Cryptonomicon
sprechen.
Robin, der Randys Zögern bemerkt, sagt im breiten, gedehnten Tonfall von Tennessee: »Oder für die Versicherung?«
Randy lacht überraschend herzlich.
»Sie sind doch versichert, Sir, oder?«
»Eine Versicherung gegen Erdbebenschäden ist hier in der Gegend praktisch nicht zu bekommen«, sagt Randy.
Jetzt dämmert es den Shaftoes zum ersten Mal, dass sich Randys Reinvermögen um vierzehn Uhr sechzehn am Vortag innerhalb eines einzigen Augenblicks um etwa dreihunderttausend Dollar reduziert hat. Sie stehlen sich davon und lassen ihn eine Weile allein, während sie selbst Fotos machen, um den Verlust zu dokumentieren.
Amy kommt herüber. »Haferschleim ist fertig«, sagt sie.
»Okay.«
Mit verschränkten Armen steht sie nah bei ihm. In der Stadt herrscht eine unheimliche Ruhe: Es gibt keinen Strom und auf der Straße nur wenige Fahrzeuge. »Tut mir Leid, dass ich Sie von der Straße gefegt habe.«
Randy wirft einen Blick auf seinen Acura: auf die Furche, hoch oben am hinteren linken Kotflügel, wo die Stoßstange von Amys U-Haul-Laster ihn von hinten erwischt hat, und die zusammengedrückte rechte vordere Stoßstange, wo er in einen parkenden Ford Fiesta geschoben worden ist. »Machen Sie sich darüber keine Gedanken.«
»Wenn ich gewusst hätte – Himmel noch mal. Eine Rechnung von der Karosseriewerkstatt ist das Letzte, was Sie jetzt noch gebrauchen können. Ich werde sie bezahlen.«
»Im Ernst. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Na ja...«
»Amy, ich weiß ganz genau, dass mein blödes Auto Ihnen scheißegal ist, da brauchen Sie sich gar nicht anzustrengen.«
»Sie haben Recht. Aber es tut mir Leid, dass ich die Situation falsch eingeschätzt habe.«
»Das ist meine eigene Schuld«, erwidert Randy, »ich hätte Ihnen erklären sollen, warum ich hierher gekommen bin. Aber warum um alles in der Welt haben Sie einen U-Haul-Möbelwagen gemietet?«
»Am SFO hatten sie überhaupt keine normalen Autos mehr. Irgendeine große Konferenz im Moscone Center. Also habe ich Flexibilität gezeigt.« 20
»Wie zum Teufel sind Sie so schnell hergekommen? Ich dachte, mein Flug wäre der letzte von Manila hierher gewesen.«
»Ich bin nur ein paar Minuten nach Ihnen am NAIA angekommen, Randy. Ihr Flugzeug war voll. Da habe ich die nächste Maschine nach Tokio genommen. Ich glaube, meine ist sogar noch vor Ihrer gestartet.«
»Meine hatte schon am Boden Verspätung.« »In Narita habe ich mir gleich das nächste Flugzeug nach San Francisco geschnappt. Bin ein paar Stunden nach Ihnen gelandet. Deshalb war ich überrascht, dass Sie und ich zur selben Zeit hier in der Stadt ankamen.«
»Ich habe noch bei einem Freund Halt gemacht. Und die landschaftlich schöne Strecke genommen.« Randy schließt einen Moment die Augen und erinnert sich an die losen Findlinge auf dem Pacific Coast Highway, wo die Fahrbahn unter den Reifen seines Acura bebte.
»Als ich Ihr Auto sah, habe ich gespürt, dass Gott mit mir war, oder so was«, sagt Amy. »Oder mit Ihnen.«
»Gott war mit mir? Wie kommen Sie denn darauf?«
»Na, zuallererst muss ich Ihnen wohl sagen, dass ich nicht aus Sorge um Sie von Manila weggeflogen bin, sondern aus einer rasenden Wut und aus dem Verlangen heraus, Ihnen ganz gehörig die Meinung zu geigen.«
»Hab ich mir gedacht.«
»Für mich ist noch nicht einmal klar, dass Sie und ich ein potenzielles Paar sind. Aber Sie haben angefangen, sich mir gegenüber auf eine Weise zu verhalten, die ein gewisses Interesse in dieser Richtung andeutet, und damit haben Sie auch gewisse Verpflichtungen.« Amy hat sich allmählich in Rage geredet und angefangen, im Vorgarten umherzugehen. Die Shaftoe-Jungs beobachten sie argwöhnisch über ihre dampfenden Haferschleimschüsseln hinweg, bereit, in Aktion zu treten und sie niederzuringen, sollte sie außer Kontrolle geraten. »Es war einfach... völlig... inakzeptabel von Ihnen, mir derart etwas vorzugaukeln und sich dann aus dem Staub zu machen und mit Ihrem kalifornischen Schätzchen zu turteln, ohne vorher zu mir zu kommen und gewissen Formalitäten Genüge zu tun, die zwar unangenehm gewesen wären, von denen ich aber gehofft habe, dass Sie Manns genug sein würden, sie durchzustehen. Stimmt’s?«
»Stimmt vollkommen. War nie anderer Meinung.«
»Dann können Sie sich vorstellen, wie es für mich ausgesehen hat.«
»Ich glaube schon. Vorausgesetzt allerdings, dass Sie keinerlei Vertrauen in mich haben.«
»Das tut mir Leid, aber ich werde Ihnen sagen, dass
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