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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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Nackenhaare auf. »Ich habe gefragt, ob alle verstanden haben, dass Artur mit den Cowboys aus Riga gekommen ist?«
    »Alles klar, Pap …«
    »Selbstverständlich …«
    »Hervorragend!«, erklärte Pap Rubens im leutseligsten Ton der Welt. »Lidia, schenk uns Tee ein!« Dann wandte er sich wieder an Artur. »Die nächsten Tage bin ich rund um die Uhr beschäftigt, da werden wir keine Zeit finden, uns zu unterhalten. Nutz also diese Gelegenheit und frag mich alles, was du wissen willst. Denn ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass du dich in unserer Gesellschaft noch etwas befangen fühlst …«
    »Nein, bestimmt nicht. Es ist nur, dass …«
    »Ich bin Charly!«, mischte sich jetzt der Dicke ein und streckte ihm die Hand hin. »Ich bin der Vorsitzende der Handelskammer von Piter und leite hier in der Eremitage die Kaufmännische Abteilung. Wenn du was kaufen willst, wende dich besser immer erst an mich.«
    »Charly ist über alle Geschäfte im Bilde, die zwischen Finnland und dem Kaukasus abgewickelt werden!«, bemerkte Lidia lachend, während sie Artur den Teesud eingoss. »Er kennt die Preise für die Waren schon, ehe sie überhaupt in den Handel kommen. Und das ist Ruslan«, stellte sie den schwarzhaarigen Kaukasier vor. »Unser Verteidigungsminister.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, erklärte Ruslan. Sein Händedruck ließ Artur an eine stählerne Zange denken. »Bevor du auch nur einen Fuß vor die Tür des Palasts setzt, wirst du eine Woche auf dem Übungsplatz zubringen. Daljar begleitet dich dorthin. Wenn du hier überleben willst, musst du Messer werfen können.«
    Auch die beiden Alten hatten jetzt ihre Karte verlassen und sich zu ihnen gesellt. Sie sahen einander so ähnlich, dass sie eigentlich nur Brüder sein konnten. Und in der Tat stellten sie sich als solche heraus. Lew kümmerte sich um die Ausbildung der Kinder, brachte aussichtslosen Fällen wie Louis das Lesen bei, sorgte dafür, dass Abschriften von Büchern erstellt wurden, und war für den Bibliotheksaustausch mit anderen Kommunen inner- und außerhalb Petersburgs verantwortlich. Arkadi beaufsichtigte das Bauwesen und kam gegenwärtig den Pflichten eines leitenden Ingenieurs nach, obwohl er einräumte, dass seine Kenntnisse dafür im Grunde nicht ausreichten. Ebendeshalb hatte Charly Rokotow mit Einverständnis von Pap Rubens auch einen erfahrenen Installateur aus Moskau anfordern müssen. Dafür besaß Arkadi ein untrügliches Gespür für alle Werkzeuge und Geräte, die der Kommune von Nutzen sein konnten. Auf Arkadi ging wohl auch der Vorschlag zurück – jedenfalls hatte Artur es so verstanden –, sich in leer stehenden Häusern nach Materialien für den Bau eines Kesselraums umzusehen. Denn mit einem solchen könnten die Museumsleute das Gebäude des Generalstabs beheizen, um noch vor Wintereinbuch einen Teil der Menschen dort einzuquartieren. Louis hatte ihm noch auf der Draisine erzählt, die Bevölkerung im Palast würde aus den verschiedensten Gründen um zehn Menschen pro Monat anwachsen. Mal schloss sich ihnen jemand von den Cowboys an, also ein gewöhnlicher Bauer, mal heuerten sie jemanden für eine gewisse Zeit aus einer anderen Kommune an, mal wechselte jemand für immer zu ihnen über, verführt durch die besseren Lebensbedingungen. Lew betrachtete dieses Bevölkerungswachstum durchaus kritisch, konnte diesbezüglich doch niemand genaue Prognosen abgeben. Artur zuckte zunächst innerlich zusammen, als er von dieser sanften Art des Sklavenhandels erfuhr, fand sich aber schon bald damit ab. Händler wie Charly sahen sich offenbar im Namen ihrer Kommune regelmäßig auf dem Stellenbasar um. Für einen Spezialisten war ein Preis von hundert Reitpferden oder zwanzig Fuhren Kartoffeln durchaus im Rahmen des Üblichen.
    All diese Personen waren Mitglieder des sogenannten Rats, dem auch Mam Rona angehörte, jene schwarzäugige Frau in mittleren Jahren in dem grünen Kittel, die ihm vorhin Blut abgenommen hatte. Sie kam nun für einige Minuten herein, gratulierte Artur vor versammelter Mannschaft zum erfreulichen Ergebnis des Express-Tests und verschwand sofort wieder, da sie sich, wie sie sagte, noch um schwerkranke Patienten zu kümmern habe. Nach ihrem Abgang raunte jemand Artur zu, derart gut ausgebildete Ärzte wie Mam Rona seien eine absolute Seltenheit. Jedes Mal, wenn eine andere Kommune sie für eine gewisse Zeit – und die entsprechende Gebühr – ausleihe, gebe Pap Rubens ihr vier Leibwächter mit. Für eine

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