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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gesprochen haben, während sie beide nicht im Raum waren.
    »Okay«, sagt Avi, »es läuft also darauf hinaus, dass die Krypta potentiell sehr viel größer wird, als wir ursprünglich dachten, und das ist eine gute Nachricht. Eins müssen wir uns allerdings vor Augen halten.« Avi kennt Randy schon eine Ewigkeit und weiß, dass das, was jetzt kommt, ihm nicht wirklich zu schaffen machen wird.
    Alle Augen richten sich auf Randy, und Beryl nimmt den Faden auf. Sie beansprucht für sich, diejenige zu sein, die sich um die Gefühle der Leute kümmert, da die anderen Mitglieder der Firma dazu ja ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, und in ihrem Ton liegt Bedauern. »Die hervorragende Arbeit, die Randy auf den Philippinen geleistet hat, stellt keinen Hauptbestandteil der Geschäftstätigkeit unseres Unternehmens mehr dar.«
    »Das akzeptiere ich«, sagt Randy. »He, wenigstens bin ich zum ersten Mal seit zehn Jahren braun geworden!«
    Allen scheint ein Stein vom Herzen zu fallen, dass Randy nicht beleidigt ist. Tom kommt wie immer unmittelbar zur Sache: »Können wir aus dem Geschäft mit dem Dentisten aussteigen? Einen klaren Schnitt machen?«
    Der Gesprächsrhythmus ist jäh unterbrochen. Es ist wie ein Stromausfall in einer Diskothek.
    »Weiß ich nicht«, sagt Avi schließlich. »Wir haben die Verträge durchgesehen. Aber sie sind von den Anwälten des Dentisten aufgesetzt worden.«
    »Sind nicht einige seiner Partner Anwälte?« fragt Cantrell.
    Avi zuckt ungeduldig die Achseln, als wäre das noch längst nicht alles. »Seine Partner. Seine Investoren. Seine Nachbarn, Freunde, Golfkumpane. Wahrscheinlich ist sein Klempner Anwalt.«
    »Außerdem ist er dafür bekannt, ein Prozesshansel zu sein«, sagt Randy.
    »Das andere potenzielle Problem«, sagt Beryl, »besteht darin, dass wir, wenn wir einen Weg fänden, aus dem Geschäft mit AVCLA auszusteigen, auf den kurzfristigen Kapitalfluss aus dem Philippinen-Netzwerk, mit dem wir fest gerechnet haben, verzichten müssten. Die Konsequenzen dürften unsere schlimmsten Erwartungen übertreffen.«
    »Verflucht!«, sagt Randy. »Das habe ich befürchtet.«
    »Wie sehen die Konsequenzen denn aus?«, fragt Tom und bringt die Sache damit wie immer auf den Punkt.
    »Wir müssten mehr Geld auftreiben, um den Fehlbetrag zu decken«, sagt Avi. »Unseren Aktienbestand.«
    »Auf wie viel?« fragt John.
    »Unter fünfzig Prozent.«
    Diese magische Zahl löst unter den Vorstandsmitgliedern der Epiphyte Corp., die zusammen über fünfzig Prozent der Aktien halten, ein kollektives Stöhnen, Seufzen und Herumrutschen aus. Während sie die Konsequenzen durchdenken, konzentrieren sich ihre vielsagenden Blicke allmählich auf Randy.
    Der steht schließlich auf und streckt wie zur Abwehr die Hände von sich. »Okay, okay, okay«, sagt er. »Wohin führt uns das? Im Unternehmensplan wird immer wieder behauptet, dass das Philippinen-Netzwerk an und für sich sinnvoll ist – dass es jederzeit als unabhängiges Geschäft abgekoppelt werden und immer noch Geld einbringen könnte. Soweit wir wissen, gilt das nach wie vor, oder?«
    Avi denkt darüber nach, bevor er die sorgfältig formulierte Behauptung äußert: »Es gilt in dem Maße, wie es immer gegolten hat.«
    Das ruft bei den anderen Gekicher und einen kurzen sarkastischen Applaus hervor. Cleverer Avi! Wo wären wir bloß ohne ihn?
    »Gut«, sagt Randy. »Wenn wir also bei dem Dentisten bleiben – obwohl sein Projekt für uns irrelevant geworden ist -, werden wir hoffentlich so viel Geld verdienen, dass wir keine weiteren Aktien verkaufen müssen. Wir können die Kontrolle über das Unternehmen behalten. Geben wir dagegen unsere Geschäftsbeziehungen zu AVCLA auf, werden die Partner des Dentisten anfangen, uns mit Prozessen zu überziehen – und das buchstäblich ohne irgendwelche Kosten oder irgendein Risiko. Die Schlammschlacht wird vor Gericht in L.A. stattfinden. Wir müssen also dorthin zurückfliegen, als Zeugen auftreten und eidliche Aussagen zu Protokoll geben. Wir geben tonnenweise Geld für Anwälte aus.«
    »Und am Ende verlieren wir vielleicht sogar«, sagt Avi.
    Alle lachen.
    »Also müssen wir dabeibleiben«, folgert Randy. »Wir müssen mit dem Dentisten arbeiten, ob wir wollen oder nicht.«
    Niemand sagt etwas.
    Nicht dass sie anderer Meinung sind als Randy, ganz im Gegenteil. Es verhält sich nur so, dass Randy mit dieser Philippinen-Geschichte betraut ist und letztlich diese unerfreuliche Situation wird meistern

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