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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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aufzuhängen – und schon tappten die Jungtiere in die Falle! Deshalb zweifelten die Posten jetzt nicht daran, dass die Meute gekommen war, sich zu rächen. Sich für alle Artgenossen zu rächen, die die Menschen im letzten Jahr getötet hatten.
    Den Befehl über die Leibgarde hatte ein dicker Alter, ein Oberst, der dem Gouverneur schon seit fünfzehn Jahren diente. Er erinnerte sich noch gut an den alten Gouverneur. Der Dummkopf war nachts im eigenen Bett erwürgt worden. Er hatte diese Bücherwürmer immer protegiert, während er die alte Garde, die seinen Vater an die Macht gebracht hatte, gezwungen hatte, Seite an Seite mit den Bauern zu arbeiten. Der heutige Gouverneur dagegen hielt sich ans Gesetz, schlug nicht über die Stränge und kannte seine Stellung genau. Schwach, wie der Mann war, könnte der Oberst also gut und gern seine Leute zusammentrommeln und vor den Hunden fliehen. Geheimgänge zur Newa oder zu dem Hof mit den Garagen kannte er genug. Aber er wusste auch, dass der Kirchenmann Karim ihn dann überall aufspüren würde. Für diesen Teufel von Zauberer wäre das ein Kinderspiel …
    Deshalb floh der Oberst nicht, sondern ordnete an, den sinnlosen Beschuss mit dem Flammenwerfer und anderen Waffen einzustellen. Er sammelte alle überlebenden Männer um sich. Es war nicht mehr als ein Dutzend. Ihnen befahl er, den Gang im zweiten Stock, in dem die Schlafzimmer der Gouverneursfamilie lagen, um jeden Preis zu halten. Denn schon bald müsste Verstärkung eintreffen, vermutete er – ohne auch nur zu ahnen, dass die Soldaten im Erdgeschoss bis auf den letzten Mann vernichtet waren. Die Brieftauben auf dem Dachboden waren ebenfalls tot, sämtliche Telefonverbindungen gekappt … Genauso wenig ahnte er, dass in der Garage längst der Panzerwagen der Gouverneursfamilie brannte und die Pferde in den Ställen nur noch an abgenagte Skelette erinnerten.
    Da seine Männer bestimmte Kräuter konsumierten, kannten sie keine Angst. Sie bildeten eine feste Kette und zogen die Säbel blank. Das Feuer, das im Palast ausgebrochen war, tobte sich noch im Stockwerk unter ihnen aus, fiel gierig über die Schränke mit den Papieren her, vernichtete die jahrelangen Arbeiten der Kanzlisten. Die Daten über die Zinsen und Rückstände waren bereits verloren, ebenso Urkunden zu Landschenkungen, Karten zu Grundstücken und die wichtigsten Verträge der Stadt. Aus den Zimmern der Familie des Gouverneurs sprangen halb nackte Menschen heraus. Wer immer eine Waffe tragen konnte, bekam in aller Eile ein Gewehr oder MG ausgehändigt. Die Attacke der Hunde war so schnell erfolgt, dass die Familienmitglieder gar nicht mitbekommen hatten, wer sie eigentlich angriff. Und als sie in den Gang herausgeeilt waren, entdeckten sie auch keine Feinde, sondern lediglich ein Dutzend Leibwächter mit Säbeln. Immerhin hörten alle das Fauchen des Feuers unten, sodass sie aufgeregt wissen wollten, was denn bloß geschehen sei, denn die Fenster ihrer Schlafzimmer waren nach einem lang zurückliegenden Überfall von Röchlern auf die Narva-Kommune aus Sicherheitsgründen verrammelt worden.
    Wer noch nicht aufgetaucht war, war der Gouverneur selbst. Der Oberst hämmerte an dessen Schlafzimmertür, brauchte er doch die Schlüssel für die Brandschutztür. Inzwischen nahm der Rauch ihnen allen die Luft, außerdem breitete sich ein widerlicher Gestank nach verbranntem Fleisch aus.
    Nachdem er die Schlüssel erhalten hatte, versuchte er, sich möglichst unverdächtig und langsam zur Brandschutztür zu begeben. Ihm folgten die Dienstboten, diese schon weniger gelassen, sodass sie sich gegenseitig schubsten und drängelten. Mit vereinten Kräften bewegten sie die Riegel an der schweren Tür. In diesem Treppenhaus gab es keinen Rauch, keine Hunde, nur Spinnweben – und undurchdringliche Dunkelheit. Letztere rief ihnen in Erinnerung, dass sie in ihrer Panik vergessen hatten, Lampen mitzunehmen. Die jungen Männer rannten zurück, die Frauen und Kinder pressten sich eng aneinander, wagten es aber nicht, einen Schritt hinab in die schwarze Finsternis zu machen.
    »Wie sieht’s bei euch aus, Jungs?«, wollte der Oberst von seinen Männern wissen, die den Gang abriegelten.
    »Alles ruhig!«, antworteten sie ihm. Sie hatten es bereits satt, die Säbel und Messer bereitzuhalten. Mit feuchten Lappen vorm Gesicht schlugen sie ein Fenster am Ende des Gangs ein und eilten nacheinander zu ihm, um tief durchzuatmen. Das Stockwerk war bereits derart aufgeheizt, dass die

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