Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
sollte es tun. Ich habe auch bei Dad angerufen, aber ich erreiche nur seinen Anrufbeantworter.«
»Ich fahre zu ihm«, sagte Eve und beobachtete aus den Augenwinkeln Coles Reaktion.
»Nein … Du hast schon genug durchgemacht. Kyle sollte sich um diese Angelegenheit kümmern.«
»Schon gut, Anna. Ich nehme das in die Hand«, beharrte Eve, wenngleich sie das Gefühl hatte, neben sich zu stehen. In diesem Moment ertönte das Anklopfsignal in der Leitung. »Es versucht gerade noch jemand, mich anzurufen. Ich sollte das Gespräch wohl besser annehmen.«
»Ruf mich zurück!«
»Sobald ich etwas Näheres weiß, versprochen.«
Cole fing ihren Blick auf. Eve las die Nummer im Display ihres Handys und erkannte in den ersten Ziffern die Vorwahl des Bezirks, in dem ihr Vater wohnte. Ohne den Anruf anzunehmen, klappte sie das Handy zu und lächelte Cole gequält an. »Das war Anna Maria.«
»Und der andere Anruf?«
»Das Sheriff’s Department, nehme ich an. Du hast doch gesagt, die Polizei würde sich bei mir melden.«
Ein Muskel in Coles Wange zuckte. »Ja.«
Das Telefon klingelte erneut, und Eve stellte mit einem Blick auf das Display fest: »Wieder dieselbe Nummer.«
Cole biss die Zähne zusammen. »Dann sind sie bestimmt gerade auf dem Weg hierher, um dir mitzuteilen, dass dein Vater ermordet wurde.«
»Du solltest wohl besser verschwinden.«
Er zögerte kurz, dann stieß er einen leisen Fluch aus und sah sie so eindringlich an, dass sie beinahe damit rechnete, er werde sie küssen. Doch stattdessen lief er mit schnellen Schritten aus der Küche und riss die Hintertür auf. An der Schwelle drehte er sich noch einmal um. »Damit du es weißt, Eve: Das alles tut mir furchtbar leid. Wirklich.«
Sie schluckte krampfhaft.
»Es ist noch nicht vorbei, weißt du?«
Sie sah ihn an, gab sich keine Mühe, so zu tun, als wüsste sie nicht, wie er das meinte.
Für sie jedoch stand fest, dass zwischen ihnen nichts mehr war.
Sie schüttelte den Kopf, doch er war bereits in der Dunkelheit verschwunden.
[home]
10.
B entz stieg in den Streifenwagen, Montoya legte den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas.
»Nun erzähl schon, was liegt vor?«, fragte Bentz gereizt. Am Telefon hatte Montoya nur gesagt, sie hätten einen Fall, er sei auf dem Weg zum Tatort und werde Bentz bei seinem Häuschen im Sumpfland außerhalb der Kleinstadt Cambrai abholen, wo er zusammen mit seiner Frau Olivia lebte. Bentz hatte schlaftrunken erwidert, er werde startbereit sein, was zu dieser Nachtstunde hieß, dass er in zerschlissenen Jeans, ohne Socken, mit Slippern und Sweatshirt erschien.
»Terrence Renner. Genau die gleiche Vorgehensweise wie bei Royal Kajak.«
»Scheiße.«
»Und das ausgerechnet am Tag von Cole Dennis’ Freilassung«, fügte Montoya hinzu. Die Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit, bald würde der Morgen grauen. »Ein Kumpel von mir, der in Renners Wohnbezirk arbeitet, hat mich angerufen. Er wusste vom Fall Kajak und dachte, die Sache könnte uns interessieren.«
»Allerdings«, sagte Bentz mit einem Schnauben. Er war ein kräftiger Mann, der das drohende Übergewicht am Punchingball bekämpfte, ein Mann, der Tag für Tag mit seinen Süchten rang.
»Wie dumm ist dieser Dennis eigentlich?« Montoya justierte den Rückspiegel, wobei seine Lederjacke leise knarrte.
»Er ist nicht dumm.« Bentz fuhr sich mit einer Hand über das unrasierte Gesicht. »Er ist ein gewiefter Anwalt. Ein ehemaliger Straßenjunge, der sich nach ein paar Jugendsünden nichts mehr hat zuschulden kommen lassen und nach dem College auch noch das Jurastudium geschafft hat. Er hat sogar als Drittbester seines Jahrgangs abgeschlossen.«
»Er weiß, wie man sich hocharbeitet.« Montoya bremste vor einer Kurve und trat dann beim Auffahren auf den Freeway wieder aufs Gas, dass der Crown Vic nur so über den Asphalt flog. Der Motor schnurrte, die Reifen sirrten, das Funkgerät knisterte, während Bentz sich wie üblich am Türgriff festklammerte, bis seine Knöchel weiß hervortraten. »Blöder Scheißkerl.«
»Dennis ist nicht blöd«, widersprach Bentz noch einmal.
»Aber er hat die Kautionsauflagen verletzt.«
»Ja.« Bentz klang nicht überzeugt.
Montoya beharrte auf seinem Standpunkt. Er brannte nur darauf, den Schleimer einzubuchten. »Hör mal, er hat ja wohl ganz schön Mist gebaut. Hat versucht, sich mit Eve Renner zu treffen, als er draußen war.«
Bentz brummte etwas Unverständliches.
»Und er wurde mit Gras erwischt. Eine
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