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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sockelleisten und Türen, eingebauten Bücherschränken aus Kiefernholz und Glas in der Bibliothek sowie einer geschwungenen Treppe aus Holz und Schmiedeeisen, die von der Eingangshalle hinauf zur Bibliothek und den Schlafzimmern im ersten Stock führte. Draußen, hinter dichten Myrtenhecken, befand sich ein in die Terrasse eingelassener Pool, den er jeden Morgen vor Sonnenaufgang benutzt hatte, ehe er mit seinem Jaguar zum Privatparkplatz der Anwaltskanzlei O’Black, Sullivan und Kravitz fuhr.
    Was hatte sein Pa noch gesagt, kurz bevor er sich aus dem Staub machte? »Je höher der Flug, desto tiefer der Fall.« Sein alter Herr war ein Mistkerl gewesen, ein Teilzeitprediger, Teilzeitgauner und Vollzeitloser, doch er hatte seinem einzigen Sohn neben einer eselsohrigen Bibel immerhin ein paar Perlen der Weisheit hinterlassen.
    Vielleicht hatte der alte Isaac Dennis recht gehabt – Cole hatte weiß Gott einen tiefen Fall erlebt. Beinahe bis in die Hölle. Dieses erbärmliche kleine Haus sollte ihn immer daran erinnern.
    Als hätte Deeds seine Gedanken gelesen, sagte er: »Mehr konnte ich nicht für dich tun.«
    »Dieses Haus ist ganz nach meinem Geschmack«, log Cole mit dem gleichen verschwörerischen Lächeln, mit dem er die Jury anzusehen pflegte, wenn er einen Zeugen ins Kreuzverhör nahm und gerade zum vernichtenden Schlag ansetzte. Er gab sich nie süffisant oder selbstgerecht, allerdings auch nicht überrascht, wenn der Starzeuge der Anklage ins Straucheln geriet und Dinge zugeben musste, die er gern verschwiegen hätte.
    »Du brauchst mir nichts vorzumachen«, sagte Deeds. »Betrachte es eben als Übergangslösung.«
    »
Du
brauchst
mir
erst recht nichts vorzumachen.« Deeds wusste so gut wie Cole selbst, dass im vergangenen Vierteljahr nicht nur sein Vermögen, sondern auch sein guter Ruf zunichte geworden war. Sein ehemals beachtliches Bankguthaben war auf ein paar tausend Dollar geschrumpft. Sein Haus, sein Jaguar, sein Job – alles war dahin. Aber er besaß noch immer zwei geschickte Hände, konnte alles Mögliche reparieren, und deshalb hatte Deeds den Besitzer dieses Schuppens überreden können, Cole das Haus trotz allem zu vermieten.
    »Ich brauche einen Job.« Cole rieb sich mit einer Hand den Nacken. Herrgott, es war ihm zuwider, jemanden um etwas bitten zu müssen.
    »Daran arbeiten wir noch.«
    Mit »wir« meinte Deeds die Teilhaber der Sozietät, deren vielversprechendster Mitarbeiter Cole bis vor kurzem gewesen war. Jetzt war ihm die Anwaltszulassung vorläufig entzogen worden, und sein Fall wurde derzeit »geprüft«.
    »Du könntest als Kanzleikraft in der Sozietät arbeiten.«
    Cole nickte. Er brauchte Geld und würde, wenn es sein musste, über seinen eigenen Schatten springen, sosehr es ihm auch widerstrebte, dass die Praktikanten und Jurastudenten, die er selbst betreut hatte, dann höher in der Rangordnung stehen würden als er. Nun, er hatte bereits früher in der Klemme gesteckt und war immer wieder auf die Beine gekommen.
    Er würde es auch diesmal schaffen.
    Außerdem hatte er einen Plan. Davon durfte er Deeds allerdings nichts verraten – dieser Plan musste sein Geheimnis bleiben.
    Ein Windstoß wehte durch die Straße. Ein umgebauter Bus mit qualmendem Auspuff rumpelte vorbei; an der nächsten Kreuzung schaltete der Fahrer herunter, dass das Getriebe knirschte, und irgendwo ein paar Häuser entfernt bellte ein Hund. Aus den Fenstern der Nachbarhäuser schien Licht, auch wenn es noch lange nicht dunkel war. Ein paar Jugendliche fuhren Skateboard und Fahrrad, und Rapmusik dröhnte aus einer halbverfallenen Garage zwei Häuser weiter, in der ein paar Männer in den Zwanzigern am Motor eines älteren Pontiac herumschraubten.
    »Ich habe deine Sachen von einem Umzugsunternehmen herbringen lassen. Alles noch in Kisten verpackt, fürchte ich.« Deeds reichte ihm einen kleinen Ring mit zwei Schlüsseln: einen für das Haus, den anderen für den Jeep.
    Cole rang sich erneut ein Lächeln ab. »Zeit habe ich ja reichlich.«
    Deeds schnaubte nur. »Also, ich melde mich wieder.«
    »Okay.« Cole streckte ihm die Hand entgegen. »Danke, Sam.«
    Deeds ergriff Coles Hand und drückte sie fest. »Mach keine Dummheiten.«
    »Ich doch nicht.«
    »Das ist mein Ernst.« Deeds ließ Coles Hand nicht los. »Und halte dich um Gottes willen von Eve fern und von allen, die etwas mit Roys Tod zu tun haben, okay? Das Kapitel ist abgeschlossen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Cole so überzeugend, wie er es

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