Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
höre ich«, erwiderte der Zauberer und kratzte sich nachdenklich den Bart. »Was hast du gesagt? Pap Iwan hat Feuerpilze?«
    »Ja, Herr. Er hat sich mit den Zauberern in Moskau, also mit denen aus Kitaigorod, angefreundet. Gerüchte sagen, dass einer von denen dir nur die Hand zu geben braucht, und du stirbst drei Tage später auf die grausamste Art und Weise. Diese Zauberer haben Pap Iwan einen geheimen Raum gezeigt, in dem der Wächter der Feuerpilze lebt. Niemand weiß, was das eigentlich ist, aber die Zauberer lügen nie …«
    »Verstehe«, murmelte der Fremde. »Bisher habe ich nicht geglaubt, was mir meine Freunde immer gesagt haben: Rund um Moskau kriegt man keine Luft zum Atmen. Inzwischen muss ich ihnen aber recht geben … Leb wohl, Soldat, und schließ dich besser einer Kommune an, ehe es zu spät ist. Noch weißt du immerhin, was Ehre und Anstand bedeuten.«
    »Danke!« Der Armbrustschütze leckte sich über die trockenen Lippen und sah der kleinen stinkenden Karawane nach. »Danke, dass du mich nicht getötet hast, Herr!«
    Der Zauberer hatte ein scharfes Ohr. Er hielt das Pferd an und drehte sich zu dem im Matsch kauernden Mann um. Auf seinem Gesicht lag ein überraschend trauriger Ausdruck.
    »Nur wird dich der Tod am Ende doch einholen, Meister. Ziemlich bald sogar, wenn du dir nicht schnellstens einen neuen Beruf suchst.«
    »Das mache ich! Ich werde die Garnison verlassen, Herr, ich schwör’s!«
    »Dann ist ja gut«, erwiderte der Zauberer und trieb den Hengst mit den nackten Fersen an. Neben dem Schlagbaum prangte an einem Pfosten ein Schild, auf dem in schiefen Buchstaben stand: Koroljow. Die Stadt, benannt nach dem Raketenkonstrukteur.
    Bis Moskau blieben nur wenige Kilometer.

(25)
    SCHWERT UND ORDNUNG
    Das nächste Mal wurde der einsame Reiter mit den beiden bepackten Pferden erst wieder in Moskau selbst angehalten, an der Zweiten Ringstraße. Ein Sergeant hatte von einem Turm aus beobachtet, wie er nach einem Durchlass in dem dichten Streifen aus Panzersperren Ausschau hielt. Da er keinen gefunden hatte, ritt er nun die Chaussee hinunter und knabberte dabei an einem Hühnchen. Der Sergeant machte seinen Vorgesetzten, einen Leutnant der Sicherheit, auf ihn aufmerksam, der daraufhin das Gesicht des Wilden durch ein starkes Armeefernrohr studierte.
    »Nehmen wir uns den vor?«, fragte der Sergeant. »Der hat keine Plakette um den Hals.«
    »Stimmt schon. Scheint mir aber bloß einer der Cowboys aus dem Süden zu sein – und der darf auch ohne Plakette hier durch.«
    »Was sollte denn den nach Moskau verschlagen haben?«, erwiderte der Sergeant. »Nein, besser, ich schnapp mir Laska und überprüf den Kerl, einverstanden?«
    »Tu dir keinen Zwang an!«, willigte der Leutnant ein und widmete sich wieder den Hühneraugen an seinen Füßen.
    Als ihm nach einer Minute auffiel, dass es unten verdächtig leise war, linste er vom Turm runter und hätte beinahe die Beißzange fallen lassen. Laska, ein störrisches Tier, lag zufrieden auf dem Boden, die Pfoten von sich gestreckt, das Maul weit aufgerissen. Der Wilde stieg vom Pferd, setzte sich neben den Hund ins Gras und kraulte dem schnurrenden Vierbeiner den fuchsroten wolligen Bauch. Der Sergeant lag ausgestreckt daneben, die Hände im Nacken verschränkt und wagte es nicht, sich auch nur zu rühren. Auf seinem Rücken thronte eine irgendwie monströse Fledermaus und bohrte ihre Krallen in den Hals des Mannes. Die anderen Posten im Turm fingen bei dem Anblick prompt an zu beten.
    »Ich würde euch nicht raten zu schießen!«, sagte der Fremde und sah zum Leutnant im Turm hoch. »Mich trefft ihr eh nicht, aber euer Kollege wäre dann ein toter Mann. Der Fleder wird bei Lärm nämlich nervös … Lasst mich also lieber durch.«
    »Kein Feuer! Niemand gibt einen Schuss ab!«, schrie der Leutnant, der nicht eine Sekunde daran zweifelte, dass er und seine Untergebenen den Mann selbst mit ihren Gewehren nicht aufhalten würden. »Aber ich lass dich nicht durch! Unter gar keinen Umständen!«
    Der Fleder schüttelte das Mausegesicht mit den roten Katzenaugen und stieß ein schrilles Zischen aus. O nein, dachte der Leutnant, für kein Gold der Welt geh ich da runter und öffne das Tor.
    »Der Berg will also nicht zum Propheten kommen?«, fragte der Wilde völlig unverständlich – und verschwand.
    Etwas funkelte, sodass die sechs Soldaten oben im Turm an der Jaroslawskaja Uliza die Augen zusammenkneifen mussten. Als der Leutnant sie wieder aufschlug,

Weitere Kostenlose Bücher