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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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bin.«
    »Sondern?«
    Der Posten wechselte einen raschen Blick mit seinen beiden Untergebenen. Der eine, ein einfacher Soldat, kauerte hinter der schmalen Schießscharte eines Zementbunkers, der andere, ein Sergeant, lümmelte sich im Beiwagen eines Motorrads und hielt eine MP im Anschlag. Ihrem Chef wollte die Gelassenheit dieses Wilden überhaupt nicht gefallen. Und ein Wilder musste er sein, so aufgeraut und rot wie die Haut seines Gesichts war, so kräftig wie seine nackten Füße in den Steigbügeln wirkten. Die schienen ja aus dem Holz einer Mooreiche geschnitzt! An den Seiten beider Pferde baumelte je eine prallvolle Satteltasche, dazu je eine kleinere Extratasche, aber der Mann führte offenbar weder eine Schusswaffe noch eine Armbrust mit sich. Zumindest sah der Posten nirgends eine. Und genau das war es, was ihn irritierte.
    »Woher kommst du? Hast du den Anschluss an die Karawane verpasst?«
    »Nein, ich bin allein unterwegs«, antwortete der Mann und kraulte das Pferd hinterm Ohr. In diesem Moment blieb dem Posten das Herz stehen: Unter dem Hemdsärmel des Unbekannten blitzte Stahl auf. »Ich komme aus … einigen wir uns auf die Gegend von Jekaterinburg.«
    »Sag mal, willst du uns verhohnepipeln? Wer soll dir denn abkaufen, dass du mutterseelenallein aus dem Ural hierher geritten bist? Oder bist du am Ende vielleicht ein Zauberer?«
    »Ganz allein bin ich nicht und ein Zauberer auch nicht …« Der Wilde lächelte schon wieder, aber diesmal nicht sehr freundlich. »Meine Freunde warten in einiger Entfernung auf mich. Sie wollen nicht so gern nach Moskau, aber ich habe in der Stadt noch etwas zu erledigen. Habe ich deine Frage damit beantwortet, Soldat? Dann sei so gut und lass den Schlagbaum hoch …«
    »Ich bin kein gemeiner Soldat!«, fauchte der Träger der Militäruniform. »Siehst du meine Schulterstücke nicht? Ich bin Hauptmann der Sicherheit. Und jetzt atme da drauf!«, giftete er und reichte dem Wilden ein rosafarbenes Papier.
    Das tat er. Das Papier änderte seine Farbe nicht.
    »Ist die Krankheit etwa immer noch nicht besiegt?«, erkundigte sich der Fremde lächelnd. »Ich habe gehört, dass der letzte Verseuchte vor zehn Jahren gesteinigt wurde … Es stimmt, du bist wirklich ein Hauptmann!«, bemerkte er. »Deshalb hör mir jetzt mal gut zu, Hauptmann! Ich hätte euren Posten umgehen können, wenn ich über die Felder geritten wäre, aber allmählich wird es Zeit für mich, nach Moskau zu kommen. Unterwegs bin ich an einem Dutzend Dörfer vorbeigekommen, in denen Menschen leben, und wie du siehst, bin ich immer noch gesund und munter. Ich stehe hier und unterhalte mich mit dir, obwohl ich vor Einbruch der Dunkelheit gern mein Ziel erreicht hätte. Was meinst du nun, Hauptmann? Warum habe ich mich wohl nicht an euch vorbeigeschmuggelt?«
    Der Hauptmann schielte abermals zu seinem Untergebenen hinüber und spielte bereits mit dem Gedanken, in der Garnison anzurufen. Der Soldat im Beiwagen, der eine Eisenbahnerjacke und Camouflagehosen trug, richtete seine Waffe dezent auf den Fremden. Mit einem Mal begriff der Hauptmann auch, was ihn irritierte: Die Hunde bellten nicht. Dabei hätten die drei Wolfshunde längst ein ohrenbetäubendes Gekläff anstimmen müssen. Stattdessen hockten sie mucksmäuschenstill in ihrem Schuppen …
    »Mir ist völlig egal, was du bisher erlebt hast«, erklärte der Hauptmann und spuckte verächtlich auf den Boden, »aber hier zahlst du. Zahl, dann gebe ich dir eine Plakette, mit der kannst du in unserer Garnison übernachten. Oder hast du nichts, das du mir geben kannst? Dann rufen wir eine Patrouille und übergeben dich dem Major. Er wird überprüfen, wer du bist und woher du kommst.«
    Der Hauptmann fasste nach dem Zügel der grasenden Stute. Wenn er einen Zauberer schnappte – und alles deutete darauf hin, dass er gerade dabei war – gehörte die Hälfte der Beute ihm …
    »Ich kann zahlen«, erklärte der Wilde ruhig. »Aber ich gebe dir nichts, denn du verdienst es nicht. Solltest du jedoch imstande sein, es dir selbst zu holen, bitte.« Mit diesen Worten knüpfte der Fremde die kleine Extratasche am Sattel auf und förderte eine Handvoll Edelsteine zutage. Dann ließ er sie zurückrieseln und schloss die Tasche wieder.
    Der Hauptmann blickte erneut hilflos zurück. Er wollte nicht ohne triftigen Grund den Revolver ziehen und diesen Angeber erschießen. Der Soldat hinter der Schießscharte stieß einen anerkennenden Pfiff aus, denn er verstand ein

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