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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Kunst ausübten, Fleisch schmorten, Fische und Würste brieten und Soßen kreierten.
    Nachdem sie an einem Tisch in der hintersten Ecke Platz genommen hatten, bestellte Cole die Schlammkäfer-Vorspeise und ein Bier vom Fass. »Das wird dir schmecken, ich versprech’s dir«, sagte er über das Stimmengesumm und die Jazzmusik aus verborgenen Lautsprechern hinweg.
    »Du machst mir keine Angst, Herr Verteidiger. Ich bin mit Flusskrebsen groß geworden.«
    »Nein, wirklich?«, sagte er, und ihm sprühte der Schalk aus den Augen. Ach, es war so einfach, mit ihm wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen. Eves Gedächnis mochte lückenhaft sein, aber sie erinnerte sich deutlich daran, wie sehr sie ihn geliebt hatte.
    Schäumende Bierkrüge und ein Eimerchen mit leuchtend roten, scharf gewürzten Garnelen wurden serviert, und sie griffen zu, knackten die Schalen und tunkten die Schwänze in Peperoni-Soße. Eve bestellte ein würziges Gumbo mit Meeresfrüchten, Wurst und Okra, während Cole sich für Jambalaya entschied, die Spezialität des Hauses.
    Zum ersten Mal an diesem Tag konnte Eve sich entspannen, und die Kopfschmerzen, mit denen sie seit Wochen zu kämpfen hatte, ließen nach. Sie und Cole plauderten über Belangloses – keiner von beiden wollte an die brutalen Morde, seine Zeit in Untersuchungshaft oder die komplizierte Vielschichtigkeit ihrer Beziehung denken.
    Für den Moment konnten sie den Rest der Welt und den Alptraum, in dem sie lebten, in den dunkelsten Winkel der Nacht verdrängen. Eve fragte sich, wo sie beide jetzt wohl stünden, welchen verschlungenen Pfaden ihre Beziehung gefolgt wäre, wenn jene eine Nacht anders verlaufen wäre.
    Wenn Roy sie nicht angerufen hätte …
    Wenn sie nicht zur Hütte gefahren wäre …
    Wenn sie nicht so sicher gewesen wäre, Cole dort gesehen zu haben, die Pistole in der Hand …
    Roy war nicht mit einer Schusswaffe, sondern mit einem Messer getötet worden, doch auf sie war mit einer Handfeuerwaffe geschossen worden, und diese Waffe war und blieb verschwunden.
    »… und deshalb hoffe ich, sobald ich wieder auf die Beine gekommen bin, aus diesem Dreckloch auszuziehen«, sagte Cole und fixierte sie auf eine Art mit seinen blauen Augen, dass sie unruhig wurde.
    »Und wohin willst du ziehen?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Vielleicht.« Sie lächelte ihn an und war sich bewusst, dass sie flirtete.
Tu’s nicht, Eve. Lass dich nicht einlullen … Es ist zu früh. Noch immer geschehen zu viele grauenhafte, unerklärliche Dinge.
    Er zwinkerte ihr zu, und sie schmolz innerlich dahin. »Wir werden sehen.«
    Sie tranken noch in Ruhe einen Kaffee und teilten sich zum Nachtisch Crème Brûlée mit Espressogeschmack und Pralinen.
    Er zahlte in bar, dann traten sie hinaus in die milde Nacht. Während sie über die Straße zu seinem Jeep gingen, fasste Cole ihre Hand und schob seine Finger zwischen ihre. »Nun, was meinst du?«, fragte er.
    »Wozu?«
    »Zu allem, was um uns herum passiert.«
    »Müssen wir jetzt daran denken?«, fragte sie, unwillig, die Unbeschwertheit des Abends enden zu lassen.
    »Wir haben wohl keine Wahl«, sagte er, und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, klingelte Eves Handy. Sie warf einen Blick auf das Display und entschied, den Anruf nicht anzunehmen. »Irgendein Fernsehsender«, erklärte sie seufzend. »Ich will nicht mit denen reden.«
    »Dann lass es.«
    Er schloss die Tür auf. Eve wollte gerade an der Beifahrerseite einsteigen, als ein seltsames Gefühl sie beschlich, als ob jemand sie anstarrte, der ihr Übles wollte. Sie hielt inne und blickte sich um.
    »Was ist?« Cole schien ihr Unbehagen zu spüren. »Hast du etwas gesehen?«
    Eve schüttelte den Kopf und sagte: »Nein. Ich bin wohl überreizt. Zu viel Schreckliches ist passiert.«
    Er schlug die Tür zu, und sie behielt den Seitenspiegel im Auge, beobachtete den von Straßenlaternen beleuchteten Gehsteig.
    Sie hörte Hufgetrappel, dann rollte ächzend eine von Mauleseln gezogene Kutsche vorbei.
    Ein Schatten tauchte im Spiegel auf.
    Eve erstarrte.
    Für einen Augenblick trat eine hohe, dunkle Gestalt aus dem Schatten.
    Sie drehte sich auf ihrem Sitz um, doch gerade in diesem Moment fuhr ein Lieferwagen über die Kreuzung und versperrte ihr kurz die Sicht. Als Eves Blickfeld wieder frei wurde, war die schattenhafte Gestalt nicht mehr zu sehen.
    »Irgendwas stimmt nicht«, stellte Cole mit gepresster Stimme fest und stieg in den Jeep.
    »Ich dachte gerade, ich hätte jemanden

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