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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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blickte in die genannte Richtung und hätte sich beinahe an seinem Kautabak verschluckt. Über das feuchte Straßenpflaster pirschte sich eine endlose Meute wilder Hunde an sie heran. Die drei Männer hinter ihm griffen sofort zu ihren abgesägten Gewehren, aber noch ehe der erste Schuss gefallen war, läutete die Glocke im Palast Alarm. Dann krachte zweimal die Kanone. Fontänen von Splittern gingen auf dem Platz nieder und machten sie fast blind. Die lebende Lawine rollte ganz kurz etwas langsamer heran, doch die Bresche war schon im nächsten Moment wieder geschlossen.
    Ein weiteres Geräusch ließ den Hauptmann nach links blicken. In der Moika brodelte das Wasser. Dutzende, Hunderte glitzernder Körper sprangen aus dem Fluss, setzten über die Uferbrüstung und verschmolzen zu einem zweiten Wall, der auf sie zuhielt. Es waren Tiere ohne Zahl.
    Die abgesägten Gewehre donnerten, gleichzeitig ratterte im ersten Stock des Palasts ein MG los. Die erste Reihe der Hunde wurde niedergemäht – nur wollte der Hauptmann seinen Augen nicht trauen: Die verletzten Tiere versuchten winselnd weiterzukriechen. Die Glocke läutete jetzt ununterbrochen Alarm. Im Erdgeschoss, wo die Soldaten einquartiert waren, gingen die Lichter an.
    »Der glotzt mich an!«, stöhnte Jaschka schon wieder.
    »Schieß! Worauf wartest du denn noch, du Narr?«, krächzte der Hauptmann, der bereits selbst zum MG eilte.
    Er stieß Jaschka von der Waffe weg, legte die Wange an den Kolben – und erblickte nun ebenfalls diesen Mann im Visier. Der schlenderte gemütlich mitten über den Platz und wühlte mit seinen nackten Füßen die verfaulten Blätter auf, während rechts und links von ihm unzählige blaue Augen funkelten. Die kahlen Hunde wichen zur Seite, um ihm Platz zu machen. Der Mann hielt auf den Hauptmann zu und sah ihm direkt in die Augen.
    Da wusste dieser, dass er keinen Finger mehr bewegen konnte. Dabei hätte es gar keiner großen Anstrengung bedurft, um diesen Zauberer und seine Hundemeute mit einem Bleihagel zu überziehen. Doch auf seine Stirn trat Schweiß, seine Harnblase versagte – nur der Finger am Abzug rührte sich keinen Millimeter. Irgendwo weiter oben ging klirrend ein Fenster zu Bruch, vom Gesims regnete es brennende Patronenhülsen, direkt an ihm vorbei wurde zweimal aus einem abgesägten Gewehr geschossen, und einer seiner Untergebenen schüttelte ihn an der Schulter.
    Dann wurde plötzlich alles totenstill. Erst da begriff der Hauptmann, dass er allein übrig geblieben war. Er sah dem traurigen bärtigen Mann unverändert in die Augen, konnte sich aber nach wie vor nicht rühren. Jaschka lag neben ihm, den Kopf nach hinten verdreht. Unter seiner Strickmaske sickerte ein dünner Blutstrom hervor. Auf seiner Brust hatte sich eines dieser nassen blauäugigen Monster niedergelassen und pumpte mit den Kiefern. Es grinste den Hauptmann mit zwei Zahnreihen an und sprang ihm an die Kehle. Das war das Letzte, was der Hauptmann sah.
    Wie brodelnde Lava rollte die wütende Hundemeute in den Palast und verteilte sich in den Gängen, wobei sie alles umriss, was ihr in den Weg kam. Das wachhabende halbe Hundert der persönlichen Wache wurde noch im Erdgeschoss vernichtet. Innerhalb von fünf Minuten zeugten von den Soldaten nur noch Fetzen ihrer Kleidung und blutüberströmte Böden. Aus dem zweiten und dritten Stock sprangen Kanzlisten aus dem Fenster, jemand versuchte, über den Dachboden zu entkommen. Aber überall stießen die Menschen auf Hunde. Diese kletterten über die Leichen ihrer Artgenossen, bis der Berg aus toten Tieren die beiden prachtvollen Haupttreppen versperrte. An einem der beiden Treppenflügel brachten vier Leibwächter einen Flammenwerfer zum Einsatz. Zwei von ihnen betätigten ohne Unterlass eine Benzinpumpe, die beiden anderen waren rußbeschmiert wie Teufel in der Hölle und schossen in die Eingangshalle. Ihre Hände überzogen sich trotz der dicken Handschuhe mit Brandblasen, aber die beiden wichen nicht zurück. Sie hatten nichts zu verlieren.
    Denn erst vorgestern hatten ausgerechnet diese beiden unter Anleitung seiner Heiligkeit drei junge Bullterrier ans Kreuz geschlagen, ihnen die Augen ausgestochen und ihnen ganz langsam die Eingeweide herausgeholt. Es war leicht gewesen, diese Welpen zu fangen, wussten doch alle, wo die Hunde nachts auf Fischzug gingen. Im Zentrum gab es sie kaum noch, aber am rechten Ufer der Newa wimmelte es von ihnen. Dort brauchte man bloß einen Fisch in einem Eisenkescher

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