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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Einsatz; Kristi fotografierte verrostete Dachrinnen, grausige Fratzen im Stuck der Fassade und schwarze Fensterhöhlen. Was für ein gruseliger, geradezu dämonischer Ort.
    Herrlich!
    Die Fotos wurden bestimmt sehr effektvoll. Doch nun musste sie sich beeilen – zwar blieben ihr bis Sonnenuntergang noch ein paar Stunden, doch wegen des Unwetters war es bereits düster wie in der Abenddämmerung.
    Wie sollte sie in diese Festung eindringen?
    Sie sah, dass die Fenster neben der Hintertür vernagelt waren, und ihr war klar, dass sie wahrscheinlich nur ihre Zeit vergeudete, aber sie stieg dennoch die Treppe zum Lieferanteneingang hinauf und drückte die Klinke. Mit einem kaum hörbaren Knirschen öffnete sich die Tür.
    Kristi zögerte.
    Eine unverschlossene Tür – das kam ihr merkwürdig vor.
    Aber vielleicht hatten die Nonnen sie offen gelassen. Vielleicht war nach dem letzten Mord einfach vergessen worden, sie abzuschließen. Wie auch immer, für sie war dieser Umstand ein Gottesgeschenk.
    Sie trat ein.
     
    Es goss wie aus Kübeln, als Eve ihren Wagen in der Nähe des Gallagher’s parkte. Sie hastete durch den Regen und betrat das Lokal, in dem Berufstätige nach Feierabend die Happy Hour nutzten und das heimelige Ambiente der Bar genossen. Blauer Dunst waberte durch den Raum, und eine Jazz-Band spielte, halb übertönt von Stimmengewirr und Gelächter. Die Leute drängten sich auf der Tanzfläche, Kellnerinnen liefen geschäftig umher und Aushilfen räumten die Tische ab. Nicht gerade der geeignete Ort für ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen, aber vielleicht brauchte Anna jetzt Lärm und Leute und ganz allgemein die Single-Szene um sich herum.
    Eine Bedienung wies den Gästen Tische zu.
    »Ich suche eine Frau namens Anna«, sagte Eve. Sie musste fast schreien. »Ich bin Eve.«
    »Was?«
    »Schon gut. Ich finde sie allein.« Eve bahnte sich einen Weg durch das verrauchte Lokal, zwängte sich zwischen Tischen und Nischen hindurch und stieß mit Leuten auf der Tanzfläche zusammen, doch Anna war nirgends zu sehen. Als Eve eine weitere Runde drehte, bemerkte sie schließlich einen freien Platz, an dem ein Drink stand. Im Aschenbecher daneben lag eine Zigarette, und über der Lehne hingen ein Schal sowie ein nasser Mantel, die Eve als die Kleidungsstücke ihrer Schwägerin erkannte. Sogar Annas Handtasche stand auf der Sitzbank. Was dachte sie sich nur dabei? Wie leicht hätte jemand die Tasche im Vorbeigehen mitnehmen können. Eve schaute sich auf der Tanzfläche um, sah Anna jedoch nicht und kam zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich den Waschraum am Ende eines kurzen Flurs aufgesucht hatte.
    Sie nahm Annas Handtasche an sich und ging in Richtung der Toiletten. Unterwegs wurde sie von einem großen Mann angerempelt, der ihr entgegenkam. Dabei fiel ihr die Tasche aus der Hand, und der Inhalt verteilte sich auf dem Boden.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Mann und bückte sich gleichzeitig mit ihr, um die Sachen aufzuheben. »Ich helfe Ihnen.«
    »Nein, ich kann …« Seine Hand legte sich so schnell über ihren Mund, dass sie keinen Laut herausbrachte, und etwas ekelhaft süßlich Riechendes drang ihr in Nase und Mund. Zu spät versuchte sie zu schreien, sich zu wehren; schon gehorchten ihr Arme und Beine nicht mehr, und die paar kraftlosen Schläge, zu denen sie noch fähig war, konnten ihrem Angreifer nichts anhaben. Rasch zerrte er sie durch eine Hintertür hinaus auf eine Gasse.
    Der Wind trieb Regenschleier vor sich her.
    Sie versuchte noch immer, sich zu wehren, konnte aber kaum mehr stehen. Ihre Knie waren weich, ihr Bewusstsein begann sich zu trüben. Eve blinzelte, versuchte, die Benommenheit abzuschütteln. Sie taumelte, als hätte sie zu viel getrunken, und ihr wurde klar, dass niemand Verdacht schöpfen und ihr zu Hilfe kommen würde. Niemand käme auf die Idee, dass etwas nicht stimmte. Sie wirkte wie eine betrunkene Frau, die von ihrem fürsorglichen Mann zum Auto begleitet wurde.
    Nein!,
versuchte sie zu schreien, doch sie brachte kaum einen Laut heraus.
    Dann sah sie ihn: den dunklen Pick-up, der ihr von Atlanta bis hierher gefolgt war. Sie kämpfte gegen die Wirkung des Äthers an, gegen die aufsteigende Übelkeit, doch es war vergebens.
    Eve verlor das Bewusstsein.

[home]
    34.
    D ie Zimmernummern stimmten. Bentz hatte den Großteil des Tages damit zugebracht, Freunde und Verwandte von Ronnie Le Mars aufzuspüren. Er hatte eine grobe Skizze vom Grundriss des Klinikgebäudes

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