Cryptonomicon
Wert eines Dollars besitzt) auf dem Bauernmarkt an einsamen Autobahnkreuzungen in der finstersten Provinz für die entsprechende Menge roher Kartoffeln bezahlen würde. Deshalb müssen sie zum Frühstücken in eine Kleinstadt fahren (da Lebensmittelgeschäfte in großen Städten wie Redding ja der reinste Nepp sind) und ein richtiges Lebensmittelgeschäft suchen (denn Supermärkte sind ja etc., etc., etc.) und ihr Frühstück in der denkbar ursprünglichsten Form erstehen (stark herabgesetzte Bananen, die weit über dem Verfallsdatum liegen und nicht einmal mehr im Bund zusammenhängen, sondern vom Boden aufgekehrt und in eine lustig bedruckte Papiertüte gesteckt werden, dazu ein markenloser Cheerio-Abklatsch in einer röhrenförmigen Tüte und eine Schachtel namenloses Milchpulver) und es aus einem blechernen Essgeschirr aus Armeerestbeständen essen, das die Shaftoes mit bewundernswerter Gelassenheit aus dem Kofferraum des frisierten Schlittens zaubern, einem eisernen, ölverschmierten Abgrund, voll geknallt mit Gleitschutzketten, verbeulten Munitionskisten und, wenn Randys Augen ihn nicht trügen, zwei Samurai-Schwertern.
Jedenfalls geht das alles recht lässig über die Bühne und nicht so, als versuchten sie Randys Stehvermögen zu testen, und deshalb kann er sich auch nicht vorstellen, dass das als eine wirklich verbindende Erfahrung gilt. Eine verbindende Erfahrung wäre allenfalls, wenn der Impala in der Wüste eine größere Macke bekäme und sie ihn mit Teilen reparieren müssten, die sie auf einem nahe gelegenen, von tollwütigen Hunden und mit Schrotflinten bewaffneten Zigeunern verteidigten Schrottplatz geklaut hätten. Aber Randy hat Unrecht. An Tag 2 tauen die Shaftoes (jedenfalls die männlichen Geschlechts) ein wenig auf.
Es hat den Anschein (und das ist das Destillat aus vielen im Gespräch verbrachten Stunden), dass, wenn man sich als kerngesunder junger männlicher Shaftoe in einem fremden Land aufhält und ein Auto hat, das man mit den zahllosen Ratschlägen und der tatkräftigen Unterstützung seiner weit verzweigten Familie hübsch hergerichtet hat, der Gedanke, es zugunsten irgendeines anderen Beförderungsmittels abzustellen , nicht nur eine offenkundige finanzielle Torheit, sondern schlicht und einfach eine Art moralischer Bankrotterklärung darstellt. Aus diesem Grund fahren sie mit dem Auto nach Whitman, Washington. Aber warum (findet einer von ihnen schließlich den Mut zu fragen), warum nehmen sie zwei Autos? In dem Impala ist ausreichend Platz für vier. Randy hat schon die ganze Zeit den Eindruck, dass die Shaftoes von seinem beharrlichen Festhalten an dem überflüssigen und widerlich zerkratzten Acura befremdet sind und nur ihre ungeheure Höflichkeit sie daran hindert klarzustellen, dass es der reine Wahnsinn ist. »Ich gehe nicht davon aus, dass wir nach Whitman noch zusammenbleiben«, sagt Randy (nachdem er ein paar Tage in Gesellschaft dieser Jungen verbracht hat, legt er langsam die Angewohnheit ab, Kurzworte zu verwenden, diese ordinären Abkürzungen der Sprechfaulen und pathologisch Gehetzten). »Wenn wir zwei Autos haben, können wir uns dort trennen.«
»So weit ist die Fahrt nicht, Randall«, sagt Robin, tritt einmal kurz und heftig das Gaspedal des Impala durch und überholt mit einem Schlenker einen Tanklastwagen. Randy hat es geschafft, sie von dem ursprünglichen »Sir« und »Mr. Waterhouse« abzubringen und dazu zu überreden, ihn beim Vornamen zu nennen, wozu sie sich allerdings (wie es scheint) nur unter der Bedingung bereit erklärt haben, dass sie die Langform »Randall« statt »Randy« benutzen können. Gegen anfängliche Versuche, als Kompromisslösung »Randall Lawrence« zu sagen, hat Randy sich heftig gewehrt, so dass es einstweilen bei »Randall« bleibt. »M.A. und ich würden Sie ohne weiteres auch wieder am San Francisco Airport absetzen – oder wo auch immer Sie Ihren Acura abstellen möchten.«
»Wo sonst würde ich ihn wohl abstellen?«, fragt Randy, der den letzten Teil nicht kapiert.
»Na ja, ich meine, wenn Sie sich ein wenig umschauten, könnten Sie sicher einen Platz finden, wo Sie ihn für ein paar Tage gratis abstellen könnten. Unter der Voraussetzung, dass Sie ihn behalten wollen.« Ermunternd fügt er hinzu: »Für diesen Acura würde man trotz der erforderlichen Reparaturen an der Karosserie bestimmt noch einen anständigen Preis erzielen.«
Erst jetzt wird Randy klar, dass die Shaftoes meinen, er sei völlig verarmt, hilflos und
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