Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
umkreisten den Platz. Die Gleiter der drei großen Zeitungen flogen mit gebührlichem Abstand über die benachbarten Stadtviertel. Bei derartigen Großeinsätzen der Polizei bekamen sie in aller Regel keine direkte Überflugerlaubnis. Die Polizei begründete dies stets mit Sicherheitsbedenken.
In der Ferne blitzten die ersten Sonnenstrahlen auf. Weite Schatten fielen über den Platz, langsam und wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen, krochen sie sich über die wartenden Menschen.
Sakura und Christopher benötigten eine Stunde um die andere Seite des Platzes zu erreichen. Sie parkte vier Blocks entfernt vom zentralen Ort des Geschehens in einer kleinen Seitenstraße. Von hier sahen sie den Massen zu, wie sie wie fremdgesteuert die Hauptverkehrsstraßen vorandrängten. Direkt auf der kleinen Straße befanden sich nur vereinzelt Rothulaner, die auf ihr die Stromschnelle wechselten. Die meisten beachteten sie nicht, wenige bedachten sie eines misstrauischen Blickes.
"Ich war direkt hier oben zwar nicht auf dem Dach, aber einige hundert Meter weiter da hinten." Er zeigte Richtung Osten. "Die Gebäude sind durch die ausladende Größe sehr eng zueinander gestellt. Wir sollten versuchen, da oben vorwärts zu kommen. Ich traue der Lage auf der Straße nicht."
"Aber die Menschen sind völlig ruhig und still." Sakura verstand ihn nicht.
"Ganz genau deswegen sollten wir nicht hier unten sein. Kommen Sie". Er nahm sie an die Hand und führte sie zum Seiteneingang des alten Gebäudes. Neben der Tür standen Abfälle, Speisereste. Ein Restaurant. Sie betraten den Gang, der direkt ins Treppenhaus führte. Sie sahen niemanden. Christopher erklomm die ersten Stufen, Sakura folgte ihm. Ihr Bauch überstimmte entgegen ihren Gewohnheiten ihren Verstand. Sie selbst wäre nie auf die Idee gekommen, die Massen zu meiden. Aber er war nicht von hier, ihm waren die Versammlungen der Menschen auf Cubuyata fremd. Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kind mit ihren Eltern auf die Messen ging. Zehntausende Menschen im gemeinsamen Gebet. Damals empfand sie tiefste Freude bei den sonntäglichen Veranstaltungen. Das war vor diesen schrecklichen Tagen mit ihrer Mutter und bevor ihr Vater sie beide für die Kirche verließ.
Als Sakura die belastenden Gedanken abgeschüttelt hatte, befanden sie sich bereits einige Stockwerke höher auf der knarzenden Holztreppe. Die Einwohner schienen die Etagen vollständig verlassen zu haben. Niemand hielt es in den Häusern. Nur die verbliebenen Anhänger von Geeintes Cubuyata und den Revolutionären warteten zuhause, ängstlich bangend um das was der nächste Tag bringen sollte.
Auf dem verschneiten Dach angekommen, zog Sakura den Kragen ihrer Jacke fester zu. Eisige Kälte blies ihr entgegen. Christopher orientierte sich und zeigte auf die linke Seite des Dachs. "In diese Richtung". Sie hielten an der Dachkante an und blickten auf das gegenüberliegende Dach. Er hatte Recht behalten, die beiden benachbarten Dächer standen fast plan aneinander.
Sie überquerten auf diese Weise drei weitere Hausdächer und standen schließlich vor dem Gebäude, in dem sich der Tatort befand. Es war etwas größer, hatte zwei zusätzliche Stockwerke. Vor ihnen ragte eine Wand mit Fenstern empor. Sie hatten keine Chance das andere Dach zu erreichen. Die Geräusche der Tritte zehntausender schweigenden Menschen drang nun an ihr Ohr, das Gebäude stand direkt am Messplatz und versperrte ihnen als letztes den Blick auf die gewaltige Ansammlung.
Sie wollte Christopher gerade vorschlagen, das Gebäude auf konventionelle Weise durch die Haustür zu betreten, als ihr Begleiter eine Holzplanke zwischen dem Dach, auf dem sie sich befanden und einem Fenstersims gegenüber ausbalancierte.
"Wo haben sie das denn her?"
"Lag auf der rechten Seite rum. Wir sind wohl nicht die ersten, die sich daran versuchen das Gebäude auf diese Weise zu betreten." Christopher hatte das einzig offene Fenster für seine improvisierte Brücke gewählt. Sakura fror alleine bei dem Gedanken an ein offenes Fenster in der Wohnung bei diesem Wetter. Immerhin hatte es aufgehört zu schneien.
Vorsichtig stiegen sie nacheinander auf die Holzlatte und kletterten durch den Fensterrahmen ins Innere. Sie betraten ein Lagerstockwerk. Bis auf die Aussparung für das Treppenhaus auf der vorderen Seite, existierten keinerlei Trennwände für Zimmer. Unzählige Kisten und Kartons standen teils in Regalen, teils gestapelt auf dem Boden in leidlicher Ordnung.
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