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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gegenseitig an. Sie sind umgeben von konzentrischen Ringen aus Polizisten, Reportern und Anwaltsgehilfen – zusammengenommen das, was Tolkien Menschen nennen würde – und ein paar nicht- oder nachmenschlichen Wesen, die mit sonderbaren Physiognomien und undefinierbar magischen Kräften ausgestattet sind: Zwergen (zuverlässig, fleißig, zäh) und Elben (auf vergeistigtere Weise brillant). Randy, ein Zwerg, begreift allmählich, dass sein Großvater womöglich ein Elbe war. Und Avi ist ein Mensch mit einem stark elbenhaften Leuchten. Und irgendwo im Zentrum des Ganzen befindet sich wahrscheinlich Gollum.
    Auf dem Bildschirm von Randys Laptop erscheint ein kleines Fenster, das die kitschige, im Stil der Wochenschauen aus den Vierzigerjahren gehaltene Animation eines Funkturms mit Concept-art-Funkwellen im Zickzack zeigt, die von ihm über die ganze Erde ausstrahlen; dabei ist diese alles andere als maßstabsgetreu wiedergegeben: Ihr Durchmesser entspricht ungefähr der Höhe des Funkturms. Dass diese Info-Blitze des Jupiter sichtbar und beweglich sind, ist das optische Zeichen dafür, dass sein Funkadapter seinen Weg in das Paket-Funkübertragungsnetz gefunden hat. Randy öffnet ein Terminalfenster, tippt
    telnet laundry.org
    ein und peng!, wenige Sekunden später bekommt er ein Login Prompt. Jetzt schaut Randy sich das animierte Fenster noch einmal an und stellt befriedigt fest, dass die Info-Blitze einer Ansammlung von Fragezeichen Platz gemacht haben. Das bedeutet, dass sein Computer laundry.org als ein Gerät erkannt hat, auf dem das Secure Wide Area Network protocol (S/WAN) – das Gesicherte Fernnetz-Protokoll – läuft, was bedeutet, dass jedes Datenpaket, das zwischen Randys Laptop und laundry.org hin und her geht, verschlüsselt wird. Ein wirklich angenehmer Gedanke, wenn man kurz davor ist, über das Funknetz etwas Illegales zu machen.
    Mike oder Mark steigt aus seinem Auto und gibt dabei in einem langen schwarzen Westernmantel eine dramatische Figur ab, ein Eindruck, der allerdings durch das T-Shirt, das er darunter anhat, eher verdorben wird: schwarz mit einem dicken roten Fragezeichen in der Mitte. Er hängt sich den Riemen seiner Schrotflinte über die Schulter, beugt sich in den Kofferraum und holt einen breitkrempigen schwarzen Cowboyhut heraus, den er aufs Autodach legt. Er wirft die Ellbogen hoch, steckt sein langes Haar hinter die Ohren, schaut zum Himmel und klemmt sich dann den Cowboyhut auf den Kopf. Lose um den Hals gebunden trägt er ein schwarzes Tuch mit einem Fragezeichenmuster, das er sich jetzt bis über den Nasenrücken hochzieht, sodass zwischen ihm und dem Cowboyhut nur noch ein Sehschlitz frei bleibt. Liefen nicht einige seiner Freunde wie zum Beispiel John Cantrell des Öfteren in einem solchen Aufzug herum, bekäme Randy es mit der Angst zu tun. Vom sorgfältigen Schwenk eines Kameramanns verfolgt, geht Mike oder Mark mit großen Schritten über den Parkplatz und marschiert über die Straße zu dem 24 Jam hinüber.
    Randys Anmeldung bei laundry.org erfolgt über ssh – »secure shell« -, eine Möglichkeit, die Kommunikation zwischen Computern noch weiter zu verschlüsseln. Laundry.org ist ein Anonymisierungsservice; alle über ihn zu einem anderen Computer geleiteten Datenpakete werden zunächst von sämtlichen kennungsrelevanten Informationen befreit, sodass niemand, der eines dieser Pakete abfängt, herausbekommen kann, wo es losgeschickt wurde. Nachdem Randy sich in den Anonymisierdienst eingeklinkt hat, tippt er
    telnet crypt.kk
ein, drückt die Returntaste und schickt dann wirklich und wahrhaftig ein Stoßgebet zum Himmel. Die Krypta durchläuft immer noch ihre Testphase (was ja auch der einzige Grund dafür ist, dass der komplette Speicherinhalt von Tombstone noch nicht zu ihr übertragen wurde).
    Auf dem 24 Jam-Gelände hat Mike oder Mark sich zu drei anderen elbenhaft aussehenden Typen in schwarzen Cowboyhüten und Halstüchern gesellt, die Randy aufgrund der Länge und Farbe von Pferdeschwanz und Bart identifizieren kann. Da ist zunächst Stu, ein Berkeley-Doktorand, der irgendwie in Avis HEAP-Projekt verwickelt ist, ferner Phil, der vor ein paar Jahren eine bedeutende Programmiersprache erfunden hat und in seiner Freizeit dem Helikopter-Skifahren huldigt, und Craig, der alles weiß, was man über verschlüsselte Online-Transaktionen mit Kreditkarten wissen kann, und ein Anhänger des traditionellen japanischen Bogenschießens ist. Manche dieser Burschen tragen lange

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