Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Mörders zu unterstützen. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen: Innerhalb der Kirche gibt es keine verdeckten Ermittlungen und keine vorliegenden Informationen, die wir nicht auch mit der Polizei teilten."
Nach einem kurzen, aber kräftigen Applaus wandte sich Yáo Ai an Matsuo Asano.
"Asano Xiansheng, Berichten zufolge existiert ein fortgeschrittener Annäherungsprozess zwischen Geeintes Cubuyata und dem Führungszirkel der Revolutionäre. Entspricht dies der Wahrheit? Und inwieweit beeinflusst die Ermordung des rothulanischen Propheten die Haltung ihrer Partei zu den Revolutionären?"
Matsuo sammelte sich einen Augenblick. Den charismatischen Parteichef zierten Gesichtszüge, die sowohl gütig als auch entschlossen auf seine Mitmenschen wirkten. Seine Attraktivität und seine zurückgezogene Art machten ihn zu einem der begehrtesten Junggesellen der Stadt, was zwar nicht seine politische Botschaft unterstrich, aber der Partei in Umfragen zugute kam. Seine Aura, die beim Betreten einer kleinen Gruppe die gesamte Aufmerksamkeit auf ihn lenkte, transportierte er auch in diesen furchteinflößenden, sterilen Ort. Sakura fühlte sich mit ihm in der Nähe wohler als ohne ihn, und das ging den meisten Menschen so die sie kannte.
"Die Revolutionäre haben vor einigen Monaten dem Pfad der Gewalt abgeschworen und nähern sich immer deutlicher der Mitte der Gesellschaft. Dies ist eine wechselseitige Beziehung, da sich auch der überwiegende Teil der Bevölkerung über alle Klassen- und Kastenunterschiede hinweg nach einem Umbruch, einem Neuanfang sehnt."
"Vielleicht sollte Hokkaidos Rache einen Friedenspreis bekommen." Der Zwischenruf kam von einer der hinteren Reihen auf der gegenüberliegenden Seite des Raums zu Asano.
Dieser ignorierte vorerst den Störer, wandte seinen Blick vom Publikum ab und sah zu Yáo Ai. "Ihre inoffiziellen Berichte sind korrekt. Ich stehe persönlich seit einigen Monaten in verstärktem Kontakt mit meinem Bruder und konnte ihn davon überzeugen, dass nur der friedliche Weg eine Lösung bietet. Die reaktionäre, konfrontative Politik der Regierung ist gescheitert. Hokkaidos Rache ist eine kleine Splittergruppe, die auch der Führungszirkel der Revolutionäre ablehnt." Sein Blick wanderte erneut über das Publikum. "Ich hatte nicht die Absicht, dieses Thema im Wahlkampf auszuschlachten. Wir wollten den Abschluss der Gespräche abwarten, aber Präsident Fengs Pressemitteilung von letzter Woche, dass wir in engem Kontakt mit den, wie er es nannte, terroristischen Rebellen, stehen, kann ich unmöglich unkommentiert lassen."
Tosender Applaus brandete im Saal auf. Sakura spürte Gänsehaut auf ihren Armen, ein warmer Schauer steuerte ihren Rücken hinunter. Asano sprach leise weiter: "Die Anspielungen unseres Präsidenten, dass die Revolutionäre um Haruto für den Anschlag an Varlas verantwortlich sind, entbehren jeglicher Grundlage und sind ein schäbiges Wahlkampfmanöver."
Wieder Applaus, etwas gedämpfter. Dem Großmeister unlauteres Verhalten vorzuwerfen gefiel nicht allen Unterstützern Asanos. Sakura wusste, dass es aber genau diese Mischung aus Politik der Mitte und klare Gegnerschaft zum Status Quo war, die den Kandidaten von Geeintes Cubuyata so wertvoll für seine Partei machte. Jedem politischen Beobachter war aber auch bewusst, dass im Falle schlechter Umfrageergebnisse oder einer Wahlniederlage, die Parteibasis Asano und seinem politischen Spagat die Schuld daran zuspräche.
Sakura bemerkte eine Veränderung in Fengs Verhalten. Sein Gesicht zeigte nicht die geringste Regung. In früheren Debatten war er mit emotionalen Aussetzern in Erinnerung geblieben. Er war sich daher an diesem Abend seiner Sache sicher oder durch die vielen Jahre in der Politik abgeklärt genug, sich seine Verärgerung nicht mehr anmerken zu lassen. Auch ihm und seinem Beraterstab musste klar sein, dass die friedlichen Monate der Revolutionäre und die nun offiziellen Gespräche mit Geeintes Cubuyata Gift für seine konservative, größtenteils auf die Erhaltung des Status Quo ausgerichtete Kampagne war.
Die Moderatorin stellte nun den Kandidaten der beiden kleineren Parteien Fragen. Den Vorsitzenden von Freies Cubuyata, Dèng Gang, befragte sie nach den Unterscheidungen zur Rothulpartei. Er führte mit professorenhaftem Charme und sanfter Stimme seine Eckpunkte auf, die insbesondere auf die Kirche selbst abzielten, wie die Stärkung der Frau und die Erhöhung des Budgets für soziale Zwecke, sowohl in der
Weitere Kostenlose Bücher