Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
ihn unterstützte. Das hielt ihn nicht davon, endlosen Mist zu schreiben.
In dem Telefonat mit Robert heute Morgen hatte Christopher berichtet, dass ihm auf Cubuyata eine hervorragend informierte Beraterin zur Seite stand und dass er an einer gewaltigen Story recherchierte. Varlas Tod hatte, nach Roberts Bekunden, auch auf der alten Erde wie ein Meteorit eingeschlagen. Er bekniete Christopher ihm ausführliche Hintergründe zu liefern, da die Leserschaft ein gewaltiges Interesse an den Ereignissen zeigte. Die aus Cubuyata zur Erde dringenden Informationen kamen nur zensiert durch den rothulanischen Überwachungsapparat oder waren von staatlicher oder oppositioneller Propaganda durchtränkt.
Er blickte auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass er ausreichend Zeit hatte, sich bis zu Sakuras Ankunft fertig zu machen. Er aß etwas Sushi und Sojakekse aus der Minibar, saß für eine Viertelstunde Zazen und betrachtete im Anschluss noch einmal die vergrößerten Ausschnitte des Fotos, welches er am vorigen Abend von seinen Verfolgern schoss. Sein geklärter Geist nahm das von den Augen an seinen visuellen Cortex übermittelte Bild frei von aufgesetzten Projektionen, Emotionen und Diskriminierungen auf, ohne jede Anhaftung, was ihn aber bezüglich des Fotos keinen Schritt weiterbrachte.
Danach saß er erneut auf seinem Meditationskissen. Ein weiteres bewegtes Bild erschien, eine Abfolge von erkennbaren Einzelbildern. Christopher wanderte am Rande des Grabens zu seinem Bewusstsein. Sein Roshi hatte diese Praxis, die er ihm seinerzeit im Dokusan, dem Einzelgespräch zwischen Schüler und Meister, offenbart hatte, als von der Lehre abweichend bezeichnet, was ihn aber nicht daran hinderte, aus ihr seinen Nutzen zu ziehen.
Noch vermochte er nicht die kurze Sequenz zuzuordnen, er war sich aber sicher, dass sie seinen Verfolger von gestern zeigte. Er war an ihm vorübergegangen, in irgendeinem kahlen Gang. Sein PD klingelte. Sakura wartete unten an der Straße.
Ohne Ergebnis stand er auf, zog sich seine Jacke an, warf seinen Rucksack über und verließ das Zimmer. Er empfing eine nervös wirkende Sakura, vormals Jinglei, im Hotelvorraum, die ihn in einem dicken Wintermantel empfing. Christopher hatte die Wetterberichte ignoriert, weswegen ihm entgangen war, dass es aufgehört hatte zu schneien und sich die Temperatur zweistellig unter dem Gefrierpunkt bewegte. Frierend stieg er auf den Beifahrersitz von Sakuras Fahrzeug und aktivierte die Sitzheizung.
"Ich habe heute Morgen mit unserem Kontakt bei den Revolutionären gesprochen, er informiert mich noch heute Vormittag über Harutos Antwort auf ihre Interviewanfrage. Wir sollten aber nicht zu optimistisch sein", sagte sie während der Fahrt auf der großen Hauptstraße Richtung Kyushu.
Abgerissene Wahlplakate, Flaschen, Steine und sonstige bewegliche Gegenstände, die die umherziehenden und vandalisierenden Gruppen während der nächtlichen Ausschreitungen hinterlassen hatten, kennzeichneten an diesem Morgen die Gehsteige.
"In etwa einer Stunde beginnt unser Morgenzazen."
"In den Parteiräumen? Ich nahm an, dass wir uns erst in Wahlkampfbüros und anschließend in einer japanischen Gemeinschaft umsehen."
"Wir haben hier in der lokalen Parteiaussenstelle eine kleine Zazenhalle in einem aus drei Zimmern verbundenen Raum errichtet. Seit Beginn des Wahlkampfs treffen wir uns sehr häufig."
Sakura bog in eine Seitenstraße und stieß einen Schrei aus. Christopher folgte ihrem Blick und ahnte, was sie erschreckt hatte. Eingeschlagene Fensterscheiben prangten zwischen vollständig mit frischen Graffitis verschandelten Wänden, bezeugt durch am Straßenrand liegende Farbdosen. Zahllose EPapers klebten von Regen und Schnee zersetzt an Türen, Straßenlaternen und demolierten Fahrzeugen. Keine Menschenseele war zu sehen. Die gesamte Straße bot ein Bild der Verwüstung.
Sie hielten vor einem Gebäude, über dessen Tür ein grünes Schild mit den Initialen GC hing. Nun verstand er.
Sakura sprang aus dem Fahrzeug, öffnete mühevoll die schwer beschädigte Tür und stürmte ins Innere. Christopher lief ihr nach und registrierte das Ausmaß der Verwüstung. Umgeworfene und zerstörte Tische, überall in den Zimmern lagen über den Boden wild verteilte Unterlagen. PersonalDevices und Büromaterialien waren zerschlagen auf den wenigen noch stehenden Tischen zu finden. Ein Haufen Wahlplakate und Werbezettel auf EPaper lag angekokelt in einer Ecke, an der Wand stand in frischer
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