Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Kirche als auch im Staat.
Der ältere Herr trug gescheitelte weiße Haare und einen passenden Henriquatre Bart. Er war Sakura gemeinsam mit dem restlichen Publikum seit Beginn der Reformbewegung innerhalb der Kirche vor sieben Jahren bekannt, die vor zwei Jahren in die Gründung einer neuen Partei mündete. Gerade bei jüngeren Erstbesiedlern, insbesondere Frauen, punktete die Partei mit ihren sanften Reformvorschlägen, die sich aber auf guayun-Angelegenheiten konzentrierten. Zweitbesiedlerthemen sprach die Partei bestenfalls mündlich an. Dies führte dazu, dass die Bewegung dediziert auf die Probleme der Kirche von Rothul und ihrer Regierungspartei eingehen konnte, dabei aber in der Masse der Bevölkerung eine Nischenpartei blieb, die nach der Wahl wahrscheinlich als Mehrheitsbeschaffer für die Rothulpartei oder Geeintes Cubuyata diente.
Yáo Ai befragte als nächstes Masahiro Takahashi von Unser Cubuyata nach seiner Vorstellung von einem politischen Wechsel. Nach den Vorwürfen lediglich eine Marionettenpartei zu sein fragte sie vorerst nicht, was Sakura enttäuschte. Offenbar stieß Ai hier bezüglich Regierungskritik bei den Senderchefs an ihre Grenzen.
Der schlaksige Enddreißiger Takahashi antwortete mittels erkennbar trainierter Rhetorik und einem Hauch Nervosität.
"Auch wenn wir Feng Großes verdanken, nun ist die Zeit reif für einen Wechsel. Wir fordern mehr Recht für Zweitbesiedler ein, besonders was die Mitbestimmung in der Kirche betrifft."
Buhrufe durchsetzten den verhaltenen Applaus.
"Das ist es, was ich meinte", sagte Sakura zu Christopher.
"Ich verstehe die Reaktion nicht. Glauben ihm die Leute nicht? Mehr Mitbestimmung ist doch ein Oppositionsthema."
"Oppositionsthemen wären das Wahlrecht, soziale Leistungen und Absicherungen, gleichberechtigte Bildungschancen. All das, was Geeintes Cubuyata im Wahlprogramm beschreibt. Die gesteigerte Mitbestimmung ist etwas, was Feng nach Verkündung durch Unser Cubuyata selbst mit ins Wahlprogramm aufgenommen hat. Wir gehen davon aus, dass das im Vorfeld so abgesprochen war. So zeigt sich die Rothulpartei flexibel und Unser Cubuyata als vermeintlich mächtig genug, Feng zu beeinflussen."
"Wenn die Rothulpartei Pech hat, wildert diese Pseudopartei lediglich bei ihren eigenen Wähler", sagte Christopher. Sakura hoffte, dass er Recht behielt.
Nach den Einzelfragen begann die eigentliche Debatte des Abends. Sie folgte losen Regeln: Yáo Ai gab in unregelmäßigen Abständen ein Thema vor, dass die Kandidaten in der Folge debattierten. Das war nach Sakuras und Christophers Meinung über weite Strecken eine langweilige Angelegenheit - von der Diskussion der Verteilung des aus dem Verkauf der seltenen Erden gigantischen Staatshaushalts einmal abgesehen - bis der Punkt "Revolutionäre" aufkam.
"Ich frage sie: Wieso sollten wir tatsächlich annehmen, dass die Rebellen nun Frieden geben? Welche Garantie haben wir dafür? Die ermittelnden Behörden fahnden seit Jahren gegen einige aus dem Führungszirkel um Haruto. Geeintes Cubuyata kollaboriert demnach mit Verbrechern", sagte Feng ans Publikum und die Moderatorin gerichtet. Applaus mischte sich mit wütenden Protestrufen.
"Weil die von Ihnen betriebene reaktionäre Politik über Jahre hinweg keinen Erfolg brachte. Unterdrückte Menschen verlieren ihren Zorn nicht durch weitere Unterdrückung. Für ein Ende der Gewalt von Seiten der Revolutionäre trete ich persönlich als Bürge ein", sagte Asano.
Sakura war überrascht, eine solche Festlegung hatte sie nicht erwartet. Ob sie zuvor Asanos Beraterstab geplant hatte oder aus der Diskussion heraus spontan entstanden war? Dachte sie an ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse, wünschte sie sich, er hätte weniger klar Position bezogen.
"Ich muss mit Haruto sprechen."
Christopher riss sie aus ihren Gedanken. Einige Gäste drehten sich zu ihnen um und beäugten sie kritisch. "Sind Sie verrückt geworden? Nach allem was wir aus den Protokollen erfahren haben? Sollte er herausbekommen, was wir wissen, oder zumindest annehmen-"
"Lassen sie das meine Sorge sein. Ich kenne mich mit Interviews mit Herrschern, Revolutionsführern und Terroristen aus. Können Sie mir ein Treffen arrangieren?"
Sie käme nicht umhin, Makoto erneut zu kontaktieren. Glücklicherweise trug er ihr nicht lange etwas nach. Und für einen sich als Zeitungsjunkie bekennenden Revolutionsführer dürfte ein Interview mit dem bekannten Journalisten Christopher Harmon interessant sein.
"Ich denke
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