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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jetzt tat das Koffein seine Wirkung – zum Glück, denn er hatte heute einiges zu erledigen. Zunächst einmal musste er sich ein Handy mit Prepaid-Karte besorgen, eines, das nicht so leicht aufzuspüren war. Sobald er im Besitz eines solchen Handys war, musste er ein paar weitere Anrufe erledigen und versuchen, mit einem seiner früheren Klienten Kontakt aufzunehmen, einem Unterweltboss, der ihm vielleicht helfen konnte.
    In der Zwischenzeit würde er den Rat seines Anwalts missachten und wider sein eigenes besseres Wissen handeln.
    Er konnte einfach nicht anders – er konnte nicht von Eve Renner lassen.
     
    Es war schon fast zehn Uhr, als Eve sich endlich aus dem Bett quälte. Trotz all der Aufregung – der Konfrontation mit Cole, der Nachricht vom Tod ihres Vaters, der Fahrt zu seinem Haus und der Begegnung mit den Polizisten dort – war sie letztendlich doch noch tief und fest eingeschlafen.
    Jetzt fühlte sie sich benommen, und die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden lasteten schwer auf ihr. Sie fand im Kühlschrank eine angebrochene Tüte Kaffeebohnen, mahlte sie und befüllte die Kaffeemaschine. Als sie Samson hinausließ, lief der Kaffee bereits gurgelnd durch und erfüllte den Raum mit dem würzig-warmen Duft dieser dunklen Mischung namens Mississippi Mud – »Mississippi-Schlamm«. Sie konnte sich nicht erinnern, den Kaffee gekauft zu haben, doch das gab ihr nicht weiter zu denken. Ihr Gedächtnis war zwar auf dem Wege der Besserung, jedoch noch keineswegs zuverlässig.
    Nachdem sie geduscht hatte, wischte sie, in ein Badetuch gewickelt, den beschlagenen Spiegel ab. Beim Anblick ihres Spiegelbildes zuckte sie beinahe zusammen. Ihr ehemals langes Haar war dank Anna Maria, der Hobby-Friseurin, kurzgeschnitten und mit Strähnchen versehen. Die Frisur, wenn man überhaupt von einer reden konnte, war zottig und unregelmäßig, denn in dem Bereich oberhalb der Schläfe, den man ihr für die Operation rasiert hatte, war das Haar noch immer deutlich kürzer. Nun, es würde nachwachsen, und Eve beschloss, sich vorerst mit der neuen »Frisur« abzufinden. So schlimm sah sie doch gar nicht aus, und außerdem war ihr Haar im Augenblick noch das geringste ihrer Probleme.
    Das Gesicht unter dem fransigen Pony gab allerdings Anlass zur Sorge: Sie schien in den vergangenen drei Monaten um zehn Jahre gealtert. Ihr Teint war blass, die Augen glanzlos, und ihre Wangenknochen traten hervor, da sie beinahe zehn Pfund abgenommen hatte. Ohnehin war sie schon immer eher dünn gewesen, hatte sich jedoch um eine gesunde, sportliche Erscheinung bemüht. Der Gewichtsverlust hatte diesen Versuch gründlich zunichte gemacht.
    »Mit der Zeit«, hatte ihre Physiotherapeutin gesagt, »werden Sie wieder ganz die Alte sein, aber das wird noch etwas dauern.« Vielleicht würde sich auch die Beweglichkeit ihrer Schulter, die zurzeit bei fünfundachtzig Prozent lag, noch verbessern. Eve putzte sich die Zähne, legte ein wenig Lipgloss und einen Hauch Wimperntusche auf und beließ es dabei.
    Wen interessierte es überhaupt, wie sie aussah?
    Als sie in die Jeans schlüpfte, die sie in der Schublade gefunden hatte, saß diese an den Hüften lockerer als früher. Der Pullover, den sie anschließend überstreifte, war zu weit, aber bequem, also blieb sie dabei. Die Kopfschmerzen vom Vortag hatten ein wenig nachgelassen, und sie hatte trotz der Trauer um ihren Vater das Gefühl, dass sie den Tag in Angriff nehmen konnte.
    Während sie ihre Lieblings-Slipper anzog, begann unten das Telefon zu klingeln, und sie lief polternd die Treppe hinunter. Noch vor dem dritten Klingeln hatte sie den Apparat in der Küche erreicht und nahm den Hörer ab. »Hallo?«
    »Eve Renner?«, fragte eine unbekannte Männerstimme.
    Sie straffte sich. »Ja«, antwortete sie zurückhaltend.
    »Hier spricht Miles Weston von WKMF .«
    Eves Stimmung schlug augenblicklich um. Sie kannte den Namen.
    »Ich würde gern mit Ihnen über den Tod Ihres Vaters reden.«
    »Kein Kommentar«, sagte sie.
    Der Reporter fuhr fort: »Die Polizei spricht von Mord.«
    Sie legte auf. Die Presse hatte also bereits Wind davon bekommen, dass sie nach New Orleans zurückgekehrt war. Eve Renner war nicht mehr nur die Frau, die ihren Lover des Mordes an Roy Kajak beschuldigte, sondern zudem auch noch die Tochter von Terrence Renner, der auf die gleiche Weise ermordet worden war.
    Und Cole Dennis, der Teufel sollte ihn holen, war ein freier Mann.
    Zumindest vorerst.
    Wieder

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