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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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Experimenten der Menschen noch mehr zu leiden gehabt als die Petersburger Bullterrier. Es waren Kreaturen mit dunkelrotem, leicht räudigem Fell, einem nackten Schwanz und einem verfilzten Buckel. Das Sprunggelenk an den Hinterpfoten war um hundertachtzig Grad gedreht, abgesehen davon waren die hinteren Extremitäten doppelt so lang wie die vorderen, fast wie bei einem Känguru. Die blinden Augen hätten einem Maulwurf alle Ehre gemacht. Der Unterkiefer ragte vor und legte die Zähne bloß, die wiederum eher zu einem Dobermann gepasst hätten. Laska winselte leise in Arturs Rücken.
    »Sie gehen nie ans Tageslicht, Herr. Es heißt, dass sie zufällig entstanden sind, auf dem Schießplatz, wo die Granaten herkommen. Dort gibt es Bunker und verfaultes Wasser. Dieses Wasser verändert alles. Mücken werden so groß wie Spatzen. Trotzdem fressen die Ratten sie. Wir jagen sie und fackeln sie ab, aber immer nur tagsüber. Nachts fallen sie dann unser Vieh an. Eine Ratte kann eine ganze Schweineherde erledigen, ohne jede Mühe, fast wie ein Wolf …«
    »Ja, ja, schon gut. Und jetzt lass uns wieder hochgehen!«, befahl Kowal. Ihm war gerade ein möglicher Ausweg eingefallen. Bei dem er, mit etwas Glück, auf Granaten verzichten konnte. »Wir müssen im Erdgeschoss genau die Stelle über dieser hier finden.«
    Sie gelangten schnell an ihr Ziel. Dem Leutnant fiel ein Stein vom Herzen, denn das Erdgeschoss wurde vom Mondlicht durchflutet, sodass hier nicht mit Ratten zu rechnen war. Kowal schnürte den Rucksack auf und reichte Andrej eine Axt.
    »Schlag den Boden ein, Kumpel«, verlangte er. »Na los, fang schon an, das ganze Zeug muss weg!«
    Der Leutnant zog die Jacke aus und machte sich an die Arbeit. Die beiden brauchten zwei Stunden, bis sie die Dielen abgetragen sowie den Mulm herausgenommen hatten und endlich auf das parallel zum Boden verlaufende Lüftungsrohr stießen.
    »Hack das Rohr durch!«, verlangte Artur.
    Kaum hatte Andrej das erledigt, kroch er in das Loch und hackte mehr oder weniger blind zwei weitere Metallplatten sowie einige Filternetze durch. Sobald die Öffnung groß genug war, ließ Kowal eine Schnur mit einem brennenden Ende in die Tiefe hinab. Prompt sah er in ihrem Licht den Rand einer Anabiose-Kapsel. Laska steckte die Nase in das Loch, erschnüffelte aber nichts, was ihren Verdacht erregt hätte. Andrej saß auf dem Boden und schnaufte wie ein geschundenes Pferd, den Blick auf das gerichtet, was von der Axt übrig war. Nur gut, dass ich diesen Kraftbolzen mitgenommen habe, frohlockte Kowal. Wenn ich meine Kollegen allein hinaufbefördern müsste, würde ich das nie schaffen.
    Sie zimmerten aus den Dielen eine Art Leiter zusammen. Die Deckenhöhe im Keller lag bei über dreieinhalb Metern. Dann warfen sie noch ein paar Bretter durch das Loch, damit Artur ein Feuer entzünden konnte. Er kletterte hinunter. Mit ausgetrocknetem Hals trat er, eine Fackel in der Hand, an die erste Kapsel heran. Jetzt würde endlich das passieren, wovon er seit drei Jahren träumte. Es kam schon einem Wunder gleich, dass er überhaupt in dieses Institut gelangt war, bei all den Hindernissen, die er hatte bewältigen müssen. Ein noch größeres Wunder wäre es jedoch, wenn von den fünf Moskauern noch jemand am Leben wäre …
    Durch die Scheibe der ersten Kapsel blickte er auf eine Mumie mit gefletschten Zähnen. Andrej, der ihn von oben beobachtete, stieß einen unterdrückten Schrei aus und murmelte ein Gebet. Ohne Frage glaubte er, dass er an einem teuflischen Ritus teilnähme, noch dazu in einem Spukkeller, aus dem er nie wieder lebend herauskäme.
    »Das sind ganz normale Menschen!«, beruhigte ihn Artur in möglichst sanftem Ton. »Sie sind vor dem Großen Tod eingeschlafen.«
    Er ging zur zweiten und dritten Kapsel, doch auch hier das gleiche Bild. Besser gesagt: Das waren nicht einmal mehr Mumien, sondern nur noch matschige Haufen. Anscheinend war die Temperatur des Reaktanten zu rasch angestiegen. Am liebsten hätte Artur vor Verzweiflung laut aufgeschrien. Die nächsten beiden Kapseln waren leer, die dritte brachte einen weiteren Toten. Herr Ordnung betete noch immer, offenbar fest davon überzeugt, der Herr Zauberer würde die Skelette auf der Stelle wiederbeleben, diese dann aus ihren Kapseln herauskriechen und ihn fest in ihre knochigen Arme schließen.
    Mit einem Mal erspähte Kowal einen schwachen Lichtschein. Nur winzige blaue Punkte am Kopfende der beiden letzten Kapseln. Da steckt sicher dieser Akku

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