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Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
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wohnte.
    Fünf Tage verliefen in äußerster Ruhe, ich verbrachte die meiste Zeit mit der Aufarbeitung alter Familiendaten. Ich hatte nunmehr einige sehr wesentliche Einzelheiten der letzten Tragödie und Flucht von Walter de la Poer herausgefunden, und ich vermutete stark, daß sie der eigentliche Inhalt der Erbpapiere waren, die während des Brandes in Carfax vernichtet wurden. Es stellte sich auch heraus, daß man meinen Ahnen mit gutem Grunde beschuldigte, alle anderen Mitglieder des Haushaltes im Schlaf ermordet zu haben, außer vier mitschuldigen Dienern; und zwar zwei Wochen nach einer bestürzenden Entdeckung, die sein ganzes Wesen veränderte, die er jedoch keinem Menschen anvertraute, es sei denn vielleicht den wenigen Dienern, die ihm bei seiner Tat behilflich waren und die nachher gleich ihm flüchteten.

    Dieses wohlüberlegte Blutbad an seinem Vater, drei Brüdern und zwei Schwestern wurde von den Dorfbewohnern größtenteils verziehen und vom Gesetz derart nachlässig behandelt, daß der Mörder geehrt, unversehrt und unverkleidet nach Virginien entkam. Man flüsterte allgemein, daß er das Land von einem jahrhundertalten Fluch befreit hätte. Welche Art von Entdeckung aber das war, die einen derart schreckensvollen, wahnwitzigen Mord ausgelöst hatte, vermochte ich nicht einmal zu vermuten. Walter de la Poer mußte die sinistren Geschichten über seine Familie seit Jahren gekannt haben, so daß ihm dieses Material kaum einen neuen Impuls gegeben haben konnte. Hatte er gar eine dieser grauenhaften uralten Riten beobachtet, war er .
    durch Zufall Zeuge einer dieser entsetzlichen Orgien geworden? Oder war er auf ein blasphemisches Symbol in der Priorei oder deren Umgebung gestoßen? Er hatte in England den Ruf eines scheuen sanften Jünglings gehabt. In Virginien selbst schien er sich nicht viel verändert zu haben. Francis Harley von Bellview beschreibt ihn in seinem Diarium als einen Mann von unvergleichlicher Gerechtigkeit, Ehre und Feingefühl.
    Am 22. Juli ereignete sich der erste Zwischenfall, der, wenn auch vorerst leichthin abgetan, in Verbindung mit späteren Vorkommnissen eine über das Natürliche hinausgehende Bedeutung erlangte. Es war so einfach, darüber hinwegzugehen, unter den herrschenden Umständen gar nicht denkbar; denn ich befand mich doch, das darf man nicht vergessen, in einem völlig neuen Haus, wenn man von den Mauern absieht, und außerdem war ich von einer ausgezeichneten Dienerschaft umgeben.
    Woran ich mich nachher erinnerte, ist lediglich, daß mein alter schwarzer Kater, dessen Launen ich so gut kenne, unzweifelhaft in einem Grade wachsam und nervös war, der seinem normalen Charakter in keiner Weise entsprach. Er strich von Zimmer zu Zimmer, ruhelos, aufgeregt, und schnüffelte ununterbrochen an den Wänden, die noch zu einem Teil der gotischen Struktur gehörten. Ich weiß sehr wohl, wie fade und abgedroschen so etwas klingt - wie der unvermeidliche Hund in einer Geistergeschichte, der immer knurrt, ehe sein Herr die lakenverhüllte Gestalt erblickt -, aber ich will es dennoch nicht verschweigen.
    Folgenden Tags beklagte sich ein Diener über die Ruhelosigkeit der Katzen im Haus.
    Er kam zu mir in mein Arbeitszimmer, einem hohen gewölbten Raum auf der Westseite im zweiten Stock, mit schwarzer Eichentäfelung und einem dreiteiligen gotischen Fenster, durch das man das öde, trostlose Tal überblickte; und sogar als er auf mich einsprach, sah ich die jett-schwarze Gestalt meines Katers die Westwand entlangkriechen; er kratzte an der neuen Täfelung, welche die alte Steinmauer bedeckte.
    Ich entgegnete dem Mann, daß von diesem alten Mauerwerk irgend ein besonderer Geruch ausströmen müsse, der, wenn auch für menschliche Sinne unmerklich, die empfindlicheren Organe der Katzen sogar durch die neue Täfelung reizte. Das glaubte ich tatsächlich, und als der Bursche meinte, Mäuse oder Ratten könnten vielleicht da sein, sagte ich ihm, daß hier seit mindestens dreihundert Jahren keine Ratten mehr waren und man könne auch schwerlich annehmen, daß Feldmäuse in die Priorei eingedrungen seien. Am späten Nachmittag besuchte ich Captain Norrys, und er versicherte mir, daß es ein Ding der Unmöglichkeit wäre anzunehmen, Feldmäuse hätten das neue Gebäude in einer so plötzlichen wie unvorherzusehenden Art überfallen.
    Jene Nacht, nachdem ich wie üblich meinen Kammerdiener fortgeschickt hatte, begab ich mich in mein Schlafzimmer, das im Westturm lag. Es war von meinem

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