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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Angewohnheit, wertvolle Bandbreite zu sparen, indem sie à la Paul Revere und der Old North Church im Binärcode, immer nur ein Bit auf einmal, miteinander kommunizieren. In diesem Fall bedeutet »Null«, dass es Randy nicht gelungen ist, sämtliche Daten auf Tombstones Festplatte zu löschen.
    Die Erste-Klasse-Lounge der Air Kinakuta mit ihren kostenlosen Drinks und ihrem völlig unamerikanischen Servicekonzept lockt. Randy meidet sie, denn er weiß, dass er, wenn er dorthin geht, auf der Stelle ins Koma sinkt und man ihn mit einem Gabelstapler in die 747 würde hieven müssen. Stattdessen spaziert er im Flughafengebäude umher und schlägt sich jedes Mal, wenn ihm wieder bewusst wird, dass sein Laptop dort nicht mehr baumelt, mit einer spastischen Bewegung auf die Hüfte. Er gewöhnt sich nur sehr langsam an die Tatsache, dass der größte Teil seines Laptops in einem Mülleimer bei dem Fordhändler steckt, bei dem er den Acura losgeworden ist. Während er darauf wartete, dass dessen Angestellter mit den fünf Riesen von der Bank zurückkam, benutzte er das Schraubenzieherset an seinem Allzwecktaschenwerkzeug, um das Plattenlaufwerk des Laptops auszubauen, und warf den Rest weg.
    In der Abflughalle hängen riesige Fernseher von der Decke, auf denen der Airport Channel läuft, eine Abfolge von Nachrichtenhäppchen, die noch nervtötender und oberflächlicher sind als die normalen Fernsehnachrichten, das Ganze gemischt mit jeder Menge Wettervorhersagen und Börsennotierungen. Randy ist erstaunt, aber nicht wirklich überrascht, in einem längeren Beitrag Heimliche Bewunderer mit ihren schwarzen Hüten zu sehen, wie sie in den Straßen von Los Altos ihr im Second Amendment verbrieftes Recht aufWaffenbesitz ausüben, die Barrikade bei Ordo, wie sie lawinenartig auf die Kamera zustürzt, und die Polizisten, wie sie mit gezogenen Waffen darüber hinwegstürmen. Paul Comstock ist zu sehen – wie er, kraftstrotzend und selbstgefällig, beim Einsteigen in eine Limousine innehält, um etwas zu sagen. Von Fernsehnachrichten heißt es im Allgemeinen, dass das Bild alles sei, und wenn das zutrifft, ist es ein großer Gewinn für die Ordo-Leute, die als Opfer brutaler Verbrecher dastehen.Was Epiphyte nichts bringt, da Ordo nichts anderes als ein Zuschauer ist oder sein sollte. Was eigentlich ein privater Konflikt zwischen dem Dentisten und Epiphyte sein müsste, ist zu einem öffentlichen zwischen Comstock und Ordo geworden, und das macht Randy gereizt und verwirrt.
    Er geht los, steigt in sein Flugzeug und fängt an, Kaviar zu essen. Normalerweise nimmt er nichts zu sich, aber Kaviar hat etwas von dem dekadenten »Die Leier schlagen, während Rom brennt« an sich, das Randy jetzt gerade gut tut.
    Wie es seine Art als Nerd ist, liest Randy sogar die Informationskarten, die zwischen Flugmagazinen und Kotztüten stecken. Eine davon preist die Tatsache an, dass Passagiere der Sultanklasse (wie die Erste-Klasse-Passagiere genannt werden) nicht nur von ihren Sitzen aus nach draußen telefonieren, sondern auch ankommende Gespräche entgegennehmen können. Also wählt Randy die Nummer von Douglas MacArthur Shaftoes GSM-Handy. Es ist eine australische Nummer, aber das Telefon wird überall auf dem Planeten klingeln. Auf den Philippinen ist es jetzt ungefähr sechs Uhr früh, aber Doug ist bestimmt schon wach, und tatsächlich nimmt er beim zweiten Klingeln ab. Am Lärm von Hupen und Dieselmotoren hört Randy, dass er, vermutlich im Fond eines Taxis, im Verkehr von Manila feststeckt.
    »Hier ist Randy. Im Flugzeug«, sagt Randy. »Von der Air Kinakuta.«
    »Randy! Ich habe Sie gerade im Fernsehen gesehen«, sagt Doug.
    Es dauert eine Minute, bis das ankommt; mithilfe einiger Wodkas hat Randy seinen Gaumen von dem Kaviar gereinigt.
    »Ja«, fährt Doug fort, »als ich wach wurde, hab ich CNN eingeschaltet und da hab ich Sie kurz beim Tippen auf einem Autodach gesehen. Was ist denn los?«
    »Nichts! Überhaupt nichts«, sagt Randy. Er glaubt, dass das ein großer Glücksfall ist. Jetzt, wo Doug ihn auf CNN gesehen hat, wird er wahrscheinlich schon aus reiner Paranoia ausgesprochen drastische Maßnahmen ergreifen. Randy schlürft seinen Wodka und sagt: »Der Service in der Sultanklasse ist echt Spitze! Jedenfalls werden Sie, wenn Sie im Internet nach Ordo suchen, feststellen, dass dieser Unsinn nichts mit uns zu tun hat. Absolut nichts.«
    »Das ist merkwürdig, Comstock dementiert nämlich, dass sie gegen Ordo vorgehen«, sagt Doug. Wenn

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