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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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was von dem armen Flugs noch übrig war, hatte einer der Soldaten auf die Spitze seines Kosakensäbels gespießt. Die Menge sprang wie ein Mann zurück, sodass um Artur herum eine Freifläche entstand. Innerlich verfluchte er sich für seine Dummheit. Da hatte er das halbe Land durchquert, war an zwei Brandstätten vorbeigekommen und hatte sich wiederholt mit Wilden geschlagen – nur um dann in eine derart dämliche Falle zu tappen! Kugeln konnte selbst er nicht entkommen … Er versuchte, gleichmäßig zu atmen, und konzentrierte sich auf die Soldaten, die ihn umringt hatten. Nein, das hatte keinen Sinn. Okay, diese sechs könnte er manipulieren – aber die Menge würde seine Flucht vereiteln. Ohne Frage würde sie das, so wie die Frauen mit den Fingern auf den toten Drachen zeigten, so wie die Alten sich bekreuzigten und die Männer die Fäuste schüttelten. Ob die Soldaten auch den Hengst ermordet haben?, überlegte Artur. Falls nicht, könnte er ihn vielleicht mit einem Pfiff rufen …
    »Ich sterbe! Einen Arzt! Ruft einen Arzt!« Der Pferdewächter sank in den Staub, wand sich und versuchte vergeblich, die Blutung zu stillen.
    »Kannst du ihn retten, Mann?«, erklang da hinter Artur eine Stimme.
    Er drehte sich um. Drei weitere Männer hatten sich zu ihm vorgearbeitet. Einer von ihnen war ein großer, sehr hagerer Mann mit einem gelben Gesicht und schwammigen Tränensäcken unter den Augen. Er putzte gerade in aller Ruhe mit einem Wildledertuch eine Brille mit dicken Gläsern. Hohe Geheimratsecken, ein prachtvoller Offiziersmantel ohne Schulterstücke und nahezu auf Spiegelglanz polierte, chromlederne Stiefel rundeten das Bild ab. Einen Schritt hinter ihm standen zwei Muskelpakete und blickten finster drein. Anscheinend handelte es sich bei ihnen um gewöhnliche Bodyguards. Sie hielten Revolver auf Kowal gerichtet.
    In diesem Moment durchzuckte Artur ein sehr klares Bild: Nadja van Gogh stand auf der Schwelle des Hauses und hielt ihren Sohn an der Hand. Ihre Tochter, die kleine Belotschka, lag in eine Schafsdecke gehüllt in seinen Armen. Die Hebamme hatte sich geirrt, ihr zweites Kind war kein Junge gewesen … Er küsste seine Tochter auf den rosafarbenen Bauchnabel und reichte das warme Bündel an Nadja weiter. Dann drehte er sich um und ging, ohne noch einmal zurückzublicken. Der wahnsinnige Rhythmus, mit dem seine Ausbildung hier im Wald verlief, hatte ihm keine Zeit gelassen zu begreifen, ob er Nadja eigentlich liebte oder nicht …
    »Ja, das könnte ich«, beantwortete Artur die Frage des gelbgesichtigen Mannes. »Ich könnte ihn heilen und dich auch.«
    »Dann rette ihn!«, verlangte der Mann, nachdem er sich die Brille aufgesetzt hatte. Obwohl er auf den letzten Teil des Satzes nicht einging, war Artur klar, dass er ihn gehört hatte. »Vielleicht verschone ich dann dein Leben.«
    Ihm blieb keine Wahl. Er holte das entsprechende Fläschchen aus der Gürteltasche und wickelte den Lappen von der Hand des Pferdewächters. Aus den Fingerstummeln tropfte noch immer Blut. Artur beträufelte sie mit der Flüssigkeit aus dem Flakon.
    »Ist das alles?«, erkundigte sich der Offizier.
    »Ja«, antwortete Kowal. »Die Wunde zieht sich jetzt zusammen. Dieser Mann ist ein Dieb, er hat versucht …«
    »Das ist mir bekannt. Er wird seine verdiente Strafe erhalten«, fiel ihm der Offizier ins Wort. »Bist du ein Wipper?«
    »Nein!«, erklärte Artur entschieden, während er fieberhaft überlegte, welche Strategie er wählen sollte. Zum Glück hatte er den Fleder beim Institut gelassen, damit er die Stute bewachte. »Ich bin nur ein Reisender aus Petersburg und habe dieses Tier in einer Brandstätte gefunden …«
    »Gut, ich glaube dir«, hielt der Offizier mit einer Stimme fest, die wie das Quietschen eines ungeschmierten Rads klang. »Denn Wipper kommen nicht in die Stadt. Aber du musst ein Zauberer sein, wenn du diese Teufelsbraten zähmen kannst …«
    »Ich flehe Sie an, Eure Heiligkeit! «, jammerte der Pferdewächter. »Verschont mein Leben! Das ist alles seine Schuld! Die von diesem Zauberer!« Der Mann hatte sich bereits von der Wunde erholt und wurde jetzt von zwei Sergeanten der Sicherheit gepackt.
    Der Offizier würdigte ihn nicht einmal eines Blickes, sondern sah Kowal weiter forschend an.
    »Eure Heiligkeit?«, hakte Artur nach. »Dann gehörst du zu den Kirchenleuten … Herr?«
    »Ich bin der Obergeistliche der Basilius-Kathedrale, Vater Karim.« Fraglos erwartete er daraufhin eine ganz

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