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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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welche Stadt und Adresse?‹, und sie sagt: ›Darum braucht ihr euch nicht zu kümmern, nehmt erst mal die Interstate 40 und fahrt nach Westen, und zwar mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zwischen hundert und hundertzwanzig Prozent der zulässigen Höchstgeschwindigkeit; ruft mich später von irgendeiner Tankstelle aus per R-Gespräch an, dann werde ich euch die genaueren Zielkoordinaten durchgeben‹, und sie sagen: ›Ja, Ma’am‹, und hinterlassen dreißig Sekunden später eine tiefe Spur in der Einfahrt, als sie mit einem Affenzahn rückwärts aus der Garage fahren, und dreißig Stunden später stehen sie in meinem Vorgarten, leuchten mir mit ihren Fünfundzwanziger D-Cell-Mag Lites in die Augen und stellen eine Menge direkte Fragen. Haben Sie eine Vorstellung, wie lang die Strecke ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Also, M.A.s Rand-McNally-Straßenatlas zufolge sind es genau zweitausendeinhundert Meilen.«
    »Und?«
    »Und das bedeutet, dass sie anderthalb Tage lang eine Durchschnittsgeschwindigkeit von siebzig Meilen pro Stunde gefahren sind.«
    »Eineinviertel Tage«, sagt Amy.
    »Haben Sie eine Ahnung, wie schwierig das ist?«
    »Sie treten aufs Gaspedal und halten das Auto in der Spur. Was ist daran schwierig, Randy?«
    »Ich behaupte ja nicht, dass es eine intellektuelle Herausforderung ist. Ich sage nur, dass diese Bereitwilligkeit, zum Beispiel in einen leeren McDonald’s-Becher zu pinkeln, statt kurz anzuhalten, auf eine Art Drang hindeutet. Ja, sogar eine Leidenschaft. Und als Kerl, der obendrein weiß, wie man sich als Kerl im Alter von M.A. und Robin fühlt, kann ich Ihnen sagen, dass eins der wenigen Dinge, die Ihr Blut dermaßen in Wallung bringen, die Vorstellung ist, dass ein fremder Mann einer Frau, die Sie lieben, ein Unrecht zufügt.«
    »Und wenn?«, sagt Amy. »Jetzt finden die beiden jedenfalls, dass Sie in Ordnung sind.«
    »Ach ja? Wirklich?«
    »Klar. Die Geschichte mit dem finanziellen Desaster macht Sie menschlicher. Zugänglicher. Und entschuldigt eine Menge.«
    »Brauche ich denn für irgendetwas eine Entschuldigung?«
    »Bei mir nicht.«
    »Aber wenn man bedenkt, dass sie mich für einen Vergewaltiger gehalten haben, mildert es gewissermaßen meine Imageprobleme.«
    Darauf folgt eine kurze Gesprächspause. Dann legt Amy wieder los.
    »Dann erzählen Sie doch mal von Ihrer Familie, Randy.«
    »In den nächsten paar Tagen werden Sie sehr viel mehr über meine Familie erfahren, als mir lieb ist. Und ich genauso. Reden wir also lieber über etwas anderes.«
    »Okay. Reden wir übers Geschäft.«
    »Okay. Sie fangen an.«
    »Nächste Woche kommt eine deutsche Fernsehproduzentin zu uns raus, um sich das Unterseeboot anzuschauen. Vielleicht drehen sie einen Dokumentarfilm darüber. Wir hatten schon verschiedene deutsche Pressejournalisten zu Gast.«
    »Tatsächlich?«
    »In Deutschland hat es großes Aufsehen erregt.«
    »Wieso?«
    »Weil sich niemand vorstellen kann, wie es da hingekommen ist. So, jetzt sind Sie dran.«
    »Wir werden unsere eigene Währung einführen.« Damit verrät Randy firmeninterne Informationen an jemanden, der nicht befugt ist, sie zu hören. Aber er tut es trotzdem, denn wenn er sich Amy so öffnet, sich ihr wehrlos ausliefert, bekommt er einen Steifen.
    »Wie stellt ihr das denn an? Muss man dazu nicht ein Staat sein?«
    »Nein. Man muss eine Bank sein.Was glauben Sie denn, warum die Dinger Banknoten heißen?« Randy ist sich darüber im Klaren, wie irrsinnig es ist, nur zum Zweck der sexuellen Selbststimulation geheime Geschäftsinformationen zu verraten, aber es liegt in der Natur der Sache, dass ihm das im Moment ziemlich gleichgültig ist.
    »Gut, aber trotzdem, normalerweise wird das doch von Staatlichen Banken gemacht, oder?
    »Nur weil die Leute Staatsbanken in der Regel respektieren . In Südostasien haben die Staatsbanken allerdings gerade im Moment ein riesiges Imageproblem. Und das äußert sich direkt im Zusammenbruch der Wechselkurse.
    »Und wie macht ihr das dann?«
    »Einen großen Haufen Gold besorgen. Scheine ausgeben, auf denen steht: ›Dieser Schein kann gegen diese oder jene Menge Gold eingelöst werden.‹ Mehr braucht es gar nicht.«
    »Was stimmt denn mit Dollars,Yen und so was nicht?«
    »Die Scheine – Banknoten – sind auf Papier gedruckt. Wir werden elektronische Banknoten ausgeben.«
    »Überhaupt kein Papier?«
    »Überhaupt kein Papier.«
    »Man kann es also nur im Internet ausgeben.«
    »Richtig.«
    »Was ist, wenn man einen

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