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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Waterhouse.
    »Ah«, macht Alan und wird wieder munter.
    »Ich habe mit den üblichen Cryptonomicon -Techniken nach Mustern gesucht. Nichts Eindeutiges gefunden – bloß ein paar Spuren. Schließlich habe ich in meiner Frustration beschlossen, ganz voraussetzungslos an die Sache heranzugehen, und versucht, wie Alan Turing zu denken. Deine Methode sieht typischerweise so aus, dass du ein Problem auf Zahlen reduzierst und dann die volle Kraft der mathematischen Analyse darauf anwendest. Also habe ich die Mitteilungen zunächst in Zahlen umgewandelt. Normalerweise wäre das ein willkürlicher Vorgang. Man wandelt jeden Buchstaben in eine Zahl um, normalerweise zwischen eins und fünfundzwanzig, und denkt sich dann eine Art willkürlichen Algorithmus aus, um diese Reihe von kleinen Zahlen in eine große Zahl umzuwandeln. Aber diese Meldung ist anders – sie verwendet zweiunddreißig Zeichen – eine Zweierpotenz – und das heißt, jedes Zeichen ist als eindeutige fünfstellige binäre Zahl darstellbar.«
    »Wie beim Baudot-Code«, sagt Alan. 15 Er zeigt wieder vorsichtiges Interesse.
    »Also habe ich jeden Buchstaben in eine Zahl zwischen eins und zweiunddreißig umgewandelt und dabei Baudot-Code verwendet. So habe ich eine lange Reihe kleiner Zahlen erhalten. Aber ich wollte irgendeine Methode, sämtliche Zahlen der Reihe in eine große Zahl umzuwandeln, bloß um festzustellen, ob sie irgendwelche interessanten Muster enthielte. Und das war kinderleicht! Wenn der erste Buchstabe R lautet und seine Baudot-Entsprechung 01011 ist, und der zweite ist F und seine Entsprechung 10111, dann kann ich die beiden einfach zu einer zehnstelligen binären Zahl, nämlich 0101110111, verbinden. Und dann nehme ich die Entsprechung des nächsten Buchstabens, hänge sie hinten an und erhalte eine fünfzehnstellige Zahl. Und so weiter. Die Buchstaben sind zu Fünfergruppen zusammengefasst – das macht fünfundzwanzig binäre Ziffern pro Gruppe. Bei sechs Gruppen pro Zeile ergeben sich für jede Zeile hundertfünfzig binäre Ziffern. Und zwanzig Zeilen pro Seite machen dreitausend binäre Ziffern. Somit kann man sich jede Seite der Mitteilung nicht als Reihe von sechshundert Buchstaben, sondern als verschlüsselte Darstellung einer einzigen Zahl in der Größenordnung von ungefähr zwei in der dreitausendsten Potenz denken, was ungefähr zehn in der neunhundertsten Potenz entspricht.«
    »Also gut«, sagt Alan, »ich gebe zu, dass die Benutzung eines Alphabetsmit zweiunddreißig Buchstaben auf eine binäre Verschlüsselungsmethode hindeutet. Und ich gebe zu, dass die binäre Verschlüsselungsmethode sich für ein Verfahren eignet, bei dem einzelne Gruppen von fünf binären Ziffern zu größeren Zahlen zusammengefasst werden, und dass man das auch so weit treiben kann, sämtliche Daten einer ganzen Seite auf diese Weise zusammenzufassen, sodass eine extrem große Zahl entsteht. Aber was ist damit gewonnen?«
    »Das weiß ich nicht«, gesteht Waterhouse. »Ich habe nur so eine Ahnung, dass wir es hier mit einer neuen Verschlüsselungsmethode zu tun haben, die auf einem rein mathematischen Algorithmus beruht. Sonst hätte es keinen Sinn, das Alphabet mit zweiunddreißig Buchstaben zu benutzen! Wenn man so darüber nachdenkt, Alan, sind zweiunddreißig Buchstaben schön und gut – und für ein Fernschreiber-Alphabet sogar wesentlich, weil man Sonderzeichen wie Zeilenvorschub und Wagenrücklauf braucht.«
    »Du hast Recht«, sagt Alan, »es ist äußerst seltsam, bei einer Methode, bei der man offensichtlich mit Bleistift und Papier arbeitet, zweiunddreißig Buchstaben zu verwenden.«
    »Ich bin es tausendmal durchgegangen«, sagt Waterhouse, »und die einzige Erklärung, die ich mir denken kann, ist, dass sie ihre Mitteilungen in große binäre Zahlen umwandeln und sie mit anderen großen binären Zahlen – höchstwahrscheinlich Einmalblöcken – kombinieren, um den Schlüsseltext zu produzieren.«
    »In diesem Falle ist dein Projekt zum Scheitern verurteilt«, sagt Alan, »weil man einen Einmalblock nicht knacken kann.«
    »Das gilt nur«, sagt Waterhouse, »wenn der Einmalblock wirklich zufällig ist. Wenn man die dreitausendstellige Zahl so erzeugt, dass man dreitausendmal eine Münze wirft und eine Eins für Kopf und eine Null für Zahl schreibt, dann wäre sie wirklich zufällig und nicht zu knacken. Aber ich glaube nicht, dass das hier der Fall ist.«
    »Wieso nicht? Du glaubst, es gibt Muster in diesen

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