Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Gittern. Wenn du aber lügst und aus irgendeinem anderen Grund hergekommen bist – um dich zu rächen, um dir einen grausamen Scherz mit mir zu erlauben oder was auch immer –, dann will ich nichts mit dir zu tun haben, und ich werde die Polizei rufen. Also sieh dich vor. So oder so würdest du schnurstracks wieder im Gefängnis landen.«
»Ich habe nicht gelogen.«
Sie glaubte ihm, blieb jedoch hart. »Schön. Dann geh.«
»Eve.«
»Ich meine es ernst, Cole. Verschwinde.«
Die Sehnen an seinem Hals traten vor Anspannung hervor. »Ich will dich nicht allein lassen.«
»Ich komme zurecht.«
Er zögerte. »Ich habe kein Telefon. Wenn du mich anrufen willst …«
»Nein, das will ich nicht.«
Sie hatte ihn beinahe überzeugt, doch dann fiel sein Blick auf die Zeitungsausschnitte auf dem Tisch. »Was ist das?«, wollte er wissen, und bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er bereits die Tiffany-Lampe über dem Tisch eingeschaltet und griff nach einem der Schnipsel. Eve hielt ihn zurück: »Nein! Nicht anfassen!«
»Warum nicht? Was machst du damit?« Cole überflog ein paar der Überschriften. »Legst du etwa ein Album an? Über deine Zeit im Our Lady of Virtues?«
»Nein.«
»Mit der Zackenschere ausgeschnitten?« Er warf ihr einen fragenden Seitenblick zu. »Moment mal. In all diesen Artikeln geht es um Faith Chastain.«
»Ja.«
»Sie war Abby Chastains Mutter.«
»Und?«
Cole runzelte die Stirn und studierte die Artikel genauer. »Abby Chastain ist Montoyas Verlobte.«
»Du meinst Reuben Montoya? Den Detective, der …?«
»Ja, genau den meine ich.« Er sah sie ratlos an. »Warum interessierst du dich dafür?«
»Ich wusste nichts davon … Diese Artikel hat jemand in meinen Wagen geschmuggelt.«
»
Was?
Wann?«
»Heute, schätze ich.« Eve erklärte ihm rasch, wie sie zu den Zeitungsausschnitten gekommen war.
»Warum? Und warum gerade jetzt?«
»Ich weiß es nicht … Allerdings …«
»Was denn?«, drängte er.
Wer A sagt, muss auch B sagen,
dachte sie. »Ich habe auch ein paar merkwürdige Anrufe bekommen.«
»Heute?«
Sie nickte und berichtete von den Anrufen – dem einen unterwegs und dem zweiten vor knapp einer halben Stunde.
Cole hörte aufmerksam zu, mit zusammengekniffenen Augen, seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich, doch er behielt seine Gedanken für sich.
Mit einer hilflosen Geste schloss Eve: »Und im nächsten Augenblick hämmerst du an meine Hintertür.«
In seiner Wange zuckte ein Muskel. »Das gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht.«
»Du musst zurück nach Atlanta. Oder sonst wohin. Hier bist du nicht sicher.«
»Moment mal, ich bin hier zu Hause.«
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Zwei Menschen sind bereits gestorben. Roy und dein Vater wurden brutal ermordet, und du, Eve, wurdest von einer Kugel getroffen. Am selben Tag, an dem dein Vater umgebracht wird, schmuggelt jemand einen Briefumschlag in dein Auto, und du erhältst merkwürdige Anrufe … Eve, du musst weg hier. Fahr wieder nach Atlanta oder nimm dir wenigstens für heute Nacht ein Motelzimmer in Lafayette oder Baton Rouge oder wo auch immer. Hauptsache, du verschwindest von hier.«
»Ich gehe nicht. Ich muss wissen, was mit meinem Dad geschehen ist.«
»Verdammt noch mal, Eve!«
Ihr Handy klingelte, und sie fuhr heftig zusammen. Als sie das Gerät aufhob, las sie im Display die Nummer ihres Bruders Kyle.
»Hallo?«
»Eve!« Anna Marias Stimme klang erstickt. »O mein Gott, entschuldige, dass ich dich so spät noch störe, aber Kyle ist nicht zu Hause, und gerade hat ein Freund von mir angerufen, der in New Orleans bei der Zeitung arbeitet. Er hört oft den Polizeifunk ab, und er sagt, dass ein Mord geschehen ist. Der Name des Opfers ist angeblich Renner. Offiziell dürfte er natürlich noch gar nichts davon wissen, aber er dachte sich … Heilige Mutter Gottes, ist es wirklich Dad? Die Adresse schien zu stimmen, und … Ach, ich weiß gar nicht, was ich tun soll, und …«
»Mich hat niemand angerufen«, sagte Eve und vermied es, Cole anzusehen. Sie sträubte sich noch immer dagegen, es zu glauben.
»Ich habe versucht, Kyle zu erreichen, aber er geht nicht ans Handy«, sprudelte Anna heraus. »Und ich dachte mir, Van zu verständigen hätte keinen Sinn, weil er so weit weg wohnt, und solange wir gar nicht wissen, was eigentlich los ist …« Sie unterbrach sich, und Eve hörte das Klicken eines Feuerzeugs und einen tiefen Atemzug.
»Ruf Van lieber nicht an.«
»Jemand
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