Crystall (German Edition)
gut“, bestätigte der König zufrieden.
Mandy gefiel das gar nicht, sagte aber kein Wort dazu. Sie hätte liebend gerne in der ersten Reihe gestanden, auch wenn’s gefährlich würde.
„Die Vorbereitungen werden gleich nach dieser Sitzung getroffen und allen verkündet. Sorgt dafür, dass keine Panik ausbricht. Bis Mitternacht muss alles bereit sein, die Krieger sollen sich dann ausruhen.“
„Ich führe den Spähtrupp“, meinte der Prinz. „Wenn sie losschlagen, weiß ich’s als erster.“
„Wachen sollen sich ablösen“, sprach der König weiter. „Die Waffen sollen alle breit gelegt werden. Alles klar, dann kann es ja los gehen.“
„Einen Moment noch“, bat Mandy mit einer Blitzidee. „Was wird eigentlich mit Lyhma und den anderen?“
„Wieso?“
„Ja“, fuhr nun auch der Junge auf. „Meine Schwester und ein paar andere haben uns verraten.“
„Das auch noch“, fluchte der König, er glaubte seinem Sohn auf der Stelle. „Sie werden nicht zurück kehren. Sorg für eine Mannschaft, die nach Verrätern Ausschau hält.“
Nawarhon nickte und warf Mandy einen dankbaren Blick zu.
„Dann beginnt endlich!“, schimpfte der König zum ersten Mal grob und hob die Faust.
„Ja!“
„Los geht’s.“
„Haben wir eine Chance?“, fragte Mandy im Sprint.
Der Prinz zuckte mit den Schultern. „Es sieht nicht unbedingt rosig aus. Mein Vater ist äußerlich gelassener, als es in ihm wirklich aussieht. Die Sorge um Verrat macht alles schwerer.“
Mandy genügte das. Der Sieg war noch nicht ihrer und sie mussten auf alles gefasst sein.
Für die nächsten Stunden geschah es so, wie der König es befohlen hatte und Mandy unterstützte die Vorbereitungen nach Kräften. Bis kurz vor Mitternacht herrschte das blanke Chaos. Überall rannten Wesen umher, liefen sich fast gegenseitig über den Haufen oder stellten sich unbeabsichtigt Beine. Sie musste leise lachen, wenn wieder einmal ein Troll der Länge nach auf die Nase fiel. Ansonsten lief alles planmäßig, ohne zu frühen Überfall. Vor den Toren wurden Gräben gehoben und abgedeckt, Fässer vergraben und Ölspuren gezogen. Das würde ein schönes Feuer geben. Auf der Wehr standen dreißig Bogenschützen mit vierfach so hoher Pfeilausstattung. Auf dem Vorhof entstand ein kleines Lager mit Kämpfern, Nahrungsvorräten und Waffendepots. Innerhalb der Festung befanden sich nur wenige Krieger. Am Ende überflutete ein Lichtermeer an Fackeln die Festung und Spähtrupps kundschafteten die Gegend aus. Momentan blieb alles ruhig.
Nach der Arbeit ging Mandy in ihr Zimmer. Sie war so fertig, dass sie sich zunächst aufs Ohr haute, schließlich war alles für einen Angriff vorbereitet. Dennoch kribbelte es in ihrem Bauch, wenn sie daran dachte, zum ersten Mal in einer Schlacht dabei zu sein, die es nur im Mittelalter gab. Aber sie schlief ein paar Stunden.
Irgendwann mitten in der Nacht schreckte Mandy unfreiwillig auf. Das Echo eines lauten Trommelschlags hallte in ihren Ohren und der Körper schien zu vibrieren. Der Schreck zuckte durch die Glieder.
Es verstrichen jedoch noch winzige Sekunden, bis sie wirklich erwachte und die Orientierung wieder fand. Sie legte den Kopf auf die Seite und starrte aus dem Fenster. Der Mond hatte seinen Zenit in der pechschwarzen Nacht erreicht. Dann lauschte sie weiteren Geräuschen, die erst nach mehreren Minuten zurück kehrten. Es handelte sich um einige, aufgebrachte Gespräche am Hof. Sie hörte das aufeinander schlagen von Waffen und hastige Schritte über den Boden. Da schien etwas passiert zu sein.
Mit einem Ruck schwang sie die Beine über die Bettkante und blieb am Rand sitzen. Sie bereute die hastige Bewegung auf der Stelle. Ein schwarzer Sturm machte sich hinter ihrer Stirn breit und für Sekunden wurde ihr übel. Doch sie verdrängte den Schmerz tapfer und stand entgültig auf. Eigentlich wollte sie augenblicklich aus dem Zimmer stürmen und hinaus, um nachzufragen, aber ihr fiel wieder ein, dass zwei Wachen vor der Tür standen. Sie hatten Befehl, sie nicht in die Gefahrenzone zu lassen.
Mandy rümpfte beleidigt die Nase und machte im Schritt kehrt. Sie hatte keine Lust, sich ergebnislos mit den Muskelpaketen rumzuschlagen. Deshalb lief sie ans Fenster und starrte hinaus.
Es war beinahe unglaublich, was sie alles sehen konnte. Der Schein des Mondes und der Fackeln erhellte die Festung enorm, dass so ziemlich jede Bewegung zu erkennen war. Zudem konnte sie garantiert mehr sehen, als jeder einzelne
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