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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf dem Friedhof zugebracht, hatten die alten Grabsteine und Inschriften angesehen und sich Gedanken über die Menschen gemacht, die hier begraben lagen. Roy hatte sogar die Idee gehabt, eines der Gräber auszuheben, nur um einmal einen verwesenden Leichnam zu sehen, doch das hatten sie natürlich nie getan. Eve war überzeugt, dass er es nur vorgeschlagen hatte, um zu sehen, wie sie sich gruselte.
    Am Rand des Friedhofs begann ein Kiefern- und Zypressenwald, durch den damals zahlreiche Wildwechsel geführt hatten. Ob die Pfade wohl noch begehbar waren?
    »Das werden wir gleich sehen«, sagte Eve, nahm ihren Rucksack und schloss den Wagen ab. Sie ging auf den Zaun zu, der den Friedhof vom Klinikgelände trennte. Am Waldrand tauchte sie, ohne die Richtung zu wechseln, in ein Kieferndickicht ein und störte im Vorbeigehen ein Kaninchen auf. Sonnenlicht sprenkelte den Boden, doch im Schatten war die Luft kühler. Im Wald war es merkwürdig still, nur ein sanfter Windhauch ging durch die Baumkronen. Eve nahm sich nicht die Zeit, das alles in sich aufzunehmen. Nach der langen Zeit, die sie untätig hatte im Bett verbringen müssen, den Monaten ihrer Genesung, war sie jetzt voller Tatendrang und konnte es nicht erwarten, ihre Mission zu erfüllen. Endlich hatte das Warten ein Ende, und sie konnte selbst nach Antworten auf ihre Fragen suchen. Sie schob einige Spinnweben zur Seite und entdeckte einen überwucherten Weg, der dicht am Zaun entlang durch Dickichte und über Lichtungen verlief.
    Irgendwo in der Nähe hämmerte ein Specht, und Eve fuhr heftig zusammen, als sie eine schwarze Rattenschlange sah, die sich auf einem Haufen flacher Steine neben einem Zaunpfahl sonnte. Die Natter züngelte, glitt flink in eine Ritze zwischen den Steinen und war verschwunden.
    Reiß dich zusammen,
ermahnte Eve sich selbst.
Rattenschlangen sind nicht giftig, und diese war noch nicht einmal besonders groß.
Dennoch verstärkte sich ihre Angst, und als sie die Stelle fand, an der sie und Roy immer über den Zaun gestiegen waren, suchte sie zuerst den Boden und die Äste der umstehenden Bäume ab. Als sie einigermaßen überzeugt war, dass sie keine weitere Schlange erschrecken würde, kletterte sie am Zaun hinauf, hielt sich dann an einem überhängenden Ast fest und schwang sich hinauf über den mit Panzerdraht bewehrten Zaun. Als Kind war sie sportlich und behende gewesen; jetzt fiel ihr die Übung doch schwerer, und sie glaubte wieder die warnende Stimme von Nita, ihrer Physiotherapeutin, zu hören: »Vergessen Sie nicht, Sie sind erst zu etwa fünfundachtzig Prozent wiederhergestellt. Das ist schon gut, aber trainieren Sie weiter und achten Sie darauf, dass Sie sich nichts zerren oder verstauchen.«
    Zu spät, dachte Eve, und ein stechender Schmerz fuhr durch ihre Schulter, als sie sich hochzog und dann über den Ast rutschte. Nachdem sie den Zaun mit dem gefährlichen Stacheldraht überwunden hatte, ließ sie sich auf den Boden hinunter. Der Aufprall schmerzte sie in Beinen und Rücken.
    Zum Glück verging der Schmerz rasch wieder, und Eve fand den alten Pfad, der zwischen Kiefern und Zypressen hindurch und um eine Thujahecke herum zur Rückfront des Klinikgebäudes und dem Parkplatz für Mitarbeiter und Lieferanten führte. Dort hatte ihr Vater einen festen Stellplatz für seinen sportlichen kleinen Karman Ghia gehabt. Mit etwas Mühe konnte Eve noch schwach die Markierungslinien auf dem Asphalt erkennen.
    Es liegt so lange zurück, dachte sie, während sie die Anstalt zum ersten Mal seit mehr als zwanzig Jahren aus der Nähe betrachtete. Das rote Backsteingebäude ragte zwei Stockwerke hoch vor ihr auf. An beiden Seiten führten Feuerleitern im Zickzack bis zum höchstgelegenen Fenster. Die Dachrinnen waren rostig und verbogen, hatten sich an manchen Stellen völlig gelöst, doch der Stuck an den Giebeln war erhalten geblieben. Lose Dachziegel waren auf einen Platz voller Fingergras und Unkraut gestürzt. Früher hatte es hier gepflegte Rasenflächen gegeben und Teiche, in denen unter Seerosen farbenfrohe Kois schwammen. Jetzt waren die fleckigen, geborstenen Becken, in denen nur noch das Regenwasser stand, bis es versickert oder verdunstet war, von Gestrüpp und Dornen zugewuchert.
    Am anderen Rand des Parkplatzes standen noch immer die Garagen und Schuppen, jedoch halb verfallen, mit durchhängenden Dächern, die Fenster teils gesprungen, teils mit Brettern vernagelt.
    Das gesamte Grundstück war völlig verwahrlost.
    Neben dem

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