Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
Anwesenheit in Kenntnis zu setzen. Vielleicht erkundigte er sich aber auch, warum sein Kumpel diesen grauschädligen, kahl geschorenen Deppen immer noch nicht zum Frühstück verspeist hatte. Obwohl Kowal nicht mal ansatzweise zu sagen gewusst hätte, was dieses Bellen bedeuten sollte, war er bereit, seinen Kopf zu verwetten, dass die beiden Vierbeiner intensiv miteinander kommunizierten, denn auf das Gebell drehte sich der Urenkel des Collies schweigend seinem Artgenossen zu und sah ihn ebenso schweigend zwei Sekunden lang an …
    Das reichte Artur, um wieder zu sich zu kommen. Er huschte rückwärts über die Schwelle und schlug die Tür fest zu.
    Zusätzlich verkantete er das obere Ende des Rohrs unter der Klinke, während er das untere zwischen die Hölzer des Parketts trieb. Erst danach ließen ihn seine Beine im Stich, und der leitende Wimi sackte zu Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Zum Glück versuchte niemand, den Raucherraum im Sturm zu erobern. Hinter der dünnen Plastiktür blieb alles still. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine improvisierte Blockierung halten würde, schleppte er sich zum Fenster. Auf dem Weg dahin klaubte er ein handliches Stück Putz vom Boden auf.
    Die Scheibe zersplitterte mit einem derart prasselnden Scherbenregen, dass er fast ertaubte. Er wischte alle Überreste mit dem Handschuh vom Fensterbrett und kletterte aufs Gesims hinaus. Warme und erstaunlich frische Luft strömte in seine Lungen. Für die Petrograder Seite ist sie sogar etwas zu frisch, konstatierte er bitter, während er die Feuerleiter auf ihre Stabilität hin prüfte. Aber alle Achtung: Ich weiß also noch, auf welcher Seite der Newa das Institut liegt. Wenn mir jetzt auch noch einfällt, wo ich wohne beziehungsweise gewohnt habe …
    Mit dem Rohr hatte er zwar bereits die zweite Waffe eingebüßt, doch davon, ins Zimmer zurückzukehren und es zu holen, konnte keine Rede sein. Lieber würde er Hals über Kopf nach unten stürzen, als diesen Festlandhaien noch einmal zu begegnen!

(4)
    DIE STADT DER KAHLEN HUNDE
    Der Innenhof hatte sich kaum verändert. Es war noch immer ein schmaler schummriger Schacht mit einem Stapel unausgepackter Kisten in einer Ecke und den düsteren Fenstern des zweiten Institutsgebäudes direkt gegenüber. Artur bewegte noch einmal die Finger, um die Blutzirkulation anzukurbeln, dann machte er sich entschlossen an den Abstieg. Wenn er sich nicht täuschte, gab es zwei Möglichkeiten, vom Hof aus zur Straße zu gelangen: Entweder musste er über das Tor am Lieferanteneingang mit dem Stacheldraht an der Oberkante klettern oder durch das Nachbarinstitut gehen. Bereits auf Höhe des ersten Stocks sah er, dass der Hintereingang des zweiten Institutsgebäudes sperrangelweit offen stand. Im Innern ballte sich stockfinstere Dunkelheit zusammen. O nein, dachte er, keine zehn Pferde kriegen mich noch mal in eines dieser Institute. Obwohl: Diese verdammten Hunde könnten ja auch auf der Straße auf ihn lauern …
    Mit einem Mal hätte er vor Verzweiflung am liebsten losgeheult: Die Leiter endete! Drei Meter über dem Boden! Nun hieß es springen. Kowal zögerte, lauschte und sog gierig die unvorstellbar saubere Luft ein. Es war Sommer, ein lauer Abend mit bestimmt zwanzig Grad und voller Pappelflaum. Der Flaum segelte von oben herab, wirbelte in bizarren Formationen über die Dächer und legte sich als schwerelose Schneewehe auf die Gesimse. Gegen das blaue Quadrat des Himmels zeichneten sich wie schwarze Punkte Vögel ab. Jetzt, da Artur sich gründlich umsah, kam er auch endlich diesem seltsamen Geräusch auf die Spur.
    Schit-ta, schit-ta …
    Auf dem Dach des zweiten Gebäudes drehten sich ganz langsam die Flügel von vier Windrädern. Zwei weitere lagen flügellos auf der Seite. Da er sich an diese Dinger garantiert erinnert hätte, mussten sie aufgestellt worden sein, nachdem er in Schlaf versenkt worden war. Gut möglich, dachte er, dass diese dreiflügligen Giganten mir das Leben gerettet haben. Irgendwoher muss die Energie ja schließlich kommen, die nötig gewesen war, um den Reaktanten in die Kapsel zu leiten und zur richtigen Zeit für den nötigen Temperaturanstieg zu sorgen. Oder auch, um das Programm zur Muskelstimulierung zu starten, die künstliche Beatmung aufrechtzuerhalten und etliche andere sensible Operationen durchzuführen, die den Austritt aus der Anabiose absicherten. Der Diesel, der bei Stromausfall die Versorgung der Abteilung übernehmen

Weitere Kostenlose Bücher