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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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und wie vertraut ihm diese Fanatiker inzwischen waren.
    »Ich habe schon gefragt und habe auch schon eine Antwort erhalten, Schwert.«
    Dann stehe also nur ich ohne Antwort da, dachte Artur, während er Berder nachsah, der wieder in die Kirche ging.
    Denn ich weiß immer noch nicht, ob ich eigentlich wieder nach Piter will.

(34)
    DER ERWACHTE DÄMON
    Vor Begeisterung wären Kowal fast die Tränen gekommen, und trotz der grausigen Kälte, die ihm bis auf die Knochen drang, des Geschüttels und des Gegenwinds hätte er am liebsten aus voller Kehle geschrien. Malwina bewegte ihre Flügel mit erschreckender Schnelligkeit, bis sie eine Höhe von tausend Metern erreicht hatte. Dann gönnte sie sich erst mal eine Verschnaufpause, überließ sich den Luftströmen, bevor sie ihre stählernen Muskeln wieder einsetzte. Beide Reiter blinzelten und klammerten sich an ihren Körper, der warm wie ein Backofen war. Die Sättel glichen eher starren Hosen mit zwei breiten Hosenträgern, die überkreuz über ihre Schultern liefen. Sie verhinderten, dass die beiden Reiter von Malwina glitten, wenn sie sich schwungvoll von einer Seite auf die andere legte oder in ein Luftloch fiel. Beide Männer hatten sich das Gesicht mit Öl eingeschmiert und zusätzlich dicke Schals um den Kopf gebunden.
    In seiner Aufmachung sah Artur aus wie ein alter Zigeuner oder Beduine, was ihm selbst innerlich ein Grinsen entlockte, sobald er an die Illustrationen in alten Fantasyromanen dachte. Niemand von diesen Künstlern hätte sich auch nur ansatzweise vorstellen können, was es hieß, die Nase in den Wind zu halten, um in einer solchen Höhe mit einer Geschwindigkeit von zweihundert Stundenkilometern dahinzurasen.
    Nach einem Blick auf seine innere Uhr zog er die Zügel an. Malwina stellte den linken Flügel wie einen Schild gegen den Wind auf, sodass die Geschwindigkeit sank, und setzte allmählich in sanftem Bogen zur Landung an. Die untergehende Sonne schickte verzweifelt ihre letzten Strahlen durch die dunkle Wolkendecke. So weit der Blick reichte, breitete sich unter Artur eine nicht zu beschreibende Schönheit aus. Auf der Moskwa loderten Lichtreflexe in allen Nuancen, von Zartrosa bis zu sattem Ultramarin. Über ihm hingen schneeweiße Stalaktiten von Wolken, und zwar so dicht, dass er meinte, er bräuchte bloß die Hand auszustrecken, dann könnte er sie herunterziehen. Der Himmel im Westen leuchtete flammend rot, während ihn im Osten ein geradezu greifbarer tintenschwarzer Vorhang verhüllte.
    Eine Formation von Gänsen kreuzte mit vorgestreckten Hälsen unter ihnen ihre Flugbahn, noch tiefer schwankten auf der Erde wie nie da gewesene magische Bäume feine Säulen trägen Rauchs. In der Abenddämmerung funkelten die Spitzen der Universität. Die Wolkenkratzer im Süden machten ihrem Namen alle Ehre, die vom Tag erschöpften Brücken dehnten ihre Rücken, und durch das unerbittliche Pfeifen des Windes drang das Geläut der Moskauer Glocken. Die Viertel am Horizont hatte die Nacht bereits geschluckt, aber im Stadtzentrum leuchteten noch Hunderte von Feuern. Feuchte Frühlingsluft wogte über die große Stadt hinweg, während ein euphorischer und weinender Mensch mit dem Namen Erwachter Dämon wie ein gemeiner Abgesandter der Nacht auf den Schein der Lagerfeuer zuhielt.
    Über einem glatten See im Gorki-Park beschrieben sie eine scharfe Kurve, die den hinter Artur zitternden Karim fast zwei Vorderzähne gekostet hätte. Malwina führte jeden Befehl ohne zu zögern aus. Jetzt legte sie die Flügel an und fiel wie ein Stein in die Tiefe. Karim knallte ein zweites Mal mit der Nase gegen Arturs Rücken, als die Drachin landete. Rund zwanzig Meter musste sie noch am Boden auslaufen. Artur fürchtete schon, sie würde mit voller Wucht in den Klotz der Zentralen Ausstellungshalle hineinrasen, doch diese Angst stellte sich als unbegründet heraus.
    Die Posten in der Straße Krymski Wal, die quer durch den Gorki-Park verlief, riefen sich etwas zu, an der Moskwa knatterte ein alter Diesel.
    »Dann sieh zu, dass du deine Aufgabe erledigst!«, verlangte Kowal, nachdem er den benommenen Karim aus den Hosenträgern befreit hatte. »Du hast gut eine Stunde. Sollte ich erfahren, dass du nicht direkt in die nächste Garnison geeilt bist, sondern dich auf den Weg in den Kreml gemacht hast, wird dich Malwina zum Frühstück verschmausen.«
    Karim stützte sich auf seinen Stock und machte zwei unbeholfene Schritte. Sein gesundes Knie knickte weg, er stolperte, fiel

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