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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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Schließlich waren nur noch die Familie Rubens und der Bildungsminister anwesend.
    Zur Familie gehörten neben den Eltern und Arina noch drei weitere Töchter und zwei Söhne. Von allen Kindern war jedoch nur die jüngste Tochter fortpflanzungsfähig. Sie hatte den Rubens schon drei Enkelkinder beschert, das erste bereits, als sie selbst gerade einmal siebzehn Jahre alt war. Lidias früherer Mann, der Vater von Arina, war gestorben, als diese ein Jahr alt gewesen war. Michail Rubens hatte Lidia dreimal hintereinander in einem ehrlichen Wettkampf gewonnen und damit das Recht erworben, mit ihr in einer dauerhaften Partnerschaft zu leben. Dabei erklärte er Artur seelenruhig, dass Lidia in ihrer Ehe zwei Kinder von anderen Männern zur Welt gebracht habe. Diese seien vertragsgemäß zu ihren Vätern entsandt worden: ein Sohn nach Moskau und eine Tochter nach Helsinki. Für jedes dieser außerehelichen Kinder habe Mam Rubens eine stattliche Abfindung erhalten, sodass sie heute eine wohlhabende Frau sei. Die Finnen hätten ihnen eine Herde von zweihundert Tieren geschickt, die reichen Moskauer Metroleute fünfhundert Tabletten Antibiotika, einer der pharmazeutischen Betriebe dort habe nämlich die Produktion wieder aufnehmen können. Aber selbstverständlich seien nur wirklich reiche Kommunen zu solch großzügigen Zahlungen imstande.
    Mam Rubens hatte wegen dieser außerehelichen Kinder ebenfalls kein schlechtes Gewissen, dazu war die Gebärfähigkeit eine viel zu seltene Gabe. Artur meinte zunächst, Michail habe sich um Lidia dreimal im buchstäblichen Sinne geschlagen, doch da irrte er sich mal wieder. So gehe das nur bei den Wilden zu, beteuerte Lew, deshalb würden die selbst in Jahrzehnten keine funktionierenden Kommunen aufbauen. Bei denen bekäme tatsächlich der kräftigste Mann eine gebärfähige Frau. Wenn der Glück hatte, konnte er selbst gar nicht Vater werden. Sobald er nämlich gezeugt hätte, würde ihn ganz bestimmt jemand hinterrücks abstechen. Damit gingen der Gemeinschaft zukünftige Kinder verloren, von denen es jedoch ohnehin nur wenig gäbe. Nein, in einer zivilisierten Gemeinschaft sei alles völlig anders geregelt. Einer gebärfähigen Frau – und das seien etwa zehn Prozent aller Frauen – stehe es nicht zu, frei zu entscheiden, wie sie lebe. Sie dürfe auf keinen Fall allein bleiben, könne sich dafür aber gleich drei Männer zulegen, das sei ihr gutes Recht, solange es sich bei ihnen um Väter handle. Sämtliche Petersburger Kommunen kümmerten sich in vorbildlicher Weise um solche Frauen. Das Einzige, was im Gegenzug von ihnen verlangt werde, sei, so viele Kinder wie möglich auf die Welt zu bringen, vorzugsweise von unterschiedlichen Männern. Zeugungsfähige Männer gebe es jedoch in noch geringerem Maße als gebärfähige Frauen. Schuld an dieser Misere seien die letzten Impfstoffe, die während der schlimmsten Phase der Seuche eingesetzt worden seien.
    Michail habe sich also keineswegs um Lidia geschlagen, vielmehr sei es so gewesen, dass die wenigen Konkurrenten von auswärts der Braut zwar ein stattliches Vermögen geboten, das strenge Auswahlverfahren jedoch nicht überstanden hätten. Denn einer habe mit Drogen experimentiert, ein anderer klare Merkmale einer Mutation gezeigt, ein Dritter sei unheilbar krank gewesen. An dieser Stelle der Erzählung fiel es Artur wie Schuppen von den Augen: Nicht die Braut traf die Wahl, sondern eine unabhängige Kommission, der Rat der Ärzte. Für das Auswahlverfahren kamen aus der ganzen Stadt Mediziner wie Mam Rona zusammen, um einvernehmlich ihre Entscheidung zu treffen. Selbstverständlich vermochte der Rat längst nicht so präzise Diagnosen zu erstellen wie vor dem Massensterben. Immerhin gehörten ihm aber auch Menschen wie Arina an, die spürten, wenn sich der Embryo nicht normal entwickeln würde. In solchen Fällen ließ der Rat der Ärzte es nicht zu, dass eine Mutter zwei oder drei Jahre ihres Lebens für die Austragung eines kranken Kindes vergeudete. Für Lidia hatte der Rat beispielsweise erst nach zwölf Jahren zwei weitere gesunde Männer gefunden, denen sie dann Kinder gebar.
    Nun begriff Kowal auch, warum alle so aufgeregt reagiert hatten, als sie von seiner Zeugungsfähigkeit erfahren hatten. Einen gesunden Vater konnte man natürlich entführen, einfacher wäre es jedoch, ihn gegen eine Gebühr vorübergehend auszuleihen. Und die Mütter wurden wie der eigene Augapfel gehütet. Auf die eintausendzweihundert Frauen in der

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