Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Und was diese Bande von Gießern anging: Die hatte es wirklich gegeben, sie war aber, wie Lew berichtet hatte, vor zwanzig Jahren zerschlagen worden. Wenn sie da also ein wenig nachbohren wollten, bitte.
»Wer hat dich in Magie unterwiesen?«, nahm ihn Karim weiter ins Verhör, während er gleichzeitig seine Männer fortschickte.
»Meine Mutter hat ein wenig von Kräutern verstanden. Das ist aber auch schon alles, was ich kann, Hochwürden.« Verzeih mir, Mama, bat er innerlich. Aber immerhin: Es war keine allzu dicke Lüge, schließlich hatte seine Mutter in einer Apotheke gearbeitet. »Eigentlich bin ich Ingenieur.«
»Ach ja?«, fragte Karim, der nun durch den Raum tigerte. Die beschlagenen Stiefel klackerten bei jedem Schritt auf den Steinfliesen. »Und wovon willst du mich dann heilen, Ingenieur?«
»Von chronischer Hepatitis, Hochwürden. Du leidest an einer ernsthaften Lebererkrankung und außerdem an Niereninsuffizienz und Arthrose.«
»Diese Begriffe sagen mir nichts, drück dich gefälligst klarer aus.«
»Du hast Gelbsucht, außerdem dürften deine Gelenke schmerzen.«
»Im Kreml gibt es die besten Ärzte, aber selbst die konnten meine Gelbsucht nicht heilen.«
»Mühe gegeben haben sie sich schon, Hochwürden. Du jedoch gibst der Krankheit neue Nahrung, indem du unsauberes Wasser und zu viel Schnaps trinkst.«
»Träumst du davon, dein Leben zu erkaufen, Schwert?«
»Willst du mir etwa mit dem Tod drohen, Hochwürden?«
»Nur Dummköpfe fürchten den Tod nicht.«
»Solltest nicht gerade du, Hochwürden, wissen, dass der Tod ein Segen sein kann?«
»Ich schwöre beim Heiligen Basilius, dergleichen ist mir noch nie untergekommen!« Karim klatschte vor Begeisterung sogar in die Hände. Die Öllampen an den Wänden warfen vier Schatten von ihm, die wie Vögel in einer Fangschlinge flatterten. »Ein Ingenieur, der einen prallen Beutel Diamanten und einen zahmen Drachen mit sich herumschleppt, Gelbsucht heilt und sich äußert wie ein Klostermönch! Wahrscheinlich sollte ich mir was darauf einbilden, dich zu kennen!« Auf der Unterlippe kauend lief Karim weiter zwischen den Folterinstrumenten herum. »Wenn du so ein Schlaukopf bist, dann verrat mir doch einmal, warum du nicht für einen reichen Pap in Petersburg arbeitest? Also: Was hast du in Moskau verloren?«
»Das habe ich doch schon gesagt. Ich wollte mir nur ein Ersatzpferd kaufen.«
»Ach ja? Und ich hätte dir fast abgekauft , dass du klug bist.« Karim zog an einer Schnur, die neben dem Türpfosten baumelte. Die schmale spitzbogige Tür öffnete sich, und man brachte zwei Personen herein: Sergej und Ludmila Drobitschenko. Alles in allem sahen sie nicht schlecht aus. Ihre Hände waren nicht gefesselt, Spuren eines Kampfes nicht an ihnen zu erkennen. Auf Sergejs Brust prangte eine dreieckige Plakette mit einer komplizierten Gravur, deren Details Artur von seinem Standort aus jedoch nicht genau erkennen konnte. »Wolltest du vielleicht für diese beiden hier Pferde kaufen? In dem Fall dürftest du zu spät gekommen sein, Zauberer. Diese Menschen haben dem Präsidenten, Friede seinen Tagen, nämlich bereits einen Eid geleistet. Sie haben das Kreuz in der Kathedrale geküsst und Arbeitsplätze zugewiesen bekommen. Der Mann hat uns sein Wissen vorgeführt und sich damit den Rang eines Gesellen verdient. Möglicherweise wird er ja schon bald ein Meister. Oder sogar ein Ingenieur. Wir wissen kluge Köpfe zu schätzen, die der großen Sache der Vereinigung Russlands treu ergeben sind. Deshalb wird sich Meister Sergej, wenn er nur gute Arbeit leistet, schon bald selbst eine ganze Herde Pferde kaufen können …« Dann wandte er sich an die beiden und deutete auf den gekreuzigten Artur. »Ist das der Mann, der Sie aus dem Schlaf geweckt hat?«
»Ja, Eure Heiligkeit«, antwortete Sergej mit gesenktem Blick, während Ludmila sich entsetzt im Raum umsah. »Er war es, der uns geweckt hat.«
»Hat er Sie aufgefordert, aus Moskau zu fliehen?«
»Ja, Eure Heiligkeit …«
»Mit welcher Begründung?« Da Sergej darauf nichts antwortete, tigerte Karim wieder von einer Ecke des Raums in die andere. »Wenn Sie schweigen, könnte ich auf den Gedanken kommen, der Leutnant der Sicherheit Andrej Ordnung habe vor dem Kriegsgericht gelogen.«
»Das hat er nicht!«, kreischte Ludmila. »Der Leutnant hat die Wahrheit gesagt … Eure Heiligkeit. Dieser Mann da hat behauptet, in Moskau hätten böse Menschen die Macht ergriffen …«
Nach dieser Aussage wurden
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