Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
wesentlich besser Luft. Allerdings stieg bei jedem Schritt eine ganze Wolke Staub auf. Auf den ersten Blick erinnerte der Raum, in den er gekommen war, an das Innere eines riesigen Umspannwerks oder an eine Telefonstation. Reihen grauer, elend hoher Schränke mit herausziehbaren Elementen, eine ganze Latte Hebelschalter, verglaste Kästen, auf denen ein Blitz dargestellt war, und Stapel von Ersatzsicherungen. Auf dem Boden lag auch hier rauer Gummi, außerdem gab es überall verreckte Fliegen und tote Spinnen. Was er immer noch nicht verstand, war, woher eigentlich das Licht kam. Von der hohen Decke hingen zwar etliche Glühbirnen, die aber alle mit Spinnweben überzogen waren und aussahen, als hätten sie noch nie Bekanntschaft mit dem Lappen einer Putzfrau geschlossen. In alle Ritzen zwischen den Schränken spähend, gelangte er zu einer Stelle, wo der Raum abknickte. Hier entdeckte er endlich ein Fenster.
    Genauer gesagt nicht das ganze Fenster, sondern nur den unteren Rand davon, zwanzig Zentimeter, um präzise zu sein. Drei Meter über dem Boden lugten sie unter der Decke hervor. Doppelter Maschendraht und dicke Gitterstäbe schützten die Scheibe. Obwohl sie unglaublich dreckig war, bahnte sich gerade in diesem Moment ein blendender Sonnenstrahl seinen Weg durch das Spinnennetz am Fenster. Damit wusste er immerhin, dass er tagsüber aufgewacht war und sich irgendwo in einem tiefen Keller befand. Deshalb war es hier auch so verdammt kalt. Sobald der gigantische Raum abknickte, lag nur noch ein fünf Meter langer Gang vor ihm, in dem es nicht mehr die geringste Spur von Elektronik gab. Den Zutritt versperrte ein Gittertor, das vom Boden bis zur Decke reichte. Dahinter folgte eine Glastür. Auf der einen Seite des Gangs lag etwas erhöht ein verglastes Büro, in dem ein über und über mit grauem Staub überzogener Stuhl sowie ein Computerbildschirm, der auch nicht besser aussah, standen. Auf der rechten Seite zogen sich Spinde hin, obendrein prangte dort eine weiße Tür mit einem Piktogramm, das eine Dusche darstellte. Ihm fiel wieder ein, dass er ja auf der Suche nach etwas zum Anziehen war – doch kaum hatte er einen Fuß in den Gang gesetzt, verflüchtigte sich jeder klare Gedanke aus seinem Kopf.

(2)
    DIE LEICHEN IM KELLER
    Vor dem Glaskabäuschen des Kontrollpostens lag – mit dem Gesicht in der Rille zum Abspülen der Schuhe – die Leiche eines Mannes, der einen gelben Overall trug. Und der lag nicht nur lange hier – sondern ewig, denn inzwischen war er fast vollständig mumifiziert. Von ihm waren nur noch die nackten, mit braunem Pergament überzogenen Knochen und der Overall übrig geblieben.
    Mit einem Mal wirbelte der Mann herum, denn er glaubte, hinter ihm stünde jemand. Doch da war niemand. Nur eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben, weshalb an der Wand lange Schatten entstanden waren.
    Die Türautomatik funktionierte nicht, was allerdings nicht weiter erstaunlich war, schließlich hatte sich hier jedes System aufgehängt, von der autarken Schlafeinheit einmal abgesehen. Stopp! Er blieb mitten im Schritt stehen. Die Schlafeinheit? Aber ja, klar, er hatte geschlafen! Blieb die Frage, wie lange er verdammt noch mal geschlafen hatte – wenn in der Zwischenzeit ein Toter verweste und niemand mehr nach ihm sah. Er zwängte sich zwischen der erstarrten gläsernen Flügeltür hindurch. Noch ehe er sich jedoch die Leiche genauer besah, ging er zu einem der Spinde. Der Griff ließ sich problemlos bewegen, brach dann aber sofort entzwei. Rasch wich er einen Schritt zurück. Mit einem widerlichen Quietschen schwang die nur noch in einer Angel hängende Tür auf. Im Spiegel des Schranks sah er einen nackten breitschultrigen Typen mit kahl rasiertem, blau schimmerndem Schädel und ekelhaften grünen Schlieren am Bauch und an den Beinen vor sich. Er rieb mit der Faust das völlig verdreckte Namensschild ab und fuhr wie ein Blinder mit den Fingerspitzen über die Buchstaben: Kowal . Mirsojan . Fünf Spinde auf der einen Seite des Raums, fünf auf der anderen, insgesamt zwei unbeschriftet. Also hatten hier sechzehn Mann gearbeitet. Aber ja!, fiel es ihm ein. Wir sind sechzehn Mann gewesen, eingeteilt in vier Schichten. Und er war, ohne zu zögern, zu diesem Spind gegangen, dem dritten von links.
    »Also heiße ich Kowal«, teilte er seinem Spiegelbild mit.
    Seine heisere Stimme hing in der Luft, schien an einem der Spinnweben, die es überall gab, kleben geblieben zu sein. Er hüstelte, denn es

Weitere Kostenlose Bücher