und fährt zur Arbeit. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    »Und wie. Klingt aber nett.« Ich biss noch mal in das Törtchen. »Erzähl mir was über die Mädchen.«
    »Ganz der Profi, was? Die Freundlichste waren Sie ja nie. Ich erinnere mich, dass Sie noch eine Schwester hatten, die gestorben ist.«
    »Meredith, darüber können wir uns gern ein anderes Mal unterhalten. Heute geht es mir um die Story. Danach können wir unseren Spaß haben.« Ich hatte nicht vor, auch nur eine Minute länger zu bleiben als unbedingt nötig.
    »Na schön. Ich glaube, ich weiß … warum man den Mädchen die Zähne …« Sie machte eine entsprechende Geste.
    »Wieso?«
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass alle die Augen davor verschließen«, sagte sie und schaute sich um. »Sie haben es aber nicht von mir, okay? Ann und Natalie haben nämlich andere Menschen gebissen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie waren beide so. Und jähzornig. Richtig unheimlich. Wie manche Jungen. Aber sie schlugen nicht zu. Sie bissen. Hier.«
    Sie streckte die rechte Hand aus. Knapp unter dem Daumen konnte ich drei weiße Narben erkennen, die im Nachmittagslicht aufschimmerten.
    »Die sind von Natalie. Und das hier.« Sie schob die Haare zur Seite. Ein Stück ihres linken Ohrläppchens fehlte. »Sie hat mir in die Hand gebissen, als ich ihr die Nägel lackierte. Mittendrin hatte sie wohl keine Lust mehr, und ich sagte, ich wolle es noch zu Ende machen. Als ich ihre Hand hinunterdrückte, hat sie mich gebissen.«
    »Und das Ohrläppchen?«
    »Ich habe einmal bei ihnen übernachtet, weil mein Auto nicht ansprang. Ich schlief im Gästezimmer und weiß nur, dass auf einmal alles voller Blut war und mein Ohr wahnsinnig brannte. Ich wollte weg von dem Schmerz, aber er klebte an meinem Kopf. Und Natalie brüllte, als stünde
sie
in Flammen. Das Schreien war noch schlimmer als der Biss. Mr. Keene musste sie festhalten. Das Mädchen hatte echte Probleme. Wir suchten nach meinem Ohrläppchen, weil wir hofften, ein Arzt könnte es wieder annähen. Aber es war weg. Sie hatte es wohl verschluckt.« Meredith lachte keuchend. »Eigentlich tat sie mir nur leid.«
    Glatte Lüge.
    »War Ann genauso schlimm?«
    »Noch schlimmer. Überall in der Stadt laufen Menschen mit den Abdrücken ihrer Zähne herum. Ihre Mutter Adora eingeschlossen.«
    »Wie bitte?« Meine Hände schwitzten, mein Nacken wurde ganz kalt.
    »Ihre Mom hat ihr Nachhilfe gegeben, und Ann hat es nicht verstanden. Flippte völlig aus, riss Ihrer Mom Haare aus und biss sie ins Handgelenk. Richtig fest. Ich glaube, es musste sogar genäht werden.« Adoras dünner Arm zwischen ihren kleinen Zähnen, Ann, die sich wie ein Hund schüttelt, rote Flecken, die auf dem Ärmel meiner Mutter erblühen, auf Anns Lippen auch. Ein Schrei, dann Erlösung.
    Ein kleiner gezackter Kreis und mittendrin eine kleine Stelle makelloser Haut.

11 . Kapitel
    M ehrere Anrufe von meinem Zimmer aus, von Mutter keine Spur. Ich konnte hören, wie Alan unten mit Gayla schimpfte, weil sie das Filet falsch geschnitten hatte.
    »Es mag dir banal erscheinen, aber sieh es mal so: Es sind gerade die banalen Details, die den Unterschied zwischen einem normalen Essen und einer echten Gaumenfreude ausmachen.« Gayla gab einen zustimmenden Laut von sich. Selbst ihr »Hm« klang näselnd.
    Ich rief

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