Cryptonomicon
Sack Bananen kaufen will?«
»Sucht man einen Bananenhändler im Internet.«
»Papiergeld scheint doch genauso gut zu sein.«
»Papiergeld lässt sich zurückverfolgen, geht leicht kaputt und hat noch andere Nachteile. Elektronische Banknoten sind schnell und anonym.«
»Wie sieht eine elektronische Banknote aus, Randy?«
»Wie jedes andere digitale Ding: ein Bündel Bits.«
»Ist es dadurch nicht leicht zu fälschen?«
»Nicht, wenn man eine gute Verschlüsselungstechnik hat«, sagt Randy. »Und die haben wir.«
»Wie sind Sie daran gekommen?«
»Indem wir uns mit Fanatikern abgegeben haben.«
»Was für Fanatikern?«
»Fanatikern, die glauben, eine gute Verschlüsselungstechnik zu haben, sei von nahezu apokalyptischer Bedeutung.«
»Was hat sie dazu gebracht, so etwas zu glauben?«
»Indem sie von Leuten wie Yamamoto gelesen haben, die gestorben sind, weil sie eine schlechte Verschlüsselungstechnik hatten, und das dann in die Zukunft projizierten.«
»Sind Sie auch dieser Meinung?« fragt Amy. Das könnte eine jener Fragen sein, die den Wendepunkt in einer Beziehung markieren.
»Nachts um zwei, wenn ich wach in meinem Bett liege, ja«, sagt Randy. »Bei Licht besehen erscheint es mir paranoid.« Er wirft einen raschen Blick zu Amy hinüber, die ihn taxierend anschaut, weil er die Frage noch nicht richtig beantwortet hat. Er muss sich für das eine oder andere entscheiden. »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, glaube ich. Eine gute Verschlüsselungstechnik zu haben kann nicht schaden, ist möglicherweise sogar hilfreich.«
»Und kann Ihnen nebenbei eine Menge Geld einbringen«, erinnert Amy ihn.
Randy lacht. »An diesem Punkt geht es nicht mal mehr ums Geldmachen«, sagt er. »Ich möchte nur nicht völlig gedemütigt dastehen.«
Amy lächelt geheimnisvoll.
»Was?«, fragt Randy.
»Als Sie das gesagt haben, haben Sie sich genau wie ein Shaftoe angehört«, sagt Amy.
Danach steuert Randy das Auto ungefähr eine halbe Stunde lang in völligem Schweigen. Er vermutet, dass er Recht hatte: Es war ein Wendepunkt in ihrer Beziehung. Das kann er sich jetzt nur noch völlig vermasseln. Deshalb hält er lieber den Mund und fährt.
Der General
Zwei Monate lang schläft er, unter einem Moskitonetz ausgestreckt, an einem Strand auf Neukaledonien, träumt von schlimmeren Orten und feilt an seinem Text.
In Stockholm hat ihn jemand von der britischen Botschaft zu einem bestimmten Café gebracht. Ein Mann, den er in dem Café kennen lernte, hat ihn zu einem Wagen gebracht. Der Wagen hat ihn zu einem See gebracht, wo zufällig gerade ein Schwimmerflugzeug mit laufenden Motoren und ausgeschalteten Lichtern stand. Der Special Air Service hat ihn nach London gebracht. Naval Intelligence hat ihn nach D.C. gebracht, sein Gehirn leer gepumpt und ihn mit einem dicken Stempel in den Papieren, laut dem er nie mehr ins Gefecht geschickt werden durfte, den Marines übergeben; er wusste zu viel, um in Gefangenschaft geraten zu dürfen. Die Marines stellten fest, dass er zu wenig wusste, um als Etappenhengst zu dienen, und stellten ihn vor die Wahl: eine einfache Fahrkarte nach Hause oder Weiterbildung. Er entschied sich für die Fahrkarte nach Hause und machte dann einem naiven Offizier weis, seine Familie sei umgezogen und wohne jetzt in San Francisco.
Die San Francisco Bay konnte man praktisch überqueren, indem man von einem Schiff der Navy zum nächsten hüpfte. Das Ufer war gesäumt von den Piers, Depots, Lazaretten und Gefängnissen der Navy. Sie wurden allesamt von Shaftoes Kameraden bewacht. Shaftoes Tätowierungen waren unter Zivilkleidung verborgen und sein Haarschnitt hatte sich ausgewachsen. Aber er brauchte nur aus Steinwurfweite einem Marine in die Augen zu schauen und dieser erkannte ihn sofort als Kameraden in Not und war bereit, ihm jedes Tor zu öffnen, gegen jede Vorschrift zu verstoßen, wahrscheinlich sogar sein Leben aufs Spiel zu setzen. Shaftoe gelangte so rasch als blinder Passagier auf ein Schiff nach Hawaii, dass er nicht einmal mehr Zeit hatte, sich zu besaufen. In Pearl brauchte er vier Tage, um auf ein Schiff zum Kwajalein-Atoll zu kommen. Dort war er ein legendärer Held. Auf Kwaj war sein Geld nichts wert; er rauchte, aß und trank eine Woche lang, ohne dass man ihn auch nur einen Dime ausgeben ließ, und seine Kameraden verhalfen ihm schließlich zu einem Platz in einem Flugzeug, das ihn ein paar tausend Meilen genau nach Süden, nach Noumea auf Neukaledonien, brachte.
Sie taten
Weitere Kostenlose Bücher