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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dennis.«
    Montoya enthielt sich einer Antwort. Er kaute nur stumm auf seinem Nikotinersatz herum.
    »Damit stehen wir wieder am Anfang«, knurrte Bentz. Die Morde an Kajak und Renner waren nicht die einzigen ungelösten Fälle im Aktenschrank des Dezernats. Vor zwei Tagen hatte es eine nächtliche Messerstecherei am Fluss gegeben, dem Anschein nach ein schiefgelaufener Drogendeal, außerdem einen Angriff auf eine Frau im French Quarter und dann einen augenscheinlich unbeabsichtigten Todesschuss: Ein Kind hatte die Waffe seines Vaters gefunden und sie – offenbar in dem Glauben, sie sei nicht geladen – auf seinen Freund abgefeuert.
    Manchmal ging ihm der Job an die Nieren. Bentz warf ebenfalls einen Blick auf den Bildschirm und empfand dabei dasselbe Unwohlsein, das ihn immer befiel, wenn er den Schauplatz eines Mordes sah. »Wann können wir mit dem vorläufigen Autopsiebericht rechnen?«
    »Ich glaube, sie ziehen ihn vor, aber es dauert bestimmt noch einen Tag; der endgültige kommt dann Ende der Woche. Und was sagen die Kollegen vom Labor? Spuren? Fingerabdrücke?«
    Bentz seufzte. »Ich habe den Fehler begangen, Washington zu fragen, und sie hat mir fast den Kopf abgerissen.« Bonita Washington war die Leiterin des Labors, und mit ihr war nicht zu spaßen. Ihre Haut war kaffeebraun, ihre Augen grün und ihr IQ , wie Bentz vermutete, annähernd der eines Genies. Sie ließ sich von niemandem etwas sagen, und Bentz hatte gelernt, entsprechend behutsam mit ihr umzugehen. Irgendwann war er sogar dazu übergegangen, ihr Kaffee zu bringen. Als er zum ersten Mal mit einem dampfenden Becher Latte macchiato mit Karamell, Schlagsahne und Schokostreuseln – ihrer Lieblings-Kaffeespezialität, wie er herausgefunden hatte – an ihre Bürotür klopfte, hatte sie ihn über den Rand ihrer Lesebrille hinweg kurz angesehen und beiläufig genickt. Als sei etwas, womit sie schon lange gerechnet hatte, endlich eingetroffen.
    »Eine kleine Bestechung, wie, Detective?«
    Er hatte seinerseits genickt und sich ertappt gefühlt. Zwar hatte sie ihn darauf hingewiesen, dass ihr Labor überlastet und unterbesetzt sei, und im Gehen schnappte er noch eine halblaute Bemerkung über arrogante Kerle auf, die meinten, sich vordrängeln zu können, aber immerhin war der Bericht, auf den er wartete, binnen drei Stunden auf seinem Schreibtisch gelandet – gut zwei Tage früher als angekündigt. Seitdem wusste er, wie er mit der scharfzüngigen Leiterin des Labors umzugehen hatte.
    Montoyas Handy klingelte, und er nahm den Anruf an. Er nickte Bentz zu, verließ das Büro und wollte gerade die Tür schließen, als Bentz’ Tochter Kristi ihm entgegenkam. Sie trug einen engen Jeansrock, dazu ein fuchsiarotes Top, und sagte im Vorbeigehen: »Hey, Reub.« Dann ließ sie sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch ihres Vaters fallen.
    »Hi!«, sagte sie ein wenig atemlos. Bentz musste wieder einmal an ihre Mutter denken, Jennifer, seine erste Frau. Sie war schon lange tot, aber er würde sie nie vergessen. Kristi hatte sich kürzlich die Haare schneiden lassen, ihre kupferrote Mähne rahmte nun in unbändigen Locken das schöne, kluge Gesicht ein. Ihre grünen Augen waren voller Neugier; wenn sie einen Raum betrat, schien sie die Sonne mitzubringen. Allerdings musste Bentz sich eingestehen, dass er sie als Vater wohl nicht objektiv betrachtete.
    »Hi!«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, mit mir zu Mittag zu essen oder einen Kaffee zu trinken oder so.« Sie lächelte ihn strahlend an. Ihr Überschwang war Bentz nicht ganz geheuer.
    »Mittagessen, jetzt?« Er sah auf die Uhr. »Es ist fast drei Uhr nachmittags.«
    »Na ja, ein spätes Mittagessen. Oder eben einen Kaffee. Wir könnten uns sogar ein Beignet im Café du Monde gönnen.«
    Der Detective sah noch einmal demonstrativ auf die Uhr. Das Letzte, was er mitten am Nachmittag brauchte, war etwas Süßes, schon gar Schmalzgebäck mit Puderzucker. »Kristi, was ist los?«
    »Wieso fragst du?«, antwortete sie so unschuldig, dass er sich ein Grinsen nicht verbeißen konnte.
    »Weißt du eigentlich, wie lange ich schon hier arbeite? Und heute ist es das erste Mal, dass du hereingeschneit kommst und mit mir mittagessen willst. Also sag schon: Was ist los?«
    »Dein Scharfsinn ist wirklich überwältigend«, sagte sie, und es klang, als sei es ihr Ernst.
    Bentz ließ sich nicht hinters Licht führen. »Du bist nicht hergekommen, um mir Komplimente zu machen.«
    »Tja … nein …«, gab sie

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