Cthulhu-Geistergeschichten
Ziegenmelker plötzlich erstorben, und durch das Murmeln der wartenden Menge drang panisches Flattern und Flügelschlagen. Gegen das Mondlicht zeichneten sich große Wolken dieser Vögel ab, die vor dem, was sie sich als Beute erhofft hatten, in Todesfurcht flohen.
Plötzlich sprang der Hund mit einem Satz auf, gab ein erschrecktes Bellen von sich und stürzte durch das Fenster, durch das er hereingekommen war. Ein Schrei erhob sich aus der Menge, und Dr. Armitage rief den Männern zu, daß bis zum Eintreffen der Polizei oder eines Arztes niemand eingelassen werden dürfe. Er war erleichtert, daß die Fenster zu hoch waren, als daß man von draußen hätte hereinsehen können, und zog sorgfältig die Vorhänge zu. In der Zwischenzeit waren zwei Polizisten erschienen; und Dr.
Morgan, der ihnen in der Vorhalle entgegenkam, bat sie dringend in ihrem eigenen Interesse, so lange nidit den gestankerfüllten Lesesaal zu betreten, bis der Arzt kam und das ausgestreckte Ding zugedeckt werden konnte.
Währenddessen gingen grauenvolle Veränderungen auf dem Boden vor sich. Es ist an dieser Stelle überflüssig zu beschreiben, in welchem Maß und Verhältnis das Ding vor den Augen von Dr. Armitage und Prof. Rice schrumpfte und sich auflöste; aber so viel sei gesagt, daß, von der äußeren Gestalt von Gesicht und Händen abgesehen, das menschliche Element in Wilbur Whateley tatsächlich sehr gering gewesen sein muß.
Als der Arzt kam, war bloß noch eine ekle weiße Masse am Boden, und der monströse Geruch hatte sich fast ganz verflüchtigt. Anscheinend hatte Whateley weder eine Schädeldecke noch ein Skelett besessen; zumindest nicht im wahren und unveränderlichen Sinn. Er war mehr seinem unbekannten Vater nachgeraten.
VII
Doch war all das nur der Prolog zu dem Grauen von Dunwich. Die Formalitäten wurden von verwirrten Beamten erledigt, abnorme Details wurden streng vor Presse und Öffentlichkeit geheimgehalten, und man entsandte Männer nach Dunwich und Aylesbury, die nach seinem Besitz sehen und etwaige Erben des verstorbenen Wilbur Whateley feststellen sollten. Sie trafen die Gegend in großer Aufregung an, zum einen wegen des zunehmenden Rumorens in den kuppelartigen Bergen, zum anderen wegen des ungewöhnlichen Gestanks und den schwingenden, schleifenden Lauten, die ohne Ende aus dem großen leeren Gehäuse drangen, Whateleys vernageltem Farmgebäude.
Earl Sawyer, der während Wilburs Abwesenheit nach dem Pferd und dem Vieh gesehen hatte, war von einer bedauerlich ernsten Nervenkrisis befallen. Die Beamten ersannen alle möglichen Entschuldigungen, um nicht diesen geräuschvollen verriegelten Ort betreten zu müssen;
und sie waren erleichtert, als sie die Untersuchung der Wohnräume des Verstorbenen, der reparierten Schuppen, auf einen einzigen Besuch beschränken konnten. Sie schickten einen schwerfälligen Bericht an den Gerichtshof in Aylesbury, und noch heute werden im oberen Miscatonictal zwischen den zahllosen Whateleys, den Dekadenten wie den Nichtdekadenten, Prozesse um die Erbschaft geführt.
Ein fast endloses Manuskript in seltsamen Zeichen, das in ein großes Hauptbuch geschrieben war und wegen der Zwischenräume und der verschiedenartigen Tinten und Schrift auf etwas wie ein Tagebuch schließen ließ, stellte für die, die es auf dem Schreibtisch fanden, ein verwirrendes Rätsel dar. Nach einer Woche sandte man es gemeinsam mit der Sammlung der merkwürdigen Bücher an die Miscatonic University, um es untersuchen und nach Möglichkeit übersetzen zu lassen; aber selbst die besten Linguisten sahen bald, daß es kein Leichtes sein würde, es zu entschlüsseln. Von dem alten Gold, mit dem Wilbur und der alte Whateley regelmäßig ihre Schulden bezahlt hatten, ist noch immer keine Spur entdeckt worden.
Am Abend des 9. Septembers brach das Grauen los. Die Geräusche in den Bergen waren ganz deutlich zu hören, und die Hunde bellten die Nacht durch wie toll.
Frühaufsteher nahmen am 10. einen ganz speziellen Gestank in der Luft wahr. Gegen sieben Uhr wetzte Luther Brown, George Coreys gemieteter Viehbursche, wie vom Teufel gehetzt von der Ten-Acre-Wiese weg, wo er die Kühe gehütet hatte. Er war von Furcht verzerrt, als er in die Küche stolperte; und im Hof draußen brüllte und muhte die um nichts weniger erschreckte Herde erbärmlich, die dem Jungen in Panik gefolgt war.
Unter Keuchen und Stammeln versuchte Luther seine Geschichte Mrs. Corey beizubringen. »Da oben auf der Straße hinter dem Tal
Weitere Kostenlose Bücher