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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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fettiges Zeug frisst. Trotzdem hat er hartnäckig an seinen Fußmärschen festgehalten, während seine Freunde alle möglichen Fitnessmoden mitgemacht und wieder fallen gelassen haben. Darauf ist er mittlerweile richtig stolz und er hat keineswegs die Absicht, damit aufzuhören, nur weil er in Manila lebt.
    Aber es ist verdammt heiß. Haarlosigkeit wäre hier nicht schlecht.
     
     
     
    Nur zwei gute Dinge sind Randy von seinem verunglückten Vorstoß in die Welt des Business geblieben. Erstens hielt er ihn davon ab, sich irgendwie geschäftlich zu betätigen, solange er nicht wenigstens eine Ahnung hatte, auf was er sich einließ. Zweitens entwickelte er eine dauerhafte Freundschaft mit Avi, seinem alten Spiele-Kumpel, der mittlerweile in Minneapolis lebte und Integrität und Sinn für Humor besaß.
    Auf Anraten seines Anwalts (zu diesem Zeitpunkt einer seiner Hauptgläubiger) meldete Randy persönlichen Konkurs an und zog dann mit Charlene nach Mittelkalifornien. Sie hatte ihren Doktor in Philosophie gemacht und bekam eine Assistentenstelle an einer der Three-Siblings-Universitäten. Randy immatrikulierte sich an einer anderen Sibling mit dem Ziel, den Magister in Astronomie zu machen. So wurde er zum Diplomanden, und deren Aufgabe bestand nicht darin, Dinge zu lernen, sondern die fest angestellten Mitglieder des Lehrkörpers von lästigen Verpflichtungen wie Lehre und Forschung zu befreien.
    Im ersten Monat nach seiner Ankunft löste Randy für einen der anderen Diplomanden ein paar banale Computerprobleme. Eine Woche später ließ der Leiter des Fachbereichs Astronomie ihn kommen und sagte: »Sie sind also der UNIX-Guru.« Damals war Randy noch so dumm, diese Bemerkungen schmeichelhaft zu finden, obwohl sie ihn eigentlich bis ins Mark hätten treffen müssen.
    Drei Jahre später verließ er den Fachbereich Astronomie ohne Abschluss und mit nichts anderem zum Beweis seiner Mühen als sechshundert Dollar auf seinem Bankkonto und erstaunlich umfassenden Kenntnissen in UNIX. Später sollte er dahinter kommen, dass der Fachbereich – wenn man die gängigen Stundensätze für Programmierer zugrunde legte – Arbeit im Wert von etwa einer Viertelmillion Dollar aus ihm herausgezogen hatte, und das bei Ausgaben von weniger als zwanzigtausend. Der einzige Trost bestand darin, dass sein Wissen jetzt nicht mehr so nutzlos zu sein schien. Die Astronomie war zu einer stark vernetzten Disziplin geworden und man konnte mittlerweile ein Teleskop auf einem anderen Kontinent oder in der Erdumlaufbahn steuern, indem man über die Tastatur seines Computers Befehle eingab und sich die Bilder anschaute, die es auf dem Monitor produzierte.
    In Sachen Netzwerke war Randy jetzt ungeheuer beschlagen. Jahre zuvor hätte ihm das wenig genützt. Aber nun war das Zeitalter der vernetzten Anwendungen angebrochen, die Morgendämmerung des World Wide Web, und das Timing hätte nicht besser sein können.
    In der Zwischenzeit war Avi nach San Francisco gezogen und hatte eine neue Firma gegründet, mit der er die Rollenspiele aus dem Ghetto der Nerds – der genialischen, auf Computer und Technik fixierten Sonderlinge – herausholen und einem breiten Publikum zugänglich machen wollte. Randy unterschrieb einen Vertrag als Cheftechnologe. Er versuchte, Chester anzuwerben, aber der hatte bereits eine Stelle bei einer Softwarefirma oben in Seattle angenommen. Also holten sie sich jemanden, der für verschiedene Videospielfirmen gearbeitet hatte, und später noch ein paar andere Leute für die Hardware und die Datenübertragung, und sie brachten genug Anfangskapital zusammen, um einen spielbaren Prototyp herzustellen. Mit ihm als Vorzeigenummer fuhren sie runter nach Hollywood und fanden jemanden, der sie mit einem Betrag in der Größenordnung von zehn Millionen Dollar unterstützte. Sie mieteten Gewerberäume in Gilroy an, stopften sie mit Workstations für Grafikanwendungen voll, heuerten einen Haufen findiger Programmierer und ein paar Künstler an und machten sich an die Arbeit.
    Nach sechs Monaten zählte man sie schon zu den künftigen Stars des Silicon Valley, und Randy bekam ein kleines Foto in einem Time -Artikel über Siliwood – die zunehmende Kooperation zwischen Silicon Valley und Hollywood. Ein weiteres Jahr später war das ganze Unternehmen pleite.
    Das war eine endlose Geschichte, die zu erzählen nicht lohnt. Um die frühen Neunziger herum war man allgemein der Ansicht, die Technikzampanos Nordkaliforniens würden sich auf halbem

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