Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
Streife hat ihn angehalten, weil sein Rücklicht nicht funktionierte. Er macht das Handschuhfach auf, und – o Wunder! – da fällt ein Beutelchen Gras heraus.«
»Das ist es ja gerade – warum hätte Dennis sich dermaßen blöd verhalten sollen?«
»Weil er von Eve Renner besessen ist. Er kann die Finger einfach nicht von ihr lassen.«
»Und die Sache mit dem kaputten Rücklicht und dem Gras? Eine Sicherung war aus seinem Wagen rausmontiert worden. Die war einfach weg. Jemand muss sie ausgebaut haben, damit er angehalten wurde. Und als er seine Fahrzeugpapiere vorzeigen will, fällt das Gras aus dem Handschuhfach.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Montoya, überholte in rasendem Tempo einen Neunachser und wechselte dann wieder auf die rechte Spur, um vom Freeway abzufahren. »Glaubst du etwa, jemand anders hat dem Scheißkerl das Zeug untergeschoben?«
Bentz zuckte die Schultern, dann nahm er einen Streifen Kaugummi aus der Tasche, wickelte ihn aus und steckte ihn in den Mund. »Warum hat er das Gras nicht woanders versteckt?«
»Weil er ein arrogantes Schwein ist und sich einbildet, die Gesetze gelten nur für die anderen.«
»Und die Sicherung?«
»Er könnte sie ausgebaut haben, weil er sie für irgendwas anderes brauchte.«
»Er war auf Kaution frei, und er kennt die Regeln.« Ein paar Minuten lang kaute Bentz bedächtig, während Montoya mit halsbrecherischer Geschwindigkeit der kurvenreichen Landstraße zu Renners Anwesen folgte. »Nein.«
»Er ist es gewesen, jede Wette!« Montoya machte keinen Hehl aus seiner Wut. Er und Bentz hatten monatelang an dem Mordfall Roy Kajak gearbeitet, versucht, die Puzzleteile zusammenzufügen, und waren immer wieder zu demselben Schluss gekommen: Cole Dennis war der Mörder. Das war sonnenklar. Doch nun wurde sein Partner auf einmal unsicher. Scheiße! Montoya war müde und gereizt, und es hatte ihm gerade noch gefehlt, dass Bentz jetzt umkippte.
Sie fuhren durch ein Kuhdorf mit nur einer einzigen Ampel an einer Kreuzung, die Rot zeigte. Nichts rührte sich. Es war so still, dass es Montoya kalt über den Rücken lief. Er mochte die Großstadt mit ihren Lichtern, ihren rund um die Uhr geöffneten Läden und Lokalen, der geschäftigen Atmosphäre. Hier war es viel zu still.
»Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache«, sagte Bentz und ließ eine Kaugummiblase platzen. »Da ist irgendwas faul.«
»Da ist so einiges faul.« Die Ampel schaltete auf Grün, und Montoya gab Gas. Während Bentz weiter stumm über den Fall grübelte, hing auch er seinen Gedanken nach. Ein Deputy aus diesem Bezirk hatte den Zusammenhang zwischen dem neuen Fall und dem Mord an Kajak erkannt und ihn verständigt. Sie mussten behutsam vorgehen, denn möglicherweise würde der Sheriff nicht erfreut sein, wenn Cops aus New Orleans sich in seinen Zuständigkeitsbereich einmischten. Wenn sich allerdings genügend Parallelen zwischen diesem Mord und dem an Roy Kajak nachweisen ließen, um einen Serientäter in Erwägung zu ziehen, dann würde das FBI sich in die Jagd nach dem Mörder einklinken … Es sei denn, er, Montoya, konnte zuvor Dennis überführen und in den Knast bringen.
Noch bevor sie die Abzweigung zu Renners Haus erreicht hatten, sah er bereits die Blinklichter. Ein Wagen vom Sheriff’s Department stand am Ende der schmalen Straße und blockierte beinahe den Verkehr, zwei Polizisten in Uniform waren damit beschäftigt, schaulustige Nachbarn und Presseleute abzuweisen. Weitere Dienstfahrzeuge parkten in der Nähe, außerdem der Kleinbus eines Fernsehsenders aus New Orleans, zwei Pick-ups und eine Limousine, deren Insassen ausgestiegen waren und zum Haus hinüberstarrten. Montoya stellte den Wagen auf der anderen Straßenseite ab und stieg aus. Die Nacht roch nach Regen und feuchter Erde. Frösche quakten laut, und irgendwo in einem Polizeiwagen knisterte das Funkgerät.
Die beiden Detectives aus New Orleans näherten sich den Polizisten, die das Gelände absperrten, stellten sich vor und zeigten ihre Dienstmarken. Dann erklärte Montoya, sie seien vom Tatort aus angerufen worden.
»Sie müssen sich trotzdem eintragen«, sagte ein langer, dürrer Beamter mit Hut, dessen Namensschild ihn als Deputy Blair Mott auswies.
Montoya und Bentz trugen sich in das Tatort-Logbuch ein.
»Werden die Leute da auch registriert?«, fragte Bentz und wies mit seinem Stift auf die buntgemischte Gruppe Schaulustiger, die sich bei ihren Autos versammelt hatte.
»Ja. Wir haben ihre
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