Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)
Überzeugung, er würde das hinfällige Tier leicht abhängen können. Obendrein schien es nicht an Tollwut erkrankt. In dieser Sekunde jedoch machte der Hund eine Bewegung, die Artur nicht einmal mitbekam – und stand zwei Meter dichter vor ihm. Wie das geschehen konnte, war ihm schleierhaft. Ob ich geblinzelt habe oder abgelenkt gewesen bin?, grübelte er. Jedenfalls trennten ihn jetzt nur noch knapp sieben Meter von dem Köter. Im Übrigen stimmte noch was an diesem Hund nicht, aber was genau, konnte er wegen des Halbdunkels nicht sagen.
Es folgte der nächste Sprung, den er ebenfalls nicht mitbekam, weil er sich kurz umdrehte, da er hinter sich eine Bewegung wahrgenommen zu haben meinte. Diesen Bruchteil einer Sekunde hatte das Viech genutzt, um alle Muskeln anzuspannen und sich ihm zu nähern. Warum war er auch so unkonzentriert?!
Das heißt, nein, er brauchte sich keinen Vorwurf zu machen. Das war dieser Scheißköter! Der hatte ihn glattweg hypnotisiert, ihm eingeflüstert, hinter ihm sei jemand! Nur war da niemand, da gab es nur den leeren Gang mit drei geschlossenen Türen. Mit diesem Manöver war ihm das kahle Biest weitere zwei Meter auf die Pelle gerückt. Jetzt verharrte es wieder reglos wie ein Standbild. Immerhin fiel inzwischen genug Licht durch das Fenster, sodass Artur jenes Detail an seiner Schnauze erkennen konnte, das ihn so irritierte. Unter den spitzen beweglichen Ohren des Tiers saßen feuchte Kiemen.
»Guter Hund«, murmelte Artur freundlich, während er zaghaft einen Fuß zurück in Richtung Raucherraum setzte. »Ja, du bist wirklich ein ganz feiner Hund. Und jetzt hör mir mal zu, du abgebrochener Schlauch!« Er versuchte, möglichst bedrohlich zu klingen, aber seine angegriffenen Stimmbänder brachten lediglich ein heiseres Falsett zustande. »Wenn ich dir dieses Rohr in die Schnauze ramme, wird das kein Zuckerschlecken für dich!«
Er dachte nicht darüber nach, ob das kahle Tier ihn verstand oder nicht. Es konnte ja noch gut möglich sein, dass man irgendwo Hunde mit blauen Augen züchtete … Aber Hunde mit Kiemen?! Mit einem Mal wurde Artur klar, dass er nicht die geringste Chance gegen diesen Mistköter hatte, sollte der sich auf ihn stürzen. So fix, wie diese Töle war, richtete er nicht mal mit dem Rohr was gegen ihn aus. Überhaupt erinnerte das Verhalten dieses Hundes verdammt an eine Riesenschlange. So wie ihn diese beiden Eisaugen ansahen, ohne auch nur ein Mal zu blinzeln. Artur spürte, wie ihm große Schweißtropfen über die Schläfen rannen. Dieser Scheißköter hypnotisierte ihn! Der wartete doch nur darauf, dass seine Konzentration für den Bruchteil einer Sekunde nachließ! Artur jedoch durchbohrte das Biest weiter mit seinem Blick, während er den nächsten winzigen Schritt nach hinten, in Richtung der rettenden Tür, machte. Gleich hatte er’s geschafft. Dann bräuchte er bloß noch in den Raum zu schlüpfen und die Tür von innen zu verriegeln. Anschließend würde er das Fenster einschlagen und in den Hof hinunterklettern – selbst wenn die Leiter durch und durch verrostet wäre!
Nur machte ihm da ein zweiter Hund einen Strich durch die Rechnung. Irgendwann in ferner Zukunft würde er diesen Tag noch einmal erleben und dann darüber staunen, wie viel Schwein er gehabt hatte. Obendrein kam es einem Wunder gleich, dass er nicht mit dem Rücken zu diesem Köter stand. Eine Sekunde vorher war das immerhin noch anders gewesen …
Der zweite Hund hatte mit dem ersten etwa so viel gemeinsam wie ein Sumoringer in x-ter Generation mit einer Turnerin. Auch er hatte vier Beine und blaue Augen – das war’s dann aber auch schon. Seine breite Schnauze konnte er aufgrund einer höchst spezifischen Besonderheit nicht schließen: Eine dritte Zahnreihe verhinderte das. Die oberen Reißzähne überragten einander und endeten unterhalb der herabhängenden Lefzen. Der Urgroßvater dieses wandelnden Albtraums könnte sich gut und gern mit einem Mastiff eingelassen haben. Genau wie der erste Köter wartete auch dieser mit Kiemen auf und war felllos, hatte dafür aber lederartige Lappen an den kurzen krummen Beinen. Der schlaffe Körper ließ an einen Basset denken, zumindest falls man sich einen anderthalb Meter langen Basset vorstellen konnte. Natürlich kraxelte er mit diesem dämlichen Körper nicht gerade flink die Treppe hoch. Oben angekommen hing ihm erst mal die Zunge aus dem Maul. Trotzdem brachte er es fertig, seinen Kumpan mit einem kurzen Kläffen über seine
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