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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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betrachte Eure sogenannten Wahrsagungen als schändlich und abträglich für das öffentliche Interesse. Aufgrund Eurer Offenbarungen befindet sich Gundar in Aufruhr. Ihr werdet kein weiteres Unheil stiften. Nehmt Euer Schild herab und dankt den Göttern, daß Ihr so glimpflich davonkommt!«
    »Ich werde mein Geschäft gern schließen«, erklärte Cugel würdevoll. »Die Arbeit ist ungemein anstrengend.«
    Verdrossen stolzierte Huruska von dannen. Cugel teilte seine Einnahmen mit Zeller, und beide verließen äußerst zufrieden die Marktbude.
    Cugel ließ sich das beste Mahl vorsetzen, das das Gasthaus zu bieten hatte, aber später, als er die Wirtsstube betrat, fiel ihm sofort die Unfreundlichkeit der Gäste ihm gegenüber auf, und er beschloß, sich lieber in sein Gemach zurückzuziehen.
    Am nächsten Morgen, während er frühstückte, kam eine Karawane mit zehn Wagen in der Stadt an. Ihre Hauptfracht war offenbar eine Truppe von siebzehn bildschönen Mädchen, die in zwei der Wagen fuhren. Drei weitere Wagen dienten als ihre Schlafstätten, während die restlichen fünf mit Proviant, Truhen, Kisten, Ballen und anderem beladen waren. Der Karawanenmeister, ein rundlicher, freundlich aussehender Mann mit wallendem braunen Haar und seidigem Bart, half seinen bezaubernden Schützlingen von den Wagen und führte sie in das Gasthaus, wo Maier ihnen ein nahrhaftes Frühstück, bestehend aus gewürztem Haferbrei, eingelegten Quitten und Tee vorsetzte.
    Cugel beobachtete die Gruppe, während sie sich stärkte, und sagte sich, daß eine Reise in solcher Gesellschaft zu fast jedem Bestimmungsort wahrlich angenehm sein mußte.
    Der Nolde Huruska machte dem Karawanenmeister seine Aufwartung. Die beiden unterhielten sich längere Zeit sichtlich in bestem Einvernehmen. Cugel wurde bereits ungeduldig.
    Endlich verabschiedete sich Huruska. Die Mädchen, die mit ihrem Frühstück fertig waren, brachen zu einem Spaziergang um den Stadtplatz auf.
    Cugel ging zu dem Tisch, an dem der Karawanenmeister sitzen geblieben war. »Mein Herr«, sagte er. »Ich heiße Cugel. Gestattet mir ein paar Worte.«
    »Durchaus, durchaus! Setzt Euch doch! Trinkt Ihr ein Glas dieses ausgezeichneten Tees mit mir?«
    »Danke. Dürfte ich mich nach dem Ziel dieser Karawane erkundigen?«
    Der Karawanenmeister wunderte sich über Cugels Unwissenheit. »Wir reisen nach Lumarth. Meine Schützlinge sind die ›Siebzehn Jungfrauen von Symnatis‹, die traditionsgemäß den Großen Festspielen erst den wahren Glanz verleihen.«
    »Ich bin fremd in dieser Gegend«, erklärte ihm Cugel. »Deshalb kenne ich auch die hiesigen Gebräuche nicht. Ich bin jedoch ebenfalls auf dem Weg nach Lumarth und würde mich freuen, wenn Ihr mir gestattet, mit Eurer Karawane zu reisen.«
    Der Karawanenmeister gab freundlich seine Zustimmung. »Eure Begleitung ist mir eine Ehre«, versicherte er Cugel.
    »Großartig!« freute sich Cugel. »Dann ist es also abgesprochen!«
    Der Karawanenmeister strich über den seidigen braunen Bart. »Ich muß Euch jedoch darauf aufmerksam machen, daß aufgrund der Annehmlichkeiten, die ich den siebzehn Maiden bieten muß, meine Preise höher als üblich sind.«
    »Oh, wirklich? Wieviel verlangt Ihr denn?« erkundigte sich Cugel.
    »Die Reise wird noch etwa zehn Tage dauern. Der unterste Preis pro Tag ist zwanzig Terces, das wären demnach zweihundert Terces, zuzüglich zwanzig für den Wein.«
    »Das ist weit mehr, als ich mir leisten kann«, gestand Cugel düster. »Im Moment nenne ich lediglich ein Drittel dieser Summe mein eigen. Besteht keine Möglichkeit, meine Reise abzuarbeiten?«
    »Bedauerlicherweise nicht«, erwiderte der Karawanenmeister. »Noch heute morgen war der Posten eines bewaffneten Wächters offen, der sogar einen geringen Lohn einbrächte, doch Huruska, der Nolde, der Lumarth zu besuchen beabsichtigt, erklärte sich damit einverstanden, als Karawanenwächter mitzureisen, und so ist die Stellung inzwischen besetzt.«
    Cugel seufzte enttäuscht und hob die Augen gen Himmel. Als er endlich wieder sprechen konnte, fragte er: »Wann beabsichtigt Ihr aufzubrechen?«
    »Im Morgengrauen, mit absoluter Pünktlichkeit. Es tut mir leid, daß uns das Vergnügen Eurer Begleitung entgeht.«
    »Ich bedauere es gewiß nicht weniger«, versicherte ihm Cugel. Er kehrte zu seinem Tisch zurück und grübelte über die ganze Sache nach. Schließlich begab er sich in die Gaststube, wo an verschiedenen Tischen Karten gespielt wurde. Er ersuchte,

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