Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
Vom Netzwerk:
blöden Western. Und schon gar nicht waren sie so dumm, neben der Karawane herzureiten und damit ein willkommenes Ziel zu bieten. O nein, die Dschingisse blieben im Wald, tauchten nur einzeln auf, um einen brennenden Pfeil abzuschießen und gleich darauf wieder ins Gehölz einzutauchen. Sie zielten nie auf die mit Eisen verkleideten Waggons, sondern stets auf die Beine der Zugpferde. Trotz der langen, bis zum Boden reichenden Kettennetze, die die Tiere schützten, trafen die Wilden immer wieder. Die Karawane geriet ins Stocken. Obendrein bestand für die Kutscher keine Möglichkeit, abzusteigen und ihren Tieren, die der Schmerz fast in den Wahnsinn trieb, zu helfen. Der Wald, der den Weg auf beiden Seiten säumte, verhinderte das.
    Völlig überraschend ging die Kanone auf dem Anhänger des Urals los. Kowal meinte, auf der Stelle zu ertauben. Nach diesem Einsatz lag rechts von ihnen eine ziemlich breite abgeholzte Fläche, wenn auch garniert mit Holzsplittern, entwurzelten Büschen und blutigen Körperteilen. Nun nahm der Kanonier die linke Flanke unter Beschuss. Abermals krachte es ununterbrochen etwa fünf, sechs Sekunden lang. Welche Verluste sie dem Feind damit zugefügt hatten, war schwer abzuschätzen, denn fürs Erste ließ sich kein Dschingis mehr blicken. Immerhin kletterten nun auf Arinas Befehl hin die Schützen aus den Waggons und drangen auf beiden Seiten des Weges in den Wald vor, wo sie sich mit Armbrüsten und Gewehren auf dem Boden postierten. Von seinem Platz im Aufbau aus beobachtete Artur das Manöver. Die MG -Schützen neben ihm hatten jedoch noch nicht geschossen. Gerade als Artur sein Gehör wiedererlangt hatte, fand ein zweiter Angriff auf dieses Organ statt: Im Panzerwagen gingen die Granatwerfer los. Vier Granaten flogen pfeifend in hohem Bogen davon und explodierten etwa hundert Meter vor ihnen. Die Erde bebte, danach verstummte abermals alles. Die Cowboys waren in dieser Zeit abgestiegen, hatten sich in Deckung gebracht und schlichen in den Wald.
    Arinas Strategie war durchaus überzeugend. Von dieser Position aus konnten die Granaten ihr Ziel kaum verfehlen. Dabei spielte es keine Rolle, ob Arina wirklich etwas vom Kriegswesen verstand oder ob ihre Mondgabe sie die Stellen spüren ließ, an denen sich der Feind verbarg. Die Glocke ertönte und die Karawane zog weiter.
    Kurz darauf lichtete sich der Wald und ein bemooster, mit verbrannten Baumleichen gespickter Sumpf breitete sich vor ihnen aus. Vom Aufbau aus ortete Artur ein recht trockenes Stück Boden, auf dem die Wagen einen Ring hätten bilden können. Stattdessen zog die Karawane jedoch mit fünfundzwanzig Stundenkilometern weiter, die Pferde fielen in Trab, gleich darauf in Galopp, die Peitschen knallten, die Kutscher stießen kehlige Schreie aus. Arturs Hoffnung, der Kampf sei vorüber, erfüllte sich leider nicht, im Gegenteil: Es sollte erst richtig losgehen.
    Da nämlich stieß der Kirowez auf eine Baumsperre. Die Stämme waren so dick, dass zwei Mann nötig gewesen wären, um sie zu umfassen. Und ohne Zweifel waren sie mit Absicht hierher geschleppt worden. Wenn der große Diplomat Charly jetzt hier oben gewesen wäre, hätte Artur ihn nur zu gern auf diese Barrikade angesprochen …
    Der Befehl »Stopp!« war kaum durchgegeben worden, als bereits ein neuer erklang: »Die Pferde auf den Boden!« Prompt wurde Artur Zeuge eines wahren Dressurwunders. Die Pferde knickten gehorsam die Beine ein und verwandelten sich in Hügel, über die ein Kettennetz geworfen worden war. Kurz darauf schrillte das Telefon, und Daljar ging ran. Als Kowal danach durch den Sehschlitz spähte, blieb ihm die Luft weg.
    Über den Sumpf flogen Drachen heran.
    Gut, diese Biester nahmen sich im Vergleich zu den legendären Slawischen Drachen absolut lächerlich aus – aber bei entsprechender Pflege würden auch diese geflügelten Kreaturen in ein paar Jährchen Stoff für neue Märchen abgeben. Gebannt verfolgte Kowal, wie die geschuppten Monster näher kamen. Ein Doku-Film über Alligatoren fiel ihm ein. Wenn ein Alligator Glück hat, erreicht er seine maximale Größe im Alter von fünfzig Jahren …
    Nur dürften diese Viecher kaum so alt werden. Nein, alles deutete darauf hin, dass es in kürzester Zeit wahnsinnig viele Generationen gegeben hatte. Vermutlich hatten die Mutationen den Entwicklungsprozess derart beschleunigt, dass innerhalb von ein paar Jahrzehnten völlig neue Tiere entstanden waren, perfekt angepasst an die heutigen Verhältnisse.

Weitere Kostenlose Bücher