Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Seite abwärts, bis er auf den Namen stieß, den er in Faith Chastains Akte entdeckt hatte. »Hieß er vielleicht Father Paul Swanson?«
Sie zögerte, ihre Tasche in der Hand. »Ja, ich glaube, das war der Name.«
Bentz nahm sich vor, den Geistlichen ausfindig zu machen. »Können Sie sich vielleicht auch noch an weitere Personen erinnern, die zu der Zeit, als Faith ihr Kind zur Welt brachte, im Krankenhaus beschäftigt waren? Oder an die Patienten? Das würde mir möglicherweise weiterhelfen.«
»Es ist fast dreißig Jahre her.«
»Ich weiß«, sagte Bentz mit einem schmalen Lächeln. Er spürte förmlich das Ticken der Uhr. Montoya würde toben, weil er so spät kam. »Hier ist eine unvollständige Liste. Vielleicht helfen diese Namen Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.« Er schob ihr die drei Seiten zu. Darauf standen die Namen von Patienten, deren Akten Eve in dem Schrank auf dem Dachboden gesehen zu haben glaubte. Bentz hatte selbst noch weitere Namen hinzugefügt, die er den Notizen in Faith Chastains Akte entnommen hatte, darunter Dr. Terrence Renner und Simon Heller sowie andere, die er nicht kannte, wie zum Beispiel Father Paul Swanson.
Ellen Chaney nahm die Papiere auf und überflog die erste Seite. »Ach ja. Enid Walcott. Sie war eine liebe kleine Frau, solch ein trauriger Fall. Zu nervös, um stillzusitzen oder zu essen oder sonst etwas zu tun, und sie war gegen viele Medikamente allergisch. Oh, und Neva. Sie lebte völlig in ihrer eigenen Welt. Ein schwer autistisches Kind.« Sie blätterte um und stockte. Schock zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »O nein … Lieber Himmel …« Sie hob hastig den Blick und ließ die Blätter auf den Schreibtisch fallen.
»Was denn?«
Mrs Chaney schauderte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Wahrscheinlich sollte ich besser den Mund halten, aber diese Person …« Sie deutete auf den Namen Ronnie Le Mars. »Ich habe in meinem ganzen Leben niemanden wie ihn kennengelernt – ich meine, eigentlich dürfte es das doch gar nicht geben, dass jemand durch und durch böse auf die Welt kommt, schließlich glaube ich an Jesus Christus, unseren Heiland, und an die Erlösung durch das Gebet und dass jeder gerettet werden kann, aber … aber dieser hier, Ronnie, der hätte einem eher ein Messer an die Kehle gesetzt, als einem in die Augen zu sehen.«
»Wessen Blut war das?«, flüsterte Eve, als sie endlich im Auto saßen und das Haus hinter sich ließen. »Das ganze Bett war blutgetränkt. Wessen Blut war das?«
»Ich weiß es nicht.« Cole spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Nacht hinaus. Sie hatten die Katze, Schlafsäcke und Kissen sowie ein paar Gegenstände des persönlichen Bedarfs aus dem Haus geholt, in dem die Polizei noch immer bei der Arbeit war, und in den Jeep geladen. Zwar gab es in diesem Fall keine Leiche, es schien kein weiterer Mord geschehen zu sein, doch das viele Blut in Eves Zimmer und die rätselhafte Botschaft an der Wand, die sich wahrscheinlich auf Cole bezog, bestärkte die Polizei in der Überzeugung, dass dieser jüngste Vorfall in Verbindung mit dem Verbrechen im Our Lady of Virtues stand. Eves Haus galt als Nebenschauplatz für die Mordermittlungen insgesamt.
»Er wird doch nicht Blut von Schwester Vivian genommen und über die Puppe und das Bett gegossen haben?«, fragte sie. Die Vorstellung war so widerwärtig, dass ihr die Worte kaum über die Lippen kamen.
»Ich habe keine Ahnung, wozu er fähig ist.«
Eve sah aus dem Fenster zu den Lichtern der Stadt hinaus und versuchte, sich zu fassen.
Samson in seinem Transportkorb auf dem Rücksitz begann zu jaulen.
»Wohin auch immer du uns bringst – beeil dich, bevor Samson uns beide in den Wahnsinn treibt.«
»Es ist nicht mehr weit«, sagte Cole, doch zu Eves Erstaunen fuhr er nicht zu dem kleinen Bungalow, wo er Stunden zuvor seine Sachen geholt hatte. Die Wohnung, in die er sie stattdessen brachte, war allerdings nicht besser. Wenn möglich, war sie sogar noch schäbiger, eine heruntergekommene Ein-Zimmer-Atelierwohnung, unmöbliert, deren dünne Wände die Hitze des Tages zu speichern schienen.
»Was ist das?«, fragte sie, als er die Schlafsäcke auf den Boden warf.
»Ich betrachte es als Unterschlupf.«
»Hmmm …« Sie sah sich in dem Zimmer um. »Alles, was hier fehlt, ist ein Zehn-Liter-Eimer Lysol, etwas Farbe, neuer Teppichboden, neue Armaturen und, nicht zu vergessen, Möbel. Vielleicht noch ein paar Zierkissen und Bilder an den Wänden. Dann
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