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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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einlassen würde.
    Deshalb wäre es wirklich nett von ihrem Vater gewesen, wenn er seinen Einfluss geltend gemacht hätte, um ihr ein paar Türen zu öffnen.
    Sie sah durch die Bäume und dichter werdenden Schatten hinüber zum Kloster und sagte sich, dass es wohl sinnlos wäre. Die Klinik hingegen sollte kein Problem darstellen, sofern es ihr gelang, die Mauer zu überwinden.
    Sie blickte zum bedrohlich grauen Himmel auf. Gerade fielen die ersten Regentropfen. Es war schon dunkel wie zur Abenddämmerung, deshalb musste sie sich beeilen. Sie war nicht unvorbereitet gekommen: Außer ihrer Kamera hatte sie auch etwas Werkzeug, eine starke Taschenlampe und natürlich ihr Pfefferspray bei sich.
    Der Wind strich ihr über den Nacken, während sie im Dämmerlicht die verwitterten Grabsteine und die teils über-, teils unterirdisch angelegten Familiengrüfte betrachtete.
    Kristi kämpfte das aufsteigende Unbehagen nieder, machte noch ein paar Bilder vom Friedhof, dann stieg sie in ihr Auto, fuhr weiter in Richtung Kloster und suchte nach der Zufahrtsstraße zur alte Klinik. Sie kannte die Lage aus den Erzählungen ihres Vaters, der ihr davon berichtet hatte, als das letzte Mal ein Serienmörder im Umfeld des Our Lady of Virtues sein Unwesen trieb. Angeblich gab es eine Zufahrt, die zu den Garagen und Wirtschaftsgebäuden des Klosters führte, und einen Fußweg zwischen Lebensbäumen hindurch bis zu einem Tor in dem Zaun, der das Gelände umgab. Diesen Weg benutzten, soweit sie wusste, die Nonnen aus dem Kloster sowie die Gärtner und andere Angestellte als Abkürzung.
    Nun sah Kristi sich zum ersten Mal selbst vor Ort um.
    Der Regen wurde stärker, und sie setzte ihre Kapuze auf. Bei den Garagen angekommen, fand sie einen Pick-up vor, der dort geparkt stand, sowie einen verrostenden Müllcontainer. Am Zaun entlang wuchs eine Hecke. Kristi ging weiter unter den tropfenden immergrünen Büschen hindurch, bis sie einen fast zugewucherten gepflasterten Weg entdeckte. Diesem folgte sie, wobei nasse Zweige ihre Schultern peitschten.
    Der Weg führte zu einem verrosteten Tor, das offen war. Kristi trat hindurch und stand nun auf dem Klinikgelände. Durch einen Baldachin aus Zweigen, die gerade die ersten Blätter trieben, sah sie das dunkle Dach der Anstalt.
    Ein Frösteln überlief sie, doch im nächsten Moment kam sie sich selbst albern vor. Sie nahm sich zusammen und zückte ihre Kamera, um ein paar Fotos zu machen. Sie durfte sich jetzt nicht von unbegründeter Angst aufhalten lassen. Mittlerweile goss es in Strömen. Kristi folgte mit gesenktem Kopf dem Trampelpfad, zwischen Kiefern und Immergrünen Eichen hindurch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie hatte das Gefühl, in eine andere Welt geraten zu sein, auf einem dunklen, bedrohlichen Weg, der sich durch den Schmerz und das Elend der Vergangenheit wand. Als sie sich dem Klinikgebäude näherte, schoss sie noch ein paar Fotos und dachte an die Menschen, die hier gelebt hatten, fehldiagnostiziert und falsch behandelt, gefangen hinter den düsteren Mauern dieser Anstalt.
    Ihr Handy klingelte. Sie zuckte zusammen, dann stellte sie fest, dass es wieder einmal ihr Vater war, und sie beschloss, ihn zu ignorieren. Er würde fragen, was sie gerade tat, und dann musste sie entweder lügen, was er immer zu spüren schien, oder ihm die Wahrheit sagen, woraufhin er fuchsteufelswild werden und wieder einmal versuchen würde, ihr ihre Pläne als Krimiautorin auszureden.
    Doch davon wollte Kristi nichts hören.
    Schließlich war sie ein erwachsener Mensch.
    Sie schaltete das Handy auf Vibrationsalarm und ging weiter. Sobald sie hier fertig war, würde sie ihn anrufen. Sie hatte seine früheren Nachrichten abgehört und wusste, dass er sich mit ihr zum Abendessen treffen wollte, doch das passte ihr gerade gar nicht. Nein, sie würde nicht schon wieder seinetwegen ihre Pläne über den Haufen werfen.
    Und wenn er es sich anders überlegt hat, wenn er endlich doch bereit ist, dir etwas über den Fall zu verraten?
    Das konnte warten.
    Zumindest noch ein paar Stunden.
    Stirnrunzelnd ging sie weiter durch Pfützen und nasses Laub, das noch vom vorigen Herbst liegen geblieben war.
    Je näher sie der Anstalt kam, desto deutlicher erkannte sie die Zeichen des Verfalls: den bröckelnden Putz, die herabgestürzten Dachziegel, die zerbrochenen Fenster, wucherndes Unkraut und Ranken. Das Gebäude, einst prächtig und imposant, sah nun bedrohlich und trostlos aus. Wieder kam die Kamera zum

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