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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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war.
    Und irgendwo weinte eine Frau.
    Eve versuchte sich zu konzentrieren und drohte doch schon wieder besinnungslos zu werden. Da sah sie flüchtig sein Gesicht im Spiegel – ein Gesicht, dass ihr bekannt vorkam. Diese Augen. Herrgott, es waren die gleichen, die sie damals vor all den Jahren angestarrt hatten, unverhohlen lüstern und abgrundtief böse. Angst packte sie, doch die Wirkung der Droge war stärker. Eve konnte die Augen nicht offen halten, vermochte nicht klar zu denken.
    Während ihr die Sinne schwanden, hörte sie noch, dass irgendwo weit entfernt eine Tür geöffnet wurde. Der Singsang verstummte abrupt. Das leise Weinen ging in einen langen, gequälten, halb erstickten Schrei über …
    Und dann war da nichts mehr als die Dunkelheit, die sie umfing.
     
    Im Klinikgebäude wurde es von Minute zu Minute dunkler. Kristi hatte im Erdgeschoss viel Zeit mit Fotografieren verbracht, war durch die Flure gewandert und hatte versucht, sich vorzustellen, wie die Anstalt vor zwanzig Jahren ausgesehen haben mochte, mit Patienten, uniformiertem Pflegepersonal und den stets wachsamen Nonnen in ihrer Ordenstracht.
    Es war Zeit zum Aufbruch, doch es drängte sie, wenigstens noch die Etage aufzusuchen, auf der Faith Chastain ihr Zimmer gehabt hatte. Die Treppe knarrte, als sie hinaufeilte, und das verzückte Gesicht der Madonna in dem bleiverglasten Fenster auf dem Absatz wirkte im trüben Licht seltsam bedrohlich. Das runde Fenster war völlig unversehrt, jede bunte Facette intakt, im Gegensatz zu so vielen anderen Scheiben. Kristi machte ein paar Aufnahmen davon und lief dann weiter zum Raum mit der Nummer  307 , Faith Chastains Zimmer.
    Die Tür ließ sich beinahe geräuschlos öffnen, und sie trat in den leeren Raum mit dem großen dunklen Fleck auf dem Boden. Hier fotografierte sie ebenfalls. Auch wenn sie später nicht alle Bilder verwendete – wer konnte wissen, wann sie noch einmal herkommen würde? Dies war ihre Chance.
    Ihr Handy vibrierte, doch sie ignorierte es und lief weiter in Richtung des Aufgangs zum Dachboden, wo die Leiche der Nonne gefunden worden war. Bei dem Gedanken daran musste Kristi sich zusammennehmen, damit ihre Phantasie nicht mit ihr durchging.
    Im Schein der Taschenlampe fand sie die Wäschekammer und darin, hinter einer Regalwand verborgen, eine weitere Tür. Kristi öffnete sie und leuchtete die Wendeltreppe hinauf, die sich um den Kamin wand. Dutzende Fußspuren zeugten davon, dass hier kürzlich ein großes Polizeiaufgebot seine Arbeit getan hatte.
    Jetzt oder nie, sagte Kristi zu sich selbst, überwand ihre Furcht und stieg die Treppe hinauf. Als sie auf dem Dachboden angelangt war und den Lichtstrahl der Taschenlampe umherwandern ließ, sah sie das Blut – einen dunklen Fleck und mehrere kleinere Tropfen.
    Ihr wurde flau im Magen.
    Und da war noch etwas … Zeichen auf dem Boden, wahrscheinlich von den Forensikern aufgemalt. Kreise, die anscheinend Löcher im Fußboden markierten. Kristi beugte sich über eines davon und spähte in das darunterliegende Zimmer.
    Wie sonderbar.
    Und spannend!
    Sie blickte durch ein zweites Loch und erkannte an dem dunklen Fleck auf dem Boden, dass es sich um Zimmer 307 handelte. Faith Chastains Zimmer. Erregung erfasste sie. Inzwischen war es zum Fotografieren zu dunkel, von dem Zimmer unter ihr war kaum noch etwas zu erkennen. Sie musste unbedingt noch einmal bei Tageslicht herkommen.
    Am besten gleich morgen früh.
    Hoffentlich regnete es dann nicht mehr.
    Sie drehte sich um und wollte gerade die Treppe wieder hinuntersteigen, als sie ein Geräusch hörte: das leise, unverkennbare Klicken eines Schlüssels im Schloss.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Sie kämpfte ihre Angst nieder und ermahnte sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht war eine der Nonnen hereingekommen. Oder ein Handwerker oder Gärtner, der einen Schlüssel besaß.
    Oder der Mörder.
    Nein, nein … Nicht daran denken. Das sind doch Hirngespinste. Vielleicht hast du dir das Geräusch auch nur eingebildet. Ein Schlüssel im Schloss? Könntest du das hier oben so klar und deutlich hören? Ausgeschlossen. Im Gebäude ist alles still. Deine Phantasie hat dir etwas vorgegaukelt.
    Da knarrte in einem der unteren Stockwerke eine Tür.
    Kristi erstarrte.
    Sie lauschte angestrengt. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
    Und dann hörte sie Schritte, schwer und fest.
     
    Sie hatten die Stadt weit hinter sich gelassen, als Montoya die Sirene und das Blinklicht

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