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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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erwies sich als Treffer. Artur wollte seinen Augen nicht trauen … Mit zitternden Knien näherte er sich erneut dem Baum. Ein Dunkles Mal, ohne Frage! Er, ein stinknormaler Mensch, ein absolut unbekannter Ingenieur, hatte gerade die grausame Kraft der Natur zum Leben erweckt! Ungefähr so musste sich jemand fühlen, der eine Wasserstoffbombe aktiviert hatte. Fast im selben Moment wogte eine warme, aufmunternde Welle durch sein Hirn, das mentale Echo der fünf wartenden Wipper.
    Die junge, drei Meter hohe Esche zitterte wie wild, fast als würde ein gigantischer wahnsinniger Maulwurf unter ihren Wurzeln graben und versuchen, den Baum aus dem Boden zu hebeln. Artur ritzte ein weiteres Kreuz in die Rinde. Jetzt schwankte nicht nur die Esche, sondern noch mindestens sechs oder sieben große Bäume um sie herum.
    Malwina hob den Kopf und stieß ein tiefes Knurren aus. Die Rinde löste sich von der Esche, rollte herunter wie vertrocknete Schlangenhaut, eine Schicht nach der nächsten wurde schwarz und fiel ab, nachdem sie sich mit dem Saft der Knospen prall gefüllt hatte. Es folgte ein lang gezogenes Knistern, und der Stamm barst in zwei Hälften. Die Reste der feuchten Lappen flogen auf den Boden. An den Einschnittstellen hatte sich das Holz in verfaulten Mulm verwandelt.
    Wie gebannt beobachtete Artur dieses Schauspiel. Der riesige Nachbarbaum, ebenfalls eine Esche, neigte sich zur Seite. Mit einem schmatzenden Geräusch gab der Boden die knorrigen Wurzeln frei. Die Erde bebte stärker und stärker.
    Über dem Gorki-Park flatterten Hunderte von Vögeln auf, die aber nicht davonflogen, sondern einen bizarren Todesreigen vollführten. Schweigend, ganz ohne Gekrächze, Getschilpe und Gezwitscher, beschrieben sie ihren Kreis. Mit jeder Sekunde wurden es mehr. Mit einem Mal spürte Artur einen stechenden Schmerz im rechten Knöchel. Sofort duckte er sich – und entging damit gerade noch einer Attacke auf sein Gesicht.
    Das Eichhörnchen, das da von unten an ihm hochgesprungen war, setzte nach dem gescheiterten Versuch gleich zum nächsten Angriff an. Artur fing das Tier im Flug ab und drehte ihm den Hals fast reflexhaft um. Doch schon fielen ihn zwei weitere seiner Artgenossen aus der Dunkelheit heraus an. Sie ereilte das gleiche Schicksal. Malwina brüllte nun aus vollem Hals und erhob sich. Als sie mit den Flügeln schlug, traf Artur die aufgewirbelte Luft im Rücken. Die Drachin spürte das Erdbeben wesentlich stärker als er und geriet in Panik.
    Inzwischen zogen unglaublich viele Vögel am Himmel ihre Bahn. Obwohl Kowal sie am Nachthimmel kaum ausmachen konnte, wusste er, dass es mehrere Tausend waren. Zugvögel, die ihre heimatlichen Gewässer noch nicht erreicht hatten, ebenso wie einheimische Meisen, die in Moskau überwintert hatten, Dohlen und Tauben …
    Mit einem entsetzlichen Knall brachen gleich mehrere Äste von einer morschen Pappel. Artur schaffte es erst im letzten Moment wegzuspringen. Immerhin war der Bann nach dem Angriff der Eichhörnchen gebrochen und seine Reaktionen funktionierten wieder. Nur gut, dass ich im Park keine größeren Tiere gesehen habe, dachte er. Sicher, Malwina würde mich notfalls verteidigen, aber bei einer entsprechenden Überzahl von Gegnern wäre womöglich auch die Drachin nicht mehr die zuverlässigste Bodyguardin. Vor allem da sie schon jetzt verstört auf das unablässige Flügelklatschen der zahllosen Vögel lauschte.
    Mittlerweile zitterte die Erde nicht mehr, nein, sie tanzte förmlich. Artur meinte, an Deck eines Schiffs zu stehen, dessen Motor ausgerechnet beim heftigsten Unwetter versagt hatte. Zehn Meter vor ihm wölbte sich der Boden, erste Risse taten sich in ihm auf. Aus ihnen spritzte bereits Wasser. Einige Bäume fielen um und verhakten sich zu einer undurchdringlichen Barrikade. Ein windschiefer Steinpavillon an einer Kreuzung der Alleen ging in die Luft und zerfiel in seine Einzelteile. Ein tiefes vibrierendes Donnern rollte durch den Park. Artur brachte sich mit einem Sprung vor abgerissenen Ästen in Deckung, drehte sich um – und spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten: Der riesige Klotz der Ausstellungshalle versank langsam, fast wie in Zeitlupe, im Boden. Da kein einziges Feuer in den Löchern, die heute anstelle der Fenster klafften, brannte, vermutete Artur, es habe sich niemand im Gebäude aufgehalten. Die gigantische Konstruktion krachte in sich zusammen, pfeifend flog die Verkleidung durch die Luft, sämtliche Eisenträger rissen wie

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