Cugel der Schlaue
Wasserglimmer ankommen.«
Nachdenklich äußerte Cugel: »Wenn ich so an den langen Weg denke, neige ich immer mehr dazu, Euch um den Zauber der unermüdlichen Beine zu bitten.«
»Nun, das würde nur wenige Minuten beanspruchen«, versicherte ihm Bazaard. »Besprechen wir uns mit meinen Vätern.«
Die beiden gingen in den Saal, wo Archimbaust in einem Zauberbuch nachschlug. Fast schwerfällig die Silben aussprechend, lenkte er die wirksame Kraft auf Cugel.
Zum Erstaunen aller prallte der Zauber lediglich gegen Cugels Beine, wich davor zurück, versuchte es erneut, wurde dabei gegen eine Wand geschmettert, von ihr an die gegenüberliegende, bis schließlich nur noch ein leises Mahlen zu hören war.
Die vier Zauberer besprachen sich eingehend miteinander. Schließlich wandte Disserl sich an Cugel: »Das ist wahrhaftig ungewöhnlich! Es läßt sich nur dadurch erklären, daß Ihr Sprühlicht tragt, dessen fremdartige Kräfte irdischen Zauber abweisen!«
Begeistert rief Bazaard: »Versucht doch den Zauber inneren Brausens an Cugel. Wenn er nicht wirkt, haben wir Gewißheit!«
»Und wenn er wirkt?« gab Disserl kalt zu bedenken. »Ist das deine Vorstellung von Gastfreundschaft?«
»Oh, verzeiht!«, entschuldigte sich Bazaard verwirrt. »Das war wohl doch etwas unüberlegt!«
»Es sieht ganz so aus, als müßte ich auf die ›unermüdlichen Beine‹ verzichten«, sagte Cugel. »Aber das ist nicht so schlimm, ich bin das Wandern gewöhnt. Gestattet, daß ich mich nun verabschiede.«
»Unsere Hoffnung begleitet Euch«, versicherte ihm Vasker. »Kühnheit und Vorsicht, laßt sie Hand in Hand wirken!«
»Ich bin Euch dankbar für Euren weisen Rat«, antwortete Cugel. »Nun hängt alles von Iucounu ab. Wenn die Habgier stärker als seine Umsicht ist, werdet Ihr Euch bald Eurer fehlenden Körperteile wieder erfreuen können. Bazaard, unsere Zufallsbekanntschaft hat sich, wie ich hoffe, für alle Beteiligten als profitabel erwiesen.« Nunmehr verließ Cugel Llaio.
Sprühlich t
An einer Brücke aus schwarzem Glas, die über den Sune führte, verriet Cugel ein Schild, daß er zurück im Lande Almery war. Die Straße gabelte sich. Die alte Ferghaz Straße folgte dem Sune, während der Kang-Königreichs-Marschweg südwärts bog, die Hängenden Hügel überquerte und zum Twischtal verlief.
Cugel hielt sich nach rechts und wanderte so westwärts durch eine Gegend kleiner Bauernhöfe, die voneinander durch Reihen hoher Mulgoonbäume getrennt waren.
Ein Fluß aus dem Dawald mündete in den Sune. Die Straße führte über eine Brücke mit drei Bogen pfeilern. An der anderen Seite lehnte Iucounu an einem Pflaumenbaum und kaute auf einem Strohhalm.
Cugel blieb stehen, blinzelte, bis er schließlich überzeugt war, daß er keinen Geist, auch keine gelbhäutige Halluzination mit Hängebacken vor sich hatte, sondern tatsächlich Iucounu höchstpersönlich. Ein hellbrauner Mantel spannte sich um den birnenförmigen Rumpf, und die dürren Beine steckten in einer engen, rosa-schwarz-gestreiften Hose.
Daß er ihm so bald begegnen würde, damit hatte Cugel nicht gerechnet. Er streckte den Oberkörper vor, scheinbar um sich zu vergewissern. »Täusche ich mich, oder ist es wirklich Iucounu?«
»Ihr täuscht Euch nicht«, antwortete Iucounu und rollte die gelben Augen in alle Richtungen, nur nicht in Cugels.
»Das ist wahrhaftig eine Überraschung!«
Iucounu legte die Hand vor den Mund, um ein Lächeln zu verbergen. »Eine angenehme, wie ich doch sehr hoffe.«
»Das bedarf wohl keiner Erwähnung. Ich hatte nur keineswegs erwartet, Euch mitten am Weg herumlungern zu sehen, deshalb erschrak ich zugegebenermaßen. Habt Ihr etwa von der Brücke geangelt? Aber nein, sonst müßtet Ihr ja Rute und Köder bei Euch haben.«
Iucounu drehte langsam den Kopf und musterte Cugel unter hängenden Lidern. »Auch ich bin überrascht, daß Ihr schon von Euren Reisen zurück seid. Doch weshalb nehmt Ihr einen so entlegenen Weg? Früher habt Ihr doch Euer Unwesen entlang dem Twisch getrieben.«
»Ich vermeide absichtlich meine alten Lieblings-plätze, genau wie ich meine alten Gewohnheiten aufgegeben habe. Weder die einen noch die anderen brachten mir Glück.«
»In jedem Leben kommt einmal die Zeit der Umkehr«, sagte Iucounu. »Auch ich überlege, ob ich nicht mein Leben ändern soll, und zwar in einem Maß, das Euch überraschen mag.« Er spuckte denStrohhalm aus und sagte im Brustton der Überzeugung: »Cugel, Ihr seht gut aus! Eure
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