Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Augen musterten sie.
"Ja?"
"Ich möchte zu Kapitän Jackson."
"Zum Vize-Präsidenten? Wer sind sie?"
"Megumi. Jackson Xiansheng erwartet mich."
Die Augen verschwanden. Nach einigen Augenblicken öffnete sich die Tür.
Vor ihr stand ein großgewachsener Mann Mitte fünfzig, mit verlebtem Gesicht und einem markanten Kinn. Der Höhe des Sichtschlitzes in der Tür nach hatte er sich ein ganzes Stück bücken müssen, um Sakura überhaupt sehen zu können.
"Mitkommen."
Ohne ein weiteres Wort stapfte der schlaksige Chinese den hinter ihm befindlichen Gang entlang. Sakura folgte ihm in den mit einer gelegentlich an der Wand angebrachten Fackel ausgeleuchteten Tunnel, der sie in seiner Unbehandeltheit eher an Bergbau als an ein Polizeirevier erinnerte.
Die Polizei von Cubuyata unterhielt viele solcher separaten Eingänge. Alle paar Wochen wechselten die Tunnel ihre Bereitschaft, keines der Lagerhäuser diente länger als zusammengefasst einen Monat im Jahr als Zugang. Erfahrene Journalisten kannten das System und seinen Zeitplan und Sakura hätte vermutet, dass sich das Wissen unmöglich auf Dauer geheim halten ließ, wütende Massen zog es aber offenbar auf dem direkten Wege zu dem einzig sichtbaren Tor ins Revier.
Die Fackeln wärmten den Tunnel selbst bei diesen Außentemperaturen, so dass Sakura ihre Mütze abnahm und den Kragen ihres Wintermantels zurückklappte. Sie atmete trockene Luft.
Nach kurzem Fußweg standen sie vor einer Treppe. Die Stufen führten zu einer immensen Stahltür, bei der sich Sakura beim Betrachten unsicher war, ob sie Journalisten draußen oder doch eher die Verbrecher drinnen halten sollte.
Der große Chinese zog einen schweren Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Tor. Sakura versuchte sich zu erinnern, ob sie schon einmal durch diesen Eingang in das Revier gelangt war, gab aber aufgrund der Ähnlichkeit der verschiedenen Einstiege schnell auf.
"Rein da."
Sie trat ein und stand vor einer weiteren Stahltür. Jene hinter ihr fiel mit einem lauten, metallenen Schlag zu. Die Tür vor ihr schwang leiser und automatisch auf, offenkundig ein neueres Modell. Ein Polizist mit Brustpanzer und Barret erschien in der kreisrunden Öffnung und geleitete sie in das Hauptgebäude.
Hektisches Treiben beherrschte den edlen Eingangsbereich. Sakura hatte sich schon häufig gefragt, wie so viel Geld in öffentliche Gebäude wie dieses fließen konnte, während sich in den Armenvierteln fünfzehnjährige Mädchen prostituieren mussten, um ihre Familie über die Runden zu bekommen.
Man sagte Xi einen gewissen Einfluss auf Großmeister Feng nach, der wiederum schon früh die Karriere des Polizeipräsidenten gefördert hatte, als dieser noch einfacher Ermittler war und der keine Messe seines Mentors ausgelassen hatte. Der Klüngel auf Cubuyata beeinflusste die höchsten politischen Ebenen ganz nach dem Vorbild einer karibischen Bananenrepublik. Die dortigen Einwohner hatten zumindest besseres Wetter.
Der junge Polizist begrüßte sie freundlich und geleitete sie vorbei an vielen - neben Türen auf kleinen Holzstühlen sitzenden und auf ihr Verhör wartenden - Männern die lange, geschwungene Treppe hinauf in den zweiten Stock und in das vorletzte Büro am Ende des Gangs.
Auf einem bequemen Sessel sitzend fand sie Christopher vor, der gerade ein entspanntes Gespräch mit einem hochrangigen Kapitän führte, der bei ihrem Erscheinen aufstand, zu ihr herüberkam und ihr die Hand schüttelte.
"Freut mich sie kennen zu lernen, Megumi Nüshi. Harmon Xiansheng hat mir einiges von ihnen erzählt. Ich nehme an, die hervorragenden Quellen und Kontakte zu den Rebellen haben sie beigesteuert?"
Panik machte sich in ihr breit. Sie schaute zu Christopher, der überrascht die Augen aufriss.
"Keine Sorge, ich wahre das Pressegeheimnis. Sie brauchen mir keine Auskunft zu liefern."
Sie behielt ihre ernste Miene bei. Auch wenn Christopher entspannt wirkte: Sie kannte den Mann ein wenig von Kollegen und eigenen Recherchen und Christophers kurzem Intermezzo mit ihm nach der Verfolgung des Schützen. Er war einer dieser ultrakonservativen Rothulanhänger, die ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen gingen, um den Status Quo der Separation zu festigen.
"Das ist eine nette Geste von ihnen, Xiansheng Jackson."
"Ich denke, wir sind soweit fertig, Kapitän?", sagte Christopher.
Jackson wand seine Augen nicht von Sakura ab. Sie fühlte sich von seinen wissenden Augen durchleuchtet. Sie stellte sich seine
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