Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Montoya sie in unterkühltem Ton.
»Ich habe verstanden«, sagte sie. »Du willst, dass ich gehe.« An Eve gewandt fuhr sie fort: »Dann will ich nicht länger stören – aber wenn Sie mal Lust haben, sich mit mir zu einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein zu treffen, rufen Sie mich einfach an.« Sie zog ihr Portemonnaie aus der Handtasche und nahm eine Visitenkarte heraus. »Hier finden Sie auch meine Geschäfts- und Handynummer.«
»Danke«, sagte Eve.
Montoya kochte innerlich, biss aber die Zähne zusammen.
Abby warf ihm eine Kusshand zu. »Bis später, Schatz.« Damit verschwand sie raschen Schrittes die Straße entlang.
Montoya murmelte eine bissige Bemerkung über starrsinnige Frauen und sah ihr nach, wobei sein Blick kurz an ihrem Hintern hängenblieb. »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Aber ich denke, wir sind hier sowieso vorerst fertig.«
»Dann können wir jetzt gehen?« Auch Cole folgte Abby mit dem Blick. »Ehe die Schlösser ausgewechselt sind, wird Eve hier nicht mehr übernachten.«
»Das klingt vernünftig«, pflichtete Montoya ihm widerwillig bei. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Ihnen noch etwas dazu einfällt, wer die Botschaft geschrieben haben könnte. Es muss da jemanden geben, der Ihnen ans Leder will.«
Cole zuckte nicht mit der Wimper.
Montoya erriet, dass der Scheißkerl glaubte, seine ärgsten Feinde seien die von der Polizei. Und ehrlicherweise musste sich der Detective eingestehen, dass Cole Dennis in diesem Punkt nicht unrecht hatte.
»Ich rufe an, wenn mir etwas einfällt.«
Klar, dachte Montoya und sah auf die Uhr. Wo zum Kuckuck steckte Bentz? Als die Meldung zu dem Vorfall bei Eve Renner einging, hatte Montoya sofort seinen Kollegen angerufen, und der hatte behauptet, er sei bereits unterwegs. Falls der Mistkerl sich Zeit ließ, um noch zu vögeln, wie Montoya ihm geraten hatte, würde er ihm eigenhändig den Hals umdrehen. Allerdings sähe das Bentz ganz und gar nicht ähnlich. Montoya griff noch einmal zu seinem Handy …
Peng!
Der Detective erstarrte mitten in der Bewegung. Er winkte einen Officer heran, der neben der Veranda stand. »War das ein Schuss?«
»Ich glaube, ja.«
Cole, bereits auf dem Weg zu seinem Jeep, fuhr herum in die Richtung, aus der der Knall gekommen war.
Peng!
»Scheiße!« Montoyas Hand fuhr zur Waffe. Da lief gerade etwas gewaltig schief. Er fing den Blick des verdammten Anwalts auf. »Ja, nur zu, Sie dürfen gehen. Vorerst.« Und dann setzte er sich in Bewegung, griff im Laufen nach seinem Funkgerät und sprach in abgehackten Sätzen hinein. »Detective Reuben Montoya«, sagte er und gab seine Dienstnummer an. »Schüsse. Irgendwo in der näheren Umgebung der St. Charles.« Er rasselte Eves Adresse herunter. »Ich weiß nicht … sehe jetzt nach. Schicken Sie Verstärkung!«
»Wo steckt eigentlich Tiggs?«, fragte einer der uniformierten Polizisten.
»Er wollte mit den Nachbarn sprechen …« Montoyas Blick wanderte die Straße entlang in die Richtung, in die Tiggs sich vor weniger als zehn Minuten entfernt hatte. Sämtliche Nachbarn hatten sich auf den Schuss hin umgedreht, doch Montoya entdeckte unter ihnen keinen Uniformierten.
Scheiße!
Er lief zu seinem Wagen. Das Funkgerät knisterte, und die Stimme von der Leitstelle bestätigte, was er bereits befürchtet hatte. »Polizist erschossen!«
Montoya schrie einem Streifenpolizisten zu, er solle den Tatort sichern, während der Kollege aus der Funkzentrale den Ort der Schießerei durchgab.
Keine drei Blocks entfernt, auf dem Parkplatz eines Restaurants.
Herr im Himmel, die Sache wurde von Minute zu Minute schlimmer.
Er zitterte innerlich.
Hatte Angst.
Sein Magen krampfte sich zusammen, während er in Panik aus der Stadt hinausfuhr, immer wieder in den Rückspiegel sah, nie ganz sicher, ob er nicht doch verfolgt wurde. Er war in der falschen Richtung vom Parkplatz gerast, hatte gewendet, dann dasselbe Manöver wiederholt und viermal den Fluss überquert, ehe er schließlich die richtige Richtung einschlug und die Lichter von New Orleans hinter sich ließ. Zum Stadtrand hin wurde der Verkehr spärlicher. Doch erst als er sich auf der zweispurigen Straße durch Wald- und Sumpfgebiete befand und keine Scheinwerfer mehr im Rückspiegel sah, atmete er erleichtert auf. Zweimal sah er an Stellen, wo die Straße eine weite Strecke geradeaus verlief, die Rücklichter eines anderen Fahrzeugs vor sich, doch er nahm den Fuß vom Gas, bis sie wieder aus seinem Blickfeld
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